Maut-Pläne

9. Juli 2014 - 00:50 Uhr

Nachdem der Postillon meinen Vorschlag offenbar nicht wollte, den ich ihm gestern Nacht aufgrund eines spontanen Geistesblitzes (eine weitere Wortverkettung verkneife ich mir an diese Stelle) geschickt habe, veröffentliche ich das hier mal unaufgearbeitet:
Dobrindts Maut-Vorschlag
Die Planungen sehen vor, dass die Vignette für ausländische Fahrzeuge ein Stern aus zwei gelben seitenverkehrt ineinanderliegenden gleichschenkligen Dreiecken besteht. Gelbe Sterne stehen ja bereits auf der europäischen Flagge für die Einzelstaaten der Gemeinschaft. Innerhalb der knappen Vorbereitungsfrist konnte noch kein Symbol für die
Vignette von in Deutschland zugelassenen Kraftzeugen gefunden werden. Dobrindt deutete an, er denke dabei aufgrund der Eigenschaft Deutschlands als zentrales Transitland und in Anlehnung an den Stern für Auslandeuropäer an eine Art Sonnensymbol, das gleichzeitig an Deutschland als das Mutterland der Autobahnen erinnere.
Man möge sich eine Einbettung in eine aus einer anderen Richtung kommenden Einleitung vorstellen, außerdem ein paar Spitzen auf Seehofer und Polemik in München, wobei vermutlich das Wort Staatskanzlei fallen werden muss, weil es nach meinem Gefühl nahe genug heran fährt an die Sprachmelodie, die das Ganze hinreichend vor- oder nachbereitet. Je nachdem, wie man es hinkriegt.
Zu vermeiden wäre – man hat schon genug mit dem Feuer unangebrachter Nahelegungen gespielt – Dobrindt als den “Organisator der Deutschland-Maut” zu bezeichnen. Er trägt zwar auch eine Hornbrille und setzt irrwitzige Vorgaben gewissenhaft um, allerdings ist bis dato nicht zu klären, ob er sich aus beruflichen Gründen beispielsweise nach Argentinien oder Israel umorientieren würde, sollte es die Situaton erfordern.

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Die Karwoche. Heute: Karel

19. April 2014 - 15:37 Uhr

Karel (Gott): Gesangs- und Blütengottheit eines antiken Andenvolkes. Und dieses Völkchen, das ich meine, nennt sich Maya. Als Gott der Blütenpflanzen war er in deren Glaubenssystem für Vermehrung und Fruchtbarkeit zuständig. In Pragchu Picchu wurde ihm ein großer Altar aus schwarzem Onyx-Stein gebaut, der mit regelmäßigen Streifen aus Gold verziert war und der eine Art Pollenkalender zeigte. Dieser endet mit dem Jahr “Willi” (nach moderner Zeitrechnung 2012). Fälschlicherweise wurde dieses als Prophezeiung eines Weltendes mißdeutet, welches dann jedoch nicht eintrat. Zur Eigenschaft des Gesangsgottes kam K. vermutlich durch die Assoziation des Summens der Bienen auf blühenden Wiesen mit dem Summen der menschlichen Stimme. Nicht zu verwechseln ist K. mit Carell, einem singenden Liebesgott, den die Maya als “aus einem Land unter dem Meer” stammend bezeichneten und dem das Schicksal zugeschrieben war, nachdem er viele Jahre Wände eingerissen hatte, um Liebespaare zu verbinden, seinen Lebensabend als siebenköpfiger Humork mit dem Busse wieder zurück in die Unterwelt zu fahren.

