Kategorie: Buch III


Das Timing

1. Juni 2010 - 11:22 Uhr

15.4. 19:10 Der Beginn Das Timing. Ein gewisser Herr Bach hat einmal gesagt, es sei kein Geheimnis dahinter, man müsse nur die einzelnen Tasten zum richtigen Z22.4. 14:50eitpunkt drücken. Doch darum soll es ja garnicht gehen, denn, was er verschweigt bzw. voraussetzt, ist, dass das gesamte dann einem vorhandenen Masterplan folgt, einem bekannten. Doch was tut, wer planlos vor den Tasten sitzt und überlegt, wie’s weitergeht?
20.5.0 14:06 Diese Einleitun [sic] ist jetzt offiziell verkackt. Viel zu viel Musik-Allegorie, dafür aber die Unterstellung, dass auf jeden Fall ein Masterplan existiert, doch auch das ist nicht sicher.
Das Kernproblem besteht fort. Man befindet sich zu einem Zeitpunkt an einem Ort und möchte an einen, zu dem momentan kein sichtbarer Weg führt. Geht man nun zu dem Ort der so ähnlich ist, weil man ja sowieso schon nicht weiß, warum genau man zum anderen will oder schlägt man sich nach Gefühl in die erste Richtung durch.
19:30 Nein, das ist auch scheiße! Timing war schon das richtige, man muss es nur um Vokabeln wie Chance, Gelegenheit, Ausdauer, lanfristig und kurzfristig aufziehen. Dann noch Masterplan, Faustregel, Handlungsmaxime oder so.
Aber jetzt ist hier blöderweise das Buch voll. Naja, das gibt mir einen neuen Anfang.

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Tropischer Frühling

28. März 2010 - 18:07 Uhr

19.3.10 20:38 Der Frühling, der auf sich warten lässt, man selbst in ohnmächtiger Hilflosigkeit der Ungewißheit anheimgegeben, ob er jemals eintreten möge, wo man ihn selbst nur an einem Zeichen festzumachten gewillt ist. Dass das eine, das einzige Blümchen, das man gepflanzt hat, sprieße, wachse und erblühe. Doch das ist mehr als ungewiß.
20:56 Möglicherweise ist es ja grundsätzlich unmöglich, das Pflänzchen überhaupt zum Erblühen zu bringen, weil die atmosphärischen Rahmenbedingungen für selbiges lediglich eine letztendlich tödliche Tortur darstellen. Falsche Erde, zu häufig und zu selten gegossen, optimaler Saaztzeitpunkt sowieso unbekannt; es wäre gleichsam ein Wunder, sollte überhauupt ein zarter Sproß den Weg durch die letalen Wirren des Erdreichs hinauf ans Tageslicht finden.
20.3.0 21:51 Alles was notwendig zu Belebung ist, kann gleichzeitig den Tod bedeuten. So kann das frische Beet dem Samen auch das kühle Grab bedeuten.
Und ist es möglich den ersten Sproß schon zu erkennen, ist die Verlustgefahr bei weitem nicht vorbei. Denn labt man sich im Geiste schon an den wohlgeformten und verheißungsvollen Knospen einer stabil gewachsenen Pflanze, verkennt man nur zu leicht die u26.3.0 20:56 “die u”?!nscheinbaren Signale der leidenden Tropenbewohnerin, die man in der nördlichen Kälte in ein Dahinsiechen gezwungen hat und die einem nur Mißmutig die gefühlskalten Knospen entgegenstreckt, die sich aber nicht freiwillig zu öffnen gedenkt.
Oder hat man doch geschafft, was man sich erhofft hatte und das faszinierende Wesen hat tatsächlich die Vorzüge des gemäßigten Klimas erkannt und sucht nun für sich Mittel und Wege, sich mit den Bedingungen zu arrangieren.
Jedenfalls musste es versucht werden, denn gelingt es, kann sie sich eines neuen Lebensraumes erfreuen, im Bewußtsein, gewissenhaft gehegt und gepflegt zu werden; man selbst darf sich dann an den allerschönsten Blüten erfreuen und dara, etwas unmögliches geschafft zu haben.

