Betreff: Marionetten und nichts weiter

Von: Bank der Kuenste

Datum: Fri, 7 Apr 2006 16:56:48 +0200 (CEST)

An: BANK der KÜNSTE


Der im unteren, stark gekürzten, Text beschriebene Wurm hält auch noch andere überraschende Lebensstrategien bereit, die gerne im vollständigen Text nachgelesen werden können: http://www.wissenschaft-online.de/abo/ticker/830939 . Der Fokus der gekürzten Version liegt lediglich auf dem merkwürdigsten Sachverhalt rund um dieses Wesen.

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[...] Geburt und Tod ereilen den Gordischen Schmarotzer-Wurm, [Paragordius tricuspidatus,] im freien Wasser von Tümpeln, Bächen und Seen.

Sie entern vorbeikommende Käfer oder Heuschrecken und bohren sich mit Hilfe des harter Penetrationssporns ihrer Vorderseite durch nachgiebige Gelenkhäute ins [...] Innere [am Ufer flanierender Insekten-Passanten - der Zielgruppe der Jung-Saitenwürmer].

Hier dann [...] parasitieren die Jungwürmer am Nährstoffreichtum ihrer Wirte. [...] Ihr Trieb zwingt Weibchen und Männchen zurück ins Wasser, um dort dem anderen Geschlecht zu begegnen und ihren Lebenszyklus zu beschließen. Doch davor haben die Würmer offensichtlich ein Problem.

Wie sie es lösen - wie also ein Saitenwurm es vom Inneren wasserscheuer, landlebender Insekten in den nächsten Tümpel schafft - ist ein parasitologisches Kunststück für sich [...]. Die Forscher des staatlichen wissenschaftlichen Forschungszentrum Frankreichs CNRS hatten eine perfide molekulare Geistesmanipulation befallener Insekten entdeckt, die von den [...] Saitenwürmer[n] eingefädelt wird.


Unter dem Einfluss bestimmter wurmproduzierter Neuroproteine verlieren die wasserscheuen Wirte plötzlich jede Abneigung gegen feuchtes Nass - Videofilme belegen etwa einen kühnen, ohne Zögern ausgeführten Sprung vom Rand eines Swimmingpools, den ein nüchtern kalkulierendes Insekt sicher nie gewagt hätte. Die Saitenwürmer hatten das Gehirn und damit das Verhaltensprogramm sicher im Griff und offenbar nach ihrem Sinn umprogrammiert - kaum im feuchten Element angekommen, verlassen die Würmer dann ihre zappelnde, innen angefressene Ex-Unterkunft zügig. Und während die frei gewordenen Würmer längst unterwegs sind, um sich bald massenorgiastisch sexuell zu verlustieren, ist das häufigste traurige Schicksal des miss- und verbrauchten, hektisch im Wasser zappelnden Insektenlebens der Tod durch Ertrinken.

[...]

 

Jan Osterkamp

 

Quellen:

Nature 440: 756 (2006), Abstract

 

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