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Die Karwoche. Heute: Karte

18. April 2014 - 20:56 Uhr

Karte, Allah (stummes ‘e’): Ritualisierter Ablauf touristischer Tischgesellschaften, von denen man sich kein Bild machen kann. Bei den Personen handelt es sich um Zugereiste in einem bayerischen Biergarten; politisch korrekt muss man sie wohl Preussen nennen. Die Einsetzungsworte “Wir möchten bitte bestellen. Allah Karte!” leiten das Ritual ein, das anschließend viel Geduld vom Kellner und ein großes Maß an Zurückhaltung von den umsitzenden Einheimischen erfordert; der Ritus schreibt nämlich vor, dass trotz entsprechender Ankündigung das Studium der Speisenauswahl erst in Anwesenheit des Kellners beginnt. Die Gesellschaft fängt dann wie im Chor an, belangloses zu plappern, um den mitgebrachten Dialekt erschöpfend zum Klingen zu bringen. “Ein schöner Schirmgarten ist das hier. Da müssen wir am Abend mal kommen. Ich nehme bitte die Surenhaxe und zum trinken so ein Halbes.” … Wenn die Gruppe dann gegangen ist, rufen die Wirtsleute im Stoßgebet die Santa Maria delle Grazie an und freuen sich: abends gibts nur Buffet.

Gruppe von Stammgästen in der Weinstube

Gruppe von Stammgästen in der Weinstube beim Buffetabend (Foto: Andi, in keiner Weise verbunden mit einer Warnbake)

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Die Karwoche. Heute: Grünbelln

17. April 2014 - 17:48 Uhr

Grünbelln, das: Technik zum Abbau psychologischer Spannungen oder zur Vermeidung von Kartastrophen. Die Methode basiert auf Lösung geistiger Blockaden durch Nichtbearbeitung. Stattdessen begibt sich eine grünbellnde Person in die freie Natur oder öffentliche Grünanlagen, um dort ziellos umherzugehen. Vom Erfinder dieser Technik, Vicco Grünbell wird berichtet, er hätte die Technik der Nichtbefassung und geistigen Ziellosigkeit so perfektioniert gehabt, dass man ihn jeweils vor der Veröffentlichung seiner größeren Forschungsarbeiten nachmittagelang durch den Stadtpark spazieren sah. Dabei hatte er sich geistig so weit befreit, dass sich bisweilen vollkommen impulsiv mit den Hunden anderer Parkbesucher um deren geworfene Bälle und Stöckchen stritt.

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Die Karwoche. Heute: Kartastrophe

16. April 2014 - 17:48 Uhr

Kartastrophe, das: Moment des Zweifels, ob eine begonnene Aufgabe beendet werden kann. Das Gefühl bezeichnet dabei ausschließlich eine schwache Form von Versagensangst, eine an sich beendete Aufgabe aus äußeren Gründen nicht weiterführen zu können. Gängige Situationen für das Auftreten von Kartastrophen sind beispielsweise die Bearbeitung der letzten Seite eines Sudoku-Heftes, das Entnehmen des letzten Geschirrteils aus einer gelaufenen Spülmaschine, die Suche nach Wörtern, die man in seinem selbstverfassten Wörterbuch noch nicht beschrieben hat.

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Die Karwoche. Heute: Karsha

15. April 2014 - 18:25 Uhr

Karsha (Person): Gottheit eines mystischen Kultes des frühen 21. Jahrhunderts. Obwohl die Quellenlage sehr dünn ist, so scheint doch gesichert, dass Karsha eine Universalgottheit für alle Bereiche des damaligen Lebens war. Sie symbolisierte gleichzeitig Ökologie und Individualität, stand aber auch für ökonomischen Sachverstand. In überlieferten Dokumenten wird Karsha mit Kekskrümeln, Reifendruck, Vogelkot, Katzenstreu, Federkernmatratzen und vielem mehr in Verbindung gebracht, was den Diskurs über den eigentlichen mystischen Inhalt des Kultes bis heute befeuert. Unumstritten ist unter Fachleuten lediglich, dass sich die Menschen zur Ausübung des Kultes in mehr oder weniger großen, regionalen und überregionalen Zirkeln organisierten. Der Ritus selbst wurde zwar individuell durchgeführt, die dafür nötige Weihe konnte hingegen nur durch beitritt zu einem solchen Karsha-Ring erlangt werden.