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Geheimnummernspiritualität ohne Dartzusammenhang

18. Januar 2010 - 22:56 Uhr

6.1.9 10 24:00 Heute gilt es, eine Rechenaufgabe zu lösen. Wir haben zwei Ziele vor Augen. Eines hat die größere Treffenswahrscheinlichkeit, das andere im Gegenzug eine potentiell größere Erfüllungsverheißung.
Ich bin im Dart nicht so bewandert, aber ich glaube, es läuft darauf hinaus, dass man sich zu entscheiden hat, eher auf das Bulleye (50) oder die Tripelzwanzig (60) zu zielen. Der Erfolg bei der Tripelzwanzig ist deutlich höher – vielleicht ist er bei diesem Spiel nicht ausgeprägt genug – als beim Bulleye, allerdings liegen die Versagenszenarien bei 25 zu 20 und 10. Und das stimmt schon nicht mehr.
7.1.10 19:41 Drauf geschissen, das hat doch alles keinen tieferen Sinn.
Nicht so tief wie die beseelte Welt da draußen, wo man einen Brief bekommt, der so unheimlich offensiv unscheinbar aussieht, dass man sich gleich denken muss “Da sind doch mit Sicherheit keine sensiblen Bankunterlagen drin”.
Und tatsächlich, man bekommt dann das kleine Briefchen mit der Geheimnummer für die neue Lreditkarte, die wegen der ganzen Feiertage doch am selben Tag ankommt, obwohl sie ja aus Sicherheitsgründen extra getrennt verschickt worden war. 8.1.10 20:50 Diese Geheimnummer ist ja eine Zufallszahl, wie immer behauptet wird; mal abgesehen davon, dass dem Zufall eine kleine Reihe von Ereignissen genommen werden wie 0000, 1234 und so.
Jedenfalls bekomme ich diese Zahl und denke mir, schon wieder sone Zahl, ich bring doch eh schon alle durcheinander (tatsächlich wundere ich mich immer wieder, wie ich es jedes mal schaffe, mein Handy zum Laufen zu bringen), als ich mich jäh unterbrechen muss, weil ich festgestellt habe, dass sie ein einziges Symbol ist. Für was, muss ich verständlicherweise verschweigen.
15.1.10 9:25 Jedenfalls ist mir plötzlich klar, dass genau diese Nummer meine Geheimnummer sein muss. Von Merkschwäche kann garnicht mehr die Rede sein, vielmehr ist es verwunderlich, dass diese Zahlenfolge in dieser kurzen Zeit in mein Gedächtnis brennen konnte.
Viel wichtiger ist allerdings die Frage, was mir die Welt damit sagen will. Mal wieder schreit sie mir entgegen, dass sie tatsächlich beseelt ist und steckt mir schmunzelnd einen Zettel mit Zahlen zu, von denen ich schon lange wollte, dass sie mir gehören.
16:05 Da könnte man natürlich drüber schwadronieren, dass es doch einfach purer Zufall sein muss, dass ich gerade diese Zahlen bekommen habe, ja noch viel mehr es nichtmal “gerade diese Zahlen” sind, sondern ich mir sicherlich in so manche Kombination alles mögliche hineininterprätiert hätte, um hinterher behaupten zu können, das es “gerade diese” sind.
Und das ist AUCH richtig. Möglicherweise ist Spiritualität nur eine Folge von Langeweile. Aber es ist halt einfach schön!
24:54 1. Nachtbus Und trotzdem mehr als das. Man muss an dieser Stelle tatsächlich keine theologischen Diskussionen führen, es reizt mich nur zu bemerken, dass jemand der sich entscheidet, nach – gerne auch willkürlichen – Symbolitäten zu suchen, durch diese Tätigkeit immer wieder mal Meine erste Nachtbusschlägerei, also subpassiv; ich bin Zuschauer im umfriedeten Vehikel. Es fuhr darum erst um 25:09 vom Kö ab. sich durch die Welt positiv überraschen zu lassen vermag. Nein, momentan entdecke ich keinen Grund dafür.
Meine Welt bleibt foglich beseelt, wobei vollkommen unerheblich ist, ob ich sie beseele oder diese Aufgabe ein übernatürliches Prinzip übernimmt.

