Betreff: Purpurrot |
Von: Bank der Kuenste |
Datum: Tue, 19 Jul 2005 01:55:29 +0200 (CEST) |
An: BANK der KÜNSTE |
Das Bundesverfassungsgericht - wobei dieser Name
irreführend ist, denn selbiges wurde damals in Herrenchiemsee ja
garnicht serviert (die wichtigste Zutat fehlt bis heute) - hat
entschieden, dass es nicht verfassungsgemäß ist -
jedenfalls in dieser Form nicht -, dass der gewisse Herr nach Spanien
überstellt wird in die Obhut der dortigen Justiz, die einen
ordentlichen spanischen Haftbefehl bereitgestellt hat.
Ich danke
ihnen.
Ich weiß noch nicht einmal, was er getan hat. Ich
bin auch nicht strikt dagegen, dass soetwas möglich sein sollte.
Gibt vielleicht manchmal Sinn. Macht ihn vielleicht auch, um mich
etwas kosmopolitischer auszudrücken.
Was mich nur freut, ist,
dass diese unsägliche Institution der irrwitzig europäischen
Unionsbürokratie und Zuständigkeitsakkumulatormaschine -
ich habe heute fünf Sekunden auf "Taff" verweilt, als
ich durch die Programme zappte, auf der Suche nach Stimulation für
die krebsgeschwürartig wuchernden Beblödungssynapsen in
meinem Schädel, also nur übertrieben dargestellte
ungesicherte Informationen zu einem Thema erhalten, und davon nur
einen Brocken, meine aber mitbekommen zu haben, dass die E "NON!"
U plant, zu verordnen, dass die im Freien arbeitende Bevölkerung
(jetzt weiß ich nichtmehr) sich vor Sonne schützen
muss/vor Sonne geschützt werden muss (wahrscheinlich
Ansichtssache), sich also insbesondere Bauarbeiter nicht mehr ihres
Hemdes entledigen dürfen (und wahrscheinlich der platterte alte
Eisverkäufer in Venedig eine Mütze tragen muß, "I
survived the hell fire"); nur so nebenbei - mal wieder
ordentlich was ins Getriebe bekommt, nachdem die Franzosen im Sturm
auf die Bruxille (denen danke ich ganz besonders) die Staatsmänner
ordentlich ham auflaufen lassen, in pauschaler Verweigerung alles
unmittelbaren, realitätsfremden, doch in selbem maße
idealfernen dieses kontinentalen Legitimationslochs voll von
überschäumender Irrationalität, in der es möglich
ist, dass ein irgendsoein schwitzender, teuer aber schlecht
gekleideter Beamter mit einer von diesen wahnsinnig unansehnlichen
Golbrillen, deren Milchglasscheiben auf den Backen aufsitzen, einem
Parlament, einem Souverän, der Vertretung des Volkes
vorschreiben kann, es habe ein Gesetz zu verabschieden, fristgerecht,
sonst sei es gezwungen, eine Strafe zu zahlen.
Diese
wunderschönen, purpurroten Roben samt Kopfbedeckung - die sie
auch bei Bewölkung oder nach Sonnenuntergang benutzen - hat ja
dereinst ein Kostümbildner entworfen. Sie sind schön. Und
ungefähr die einzige Institution, die - obgleich immer zwischen
Mißbrauch und hochachtungsvoller Behandlung schwebend - bisdato
ohne schwerere Ausfälle ausgekommen ist. Kontinuierlich,
konsequent, korrekt. Nur manchmal wünschte man sich, dass sie
mal ordentlich auf die Kacke hauen würden, dem ein oder anderen
Berufsdemagogen mal so richtig die Genitalien reorganisierten, dass
sie ihre tolle zur Robe passende Sense mal wirklich benutzen können
(oder entstammt die meinen politischen Gewaltfantasien? weiß
nicht mehr.).
Auch in einem Kulturkreis, in dem die Todesstrafe
abgeschafft ist, muss man dafür sorgen, dass die Guillotine
stets gewetzt bleibt, sonst werden gewisse Kreise zu
selbstsicher.
Vive la France
Vive le zweite Senat du
BVerfG
psycho
p.s.: jetzt werden die Hochrichter ja
bald wieder was zu tun kriegen, ich kann aber noch nicht sagen, was
ich sie tun haben will, da ich in der Meinungsbildung noch nicht so
weit fortgeschritten bin. Ich überlege aber geraden noch an
etwas anderem: Wenn eine ungültige Stimme mit zur
Wahlbeteiligung zählt und die Verhältnisse bezüglich
dieser errechnet würde, wäre es durch forciertes Fehlwählen
möglich, selbst die großen Parteien unter die
Fünf-Prozent-Hürde zu drücken. Und dann interessiert
mich wirklich, was der Köhler tut.