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Die Karwoche. Heute: Karona.

14. April 2014 - 23:43 Uhr

Karona, die: Hauptinsignie des Häuptlings der Tiuni, eines Stammes von Gasriesen, die es in der Vergangenheit immer geschafft haben – obwohl sie allgemein in karger Umgebung existieren und sich außergewöhnlich einseitig ernähren –, riesige Massen an Reichtum anzuhäufen, den sie selbst nicht verwenden können oder wollen und mehr oder minder freiwillig an andere abgeben. Die K., die fast ausschließlich aus Amsalp besteht, ist ein zentrales Symbol für Reichtum und Wohlstand, aber auch für das Teilen, einer zentralen Tugend der Tiuni, die in ihrem Wertesystem untrennbar mit den ersten beiden verknüpft ist. Um ihren strahlenden Glanz in die Welt hinaus zu bringen, darf dementsprechend die mit charakteristischen Serien von Linien (in der Stammessprache Refohnuarf genannt) verzierte Preziose niemals ins Innere der Ulgi genannten Häuser gebracht werden. Es obliegt vielmehr dem Häuptling, sie rund um die Uhr zu tragen. Um dadurch bei Außenstehenden nicht allzu große Begehrlichkeiten zu wecken, entwarf der Stammvater Omikse ein vom Kragen aufwärts reichendes Gewandteil, den Ezupak das bei Bedarf die K. bedecken kann. Kleidungsstücke nach diesem Vorbild haben sich in viele Regionen der Erde verbreitet, wo sie allerdings meist verkehrtherum getragen werden. Auch der Name hat sich meist verdreht.

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Die Karwoche. Heute: Kar Ikatur

30. März 2013 - 21:00 Uhr

Kar Ikatur (Name): Tragische Figur der passivischen Sagenwelt. Sohn des Pau Dädaleris, mit dem zusammen er von Stepha Minor als Strafe für Regelbruch mittels Faden beim Ostereiersuchen auf Kareta festgesetzt wurde. K. wurde von seinem Vater auf einen Fluchtversuch mitgenommen, der eine Gesetzeslücke bezüglich Luftraumnutzung durch Strafgefangene ausnutzte. Ursprünglich wollte Dädaleris mit einer Ariadne-IV-Rakete zum Mond flüchten, jedoch wären die Vorbereitungen nicht zu verschleiern gewesen, zumal sein irrer Luna-Tick bekannt war, den er mit einer täglichen Dosis Selene behandelte. Als Plan B ließ er sich von seiner flüchtigen bekannten Europa zwei Dosen Red Bull aus Zeus’ Privatvorrat beschaffen, die von ihm als Gegenleistung ausschließlich empfindliche Sparmaßnahmen verlangte, was dazu führte, dass er sich schließlich mit seinem Sohn eine Dose teilen musste, wodurch allerdings jeder der beiden nur einen Flügel bekam. Dädaleris war allerdings bekannt, dass K.s ehemaliger Klassenkamerad ->Kar Lsson eine Technik entwickelt hatte, mit nur einem Flügel zu fliegen, indem er ihn herumschleuderte (dieser hatte inzwischen einen gut gehenden Luftfrachtbetrieb aufgezogen, mit dem er hauptsächlich lindgrüne Astern aus Schweden vertrieb). Während des Fluges wurde K. jedoch vom kurzsichtigen Helios entdeckt, den der Jüngling für seine Jugendliebe Heliokopter hielt, weswegen er ihn mit einer heißen Umarmung in seinen Sonnenwagen zog. Obwohl er nie das andere Ufer erreichte, nahm K., der durch die große Herzenswärme zu Wachs in Helios’ Händen wurde, eine homosexuelle Beziehung zu ihm auf. sOVI Der Vater von dieser Metarmorphose erfuhr, brach er in tiefe Trauer aus, da er sich immer Enkelkinder gewünscht hatte und die altertümlichen Adoptionsgesetze gleichgeschlechtliche Partnerschaften ausschlossen. Immerhin konnte Dädaleris über seinen Schwiegersohn von den Titanen genügend Baumaterial für weitere Raketenversuche bekommen, die schließlich darin gipfelten, dass er seine alte Liebe zu Luna wieder aufnahm und mit ihr eine Familie auf dem Mars gründete. K., dem es unangenehm war, dass sein Vater in seinem hohen Alter in seine neue Familie einheiratete, ging dazu über, ihn regelmäßig mit kleinen Zeichnungen zu necken, in denen er den Altersunterschied zwischen seinem Vater und dessen neuer Liebschaft, die gleichzeitig die Schwester seines Schwiegersohns war, humorvoll übertrieben darstellte.