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Eine Weihnachtsgeschichte

6. Januar 2010 - 10:33 Uhr

25.12.9 27:15 Ich glaube, mir wurde gerade eine Schachtel Kippen geklaut. Warum nur? Ich weiß es nicht.
Es wäre zwar immernoch möglich, dass sie mir nur entzogen wurde, doch glaube ich das ehrlich gesagt nicht. Ich habe nämlich jemanden in Verdacht gebracht, der nicht berechtigt und wohl nicht befähigt wäre, mir sie nur zu entziehen.
Mein Schuh hatte mich auf ein Niveau gezwungen, von dem mir nicht möglich war, zu beobachten, was mit ihnen geschah. Auf diesem Niveau war mir gleichzeitig – nennen wir es Crux, um weitschweifendere Konstruktionen zweier Gedankenstriche zum Dank – nicht bewußt, daß ich die nämliche beobachtende Vorsticht hatte walten lassen müssen.
Denn in Abhängigkeit von der Bälde des Verschwindens meines Freundes war das aktive Verschwindenlassen meiner Kippen durchaus einer relativ hohen Dreistigkeit geschuldet, ohne hier jetzt eine entlastende [?] Kausalitätskette schmieden zu wollen.

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Der Knopf

25. Dezember 2009 - 22:11 Uhr

Er saß wie immer auf seinem Stuhl vor dem Schaltpult. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann er hierhergekommen war, noch viel weniger, warum.
Eigentlich war er schon immer hier und saß vor seinem Schaltpult. Außer wenn seine Schicht vorbei war und er durch den kleinen Gang in das kleine Zimmer ging, wo sein Bett steht, der kleine Tisch, auf dem sich immer wieder aufs neue eine Mahlzeit befand, in diesen kantinenmäßigen Tellern, die aus so kleinen Näpfchen bestehen. Darauf befand sich auch immer so eine Plastikglocke, die wahrscheinlich das Essen warm halten soll, das hat auch immer geklappt eigentlich. Es ist immer angenehm appetitlich, allerdings in seiner Eintönigkeit. Die Plastikglocke war auch am nächsten Tag wieder ganz, als er sie am Vortag wütend zerbrochen hatte.
Dann war da eigentlich nur noch sein Regalbrett mit den Büchern und und dem vergilbten Foto von der jungen Frau. Er hatte inzwischen vergessen, wer genau es war, aber sie war mit ihm verwandt, das wusste er noch. Sie war also entweder seine Frau, seine Tochter oder seine Mutter in Jugendjahren, denn wäre sie entfernter verwandt, wüsste er das sicherlich.
Seine Bücher hatte er noch nie ernsthaft gelesen, vielmehr nur immer wieder mal in einem geblättert, meistens in dem Pilzbestimmungsbuch, weil da einige Abbildungen drin sind. Das ist etwas schöner, als in den anderen Büchern zu lesen, wo nur Text drin ist und die allesamt nicht wirklich sein Geschmack sind. Sie sind nunmal da. Etwa 5 Bücher sind es. Irgendwas von Kafka, die Bibel, ein Krimi und eine Märchensammlung. Vielleicht noch etwas, aber daran kann er sich momentan nicht erinnern. Seine Aufgabe ist ja schließlich nicht, irgendwelche Buchrücken auswendig zu lernen, sondern vor seinem Schaltpult zu sitzen und Wache zu halten. Zumindest war und ist er davon immer überzeugt.
Das ist kein einfacher Job. Genauergesagt hatte er ihn vielleicht bis jetzt noch nicht verstanden. Zumindest grübelte er immernoch über die Instruktionen nach.
