Betreff: Überflüssiges

Von: Bank der Kuenste

Datum: Thu, 8 Dec 2005 00:49:56 +0100 (CET)

An: BANK der KÜNSTE


1.: Dieser Artikel. Lesen Sie bitte nicht weiter.

2.: Augsburger Diskussionen. Aktuell: Der Raketen-Glühmarkt-Baum. Wie soll ich mich darüber denn auslassen, wo ich doch zu selten das Stimmungsblatt lese, das es schafft, "hauseigene" Kunstwerke aus der Stadt zu verbannen - was wirklich eine Leistung ist. Aber zurück zum Baum. Ja, er ist hässlich. Er ist schön gewachsen, wie ich einmal Tagsüber feststellen musste, als ich - aus obigen Lektüregründen - noch nichts von seiner Umstrittenheit ahnte. Auch die Goldfoliensternchen trugen ihren Teil dazu bei, ihn ins rechte Tageslicht zu rücken. Und es war ein ekliger Tag. Die Apfelküchle waren auch schon mal besser, naja. Dann hat mich allerdings das Virus dieser verderbten, überemotionalisierten, konservativistischen Diskussion erfasst, so dass ich nicht anders konnte, als ihm, dem großen, geraden, mit einer mißtrauischen Voreingenommenheit und Bestürztheit über die Zerstörung aller Werte, die der Christkindlsmarkt seit seiner ersten Urkundlichen Erwähnung in ägyptischen Grabinschriften für die damals von den Vindelicischen Kelten unter Bischof Ulrich gegründeten römischen Siedlung, die Augustus damals besuchte, um die Spezialität des international bekannten Sternekochs Elias Holl in seinem eigens dafür errichteten Ratskeller zu genießen, während ihm die Fugger auf ewig im Turmverlies nebenan das Papageno-Lied, eine Spezialität Valentin Rathgebers, dem Ziehvater von Leopold Mozart, der damals die Musik zur Dreigroschenoper des großen Dramatikers Bertolt Peutinger schöpfte, auf einem alten Metallophon zu schlagen verdammt sind, die lechgefischten und via Mühlhausen bis nach Santiago de Compostela exportierten Jakobsmuscheln, symbolisiert, mit Argwohn gegenüberzutreten und seine Illumination überkritisch zu betrachten. Doch diese ist und bleibt hässlich. Nicht, dass es nicht möglich sei, einen Baum auch ohne Birnen glühen zu lassen - man denke nur an den, in seiner Schönheit auch variierenden, aber dennoch im oberen Drittel gelegenen, LEW-Baum - aber die Leuchtmittel sind mit solcher Lieblosigkeit angebracht - und vielleicht doch ein paar zu wenig! Vielleicht wirds ja nächstes Jahr besser. Wer auf diesen Schock nicht auch noch den Todesstoß versetzt bekommen möchte, der verirre sich im übrigen nicht in den Hohen Weg, denn hier halfen nichtmal mehr die Glühbirnen.

3.: Augsburger Kulturhauptstadtsanwandlungen. Bleiben wir am Ort und wenden uns zum Regierungsgebäude, das ja jetzt doch keine neuen Tore brauchte. Eine nicht nur kitschige, sondern vor allem lächerliche Dummheit ist da in jedem Fenster zu sehen - obwohl momentan doch die Bürokratie dadurch verdeckt ist. Der Adventskalender. Verdammt ist das peinlich! Brecht als einer dieser beiden dicken Engel, die von der Wolke runtergucken, Ulrich als Nikolaus oder so, Augustus mit Glöckchen... und am 24ten wird hoffentlich feierlich die Aphrodite enthüllt. Und an einem der noch freien Fenster erscheint am 6.1. Kurt F. Viermetz mit einem noch viel wertvolleren Silberlöffel, den er im Schaetzler-Palais gefunden hat.


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