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Die Karwoche. Heute: karkasse

29. März 2013 - 21:00 Uhr

karkasse (Adjektiv): unfähig zentrale Inhalte zu vermitteln. Das Wort stammt aus der bildungsfernen Vorzeit, in der Lehrveranstaltungen noch kostenpflichtig waren. Karkasse bezeichnete als “Kehrkasse” vermutlich die Situation, in der Lehrer ungläubig seine leer gebliebene Unterrichtskasse umdreht, um sich staunend zu überzeugen, dass in der wichtigsten Lektion tatsächlich kein Student mehr da war, der seine gewissermaßen allen Fleisches beraubte, skeletthaft inhaltslose Lehre hören wollte. Im Laufe der Zeit wurde k. nur noch als Eigenschaftswort für Personen oder Institutionen verwendet, die Stoff verfälscht oder auf unbedeutende Äußerlichkeiten reduziert unterrichten (“Diesem karkassen Blender kann ich keine Sekunde länger zuhören! Sollen doch andere auf diesen krippenspielen Vortrag hereinfallen.”, aus: Christian Buddenbrook “Professor Unrat”). Das Adjektiv “krippenspiel” bezeichnet eine Veranstaltung, deren inhaltliche Bedeutungslosigkeit durch geschicktes in Szene setzen kaschiert wird.

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Die Karwoche. Heute: Gründung

28. März 2013 - 21:00 Uhr

Gründung, der: Baustoff der Bandkeramiker für die Fundamente ihrer Pfahlbauten, der aus einer Mischung aus Rinderdung und anverdauten Pflanzenbestandteilen und Lehm besteht. Zur Herstellung wird der – zum Teil getrocknete – Dung mit zwei Dritteln Rinderauswurf gemischt (wodurch er seine charakteristische grüne Farbe erhält) und nach einigen Stunden Fermentationszeit zu etwa gleichen Teilen mit Ton zum eigentlichen G. verarbeitet. Der Rinderauswurf wird durch geschicktes Anbringen von Maulsperren bei wiederkäuenden Rindern gewonnen, da auf diese Weise sehr einfach an vorfermentiertes Pflanzenmaterial zu kommen war, das die Rinder in ihrem Verdauungsprozess automatisch aus den Vormägen hochwürgen und das sich vermittels der Maulsperre direkt in vermutlich von den Bauern bereitgehaltene Gefäße ergoss. Die Vorteile der Verwendung von Gründunggründung gegenüber einfacher Pfahlgründung bestehen darin, dass die durch den Auswurf angestoßenen Fermentationsprozesse (die durch den lockernden Dung zuanfang aerob, durch den hohen Lehmanteil aber zunehmend unter Luftabschluss erfolgen) einerseits eine gute Verbindung zwischen dem Holz des Pfahls, dem Faserdurchsatz des G.s und der umgebenden Bodensubstanz schafft, andererseits die Fermentationsrückstände den Pfahl auch im feuchten Millieu lange Zeit vor Vermoderung zu schützen vermögen.

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