Betreff: p.s.: Guerilla-Kunst / Error |
Von: Bank der Kuenste |
Datum: Mon, 5 Dec 2005 23:21:47 +0100 (CET) |
An: BANK der KÜNSTE |
Eigentlich wollte ich eben nur ein P.S.
verfassen, denn ich habe noch zwei kleinere ergänzende Beispiele
zu erwähnen das Bedürfnis verspürt. Doch als ich
hierfür eben den Betreff manodigitalisierte, bestieg mich ein
unbestimmtes, trotzdem aber unangenehmes Gefühl, einen großen
Fehler begangen zu haben.
Nicht dass es so falsch wäre, etwas
von so hohem potentiellen Wert für die Welt und ihre Geschöpfe
noch nachhaltiger und eindringlicher in die Synapsen einer elitären
Leserschaftskeimzelle, die wie ich hoffe alle Exponenten sind (womit
nicht eine eher nicht gesellschaftsfähige Art sexueller
Betätigung, vielmehr aber eine gesteigerte Aktivität als
Multiplikator zum Ausdruck kommen soll), zu brennen, nur, wie sollte
man dieses Klientel und die so hohen - selbst gesetzten - Maßstäbe
bedienen können, wenn man sich so dilettantisch an seiner
Aufgabe versündigt und ihre Erledigung aus einer Laune heraus
auf eine Stunde eingeschränkter intellektueller wie kreativer
Leistungsfähigkeit ("eingeschränkter" bezieht
sich ausdrücklich auf beide Adjektive) zu legen sich gehen
lässt! Nun habe ich mich hierfür bereits entschuldigt - was
mich in keiner weise von meiner Schuld befreit - und möchte es
auch hiermit ausdrücklich noch einmal zu tun unterlassen.
Darauf aufbauend möchte ich die Nachlässigkeit nicht
mit dieser bequemen Ausrede verzeihlicher zu machen suchen, mit der
ich der Versuchung erlag, alle bisherige Ausbildung leugnend ihren
ekelhaften Prozess der Verzerrung und unnötigen Veränderung
von Äußerlichkeiten, Inhalten und Zusammenhängen auch
mittels meiner fortzusetzen. Ich bekenne daher folgendes:
Es
ist falsch die Taktik, die sehr kurz angenähert auf schnellem,
überraschendem Angriff und ebensolchem Rückzug basiert, als
Guerilla-Taktik zu bezeichnen. Sämtliche Formen die auf diesem
Diminuitivs des spanischen Wortes für Krieg "guerra"
basieren, sind ausnahmslos mit Doppel-"r" zu schreiben.
Alles andere muss als ausgemachter Blödsinn gelten, der
irgendwelchen Gutturallautneurotikern fröhliche Stunden bei
süßem Weißwein bereitet hat. Ich verbessere daher
meine Fehler im letzten Artikel wie folgt:
Guerrilla-Kunst;
Guerrilla-Kunst; Guerrilla-Installation;
Guerrilla-Kunst.
Anschließend muss noch den aus formalen
Gründen wissentlich gemachten Fehler des aktuellen Betreffs wie
folgt berichtigen:
Guerrilla-Kunst.
Ich bitte um
Einstellung des nicht erfolgten Bombardements mit einer nicht
abreißenden Kette von Schmähbriefen, deren Verfasser das
Faß der durch einstweilen in Zeiten so ausgearteten Satzbaus so
schmerzlich vermissten fehlerlosen Interpunktion durch das jüngste
Vergehen wider die deutsche Sprachkultur nun entgültig im
Überlaufen befindlich wähnten.
Nun zum eigentlichen
Inhalt dieser Nachricht:
In einer privaten Nachricht ist mir
zugegangen, es wäre sinnvoll, die Künstler unserer
behandelten Gattung dazu aufzufordern, vor eindrucksvollen
Monumenten, großen Bauten und gegebenenfalls Landschaften,
Schilder anzubringen, die das photographieren dieser strengstens
untersagten. Ich möchte persönlich jedoch noch anfügen,
dass einem bei dieser Art Installation bezüglich des
anzustrebenden kurzen zeitlichen Rahmens die regionalen
Ordnungskräfte sicher unaufgefordert zurhilfe kommen werden. Der
Künstler hat sich folglich nur um die Errichtung zu
kümmern.
Zweitens fand ich in einer ansonsten mäßigen,
theologischen Beilage einer größeren süddeutschen
überregionalen Zeitung einen Hinweis auf ein vielversprechendes
aber nach meinem Geschmack zu bürokratisierten Projekts:
www.bookcrossing.com .
Hier wird man aufgefordert, gelesene Bücher nicht unnütz in
Regalen zu speichern, sondern sie wieder "freizulassen",
sie in eine Bibliothek mit dynamischem Standortsystem zu integrieren.
Die katalogial erfassten Bücher werden vom jeweiligen Leser zu
einer von ihm bestimmten Zeit an einem von ihm bestimmten Ort
deponiert (der sich, wie als Beispiel genannt wurde, auch im
öffentlichen Massentransit befinden kann). Sehr schön!
Ich
verabschiede mich erleichtert und in der Hoffnung weiterhin auf
wohlwollende Leserschaft sowie besonders auf deren schriftliche
Kommentare, Aufsätze, Bemerkungen, Hinweise, Lobesbekundungen
oder ähnliches. Antworten kann so einfach sein. Man muss es nur
tun.
psycho, die Schande der Redaktion, zu deren Schande
aber auch deren - was weiß ich