Damals waren irgendwelche wichtigen Leute dabei gewesen, als er hierher gebracht wurde.
Er war anfangs etwas schockiert über die Schmucklosigkeit des Raumes. Die charakterlos eierschalig getünchten Betonwände ohne Fenster gaben dem irrwitzig großen Schaltpult zwar genug Raum, allerdings übte die Konturlosigkeit im gleichförmigen Neonlicht sofort eine beklemmende Unbehaglichkeit aus.
Über den ganzen geschäftig-zeremoniellen Ablauf seines Amtsantritts hinweg kam er auch nicht dazu, sich darüber Gedanken zu machen, warum es so eines ausnehmend großen Schaltpultes bedurfte, um darauf lediglich einen einzigen Knopf anzubringen.
Auch dessen Funktion wurde ihm nicht klar; sie ist es bis heute nicht. Er weiß sehr wohl, dass ihm bedeutungsschwer erklärt wurde, es könnte eines Tages – was Gott verhüten möge – nötig sein, dass er den Knopf betätige, um “großes Unheil von der Menschheit abzuwenden”, doch fehlte ihm, zumindest rückblickend, die Information, woran er das dann erkennen solle.
Trotzdem würde er wohl einen riesen Ärger kriegen, falls er einen Fehler machen würde. Was bewirkt denn eigentlich dieser dumme Knopf? Darüber hat keiner auch nur ein Sterbenswörtchen verloren. “Wendet großes Unheil von der Menschheit ab”!
Um ehrlich zu sein wirkt dieser merkwürdige Bunker mit dem Knopf manchmal wie ein Raketenkontrollraum. Also hat er vielleicht den Finger am Abzug. Aber wie sollte das denn bloß Unheil von der Menschheit abwenden?
Außerdem ist es überhaupt total unlogisch und auch unverantwortlich, jemanden völlig ohne Informationen am Abschußknopf sitzen zu lassen. Woher sollte er denn wissen, wann es nötig wäre zu feuern?
Keine Anzeige, kein Telefon, nichteinmal eine Kontrollleuchte, nichts. Das kann ja fast garnicht sein. Aber es ist so, die Zeiten, in denen er täglich stundenlang jeden Quadratzentmeter des Schaltpultes, des Bodens, schließlich sogar die Decke untersucht hatte, ob sich nicht doch irgendwo ein versteckter Schalter, eine Klappe oder wenigstens irgendwas befand, was irgendeinen Aufschluss bringen könnte, waren schon längst vorbei.
Da war definitiv nichts. Also konnte es wohl keine Abschusskontrolle sein. Das wäre blanker Irrsinn. Es muss was anderes sein. Nur, was konnte es denn sein. Seine Suchaktionen förderten ja auch keine Anhaltspunkte zutage, dass er in irgendeiner Form überwacht wurde. Dass es ihm trotzdem nie gelungen war, eine der Personen zu treffen, die offenbar hier Ordnung machten bzw. eine frische Mahlzeit hinstellten, wenn er sich im anderen Raum befand, hatte ihn schier wahnsinnig gemacht.
Nachdem er wochenlang rastlos nach immer neuen Mustern und in so unregelmäßigen Abständen wie möglich die Zimmer in Unordnung brachte und vom einen ins andere ging, kehrte er irgendwann deprimiert wieder zu seinem Schichtdienst zurück, von dem er sich oft nichtmal sicher war, ob er ihn sich nicht doch selbst auferlegt hatte, es gab ja keine Uhr und kein Signal, nichts, das einen Anfang oder ein Ende einer Schicht kennzeichnen hätte können. Und wenn er in seinen Raum ging, war dieser aufgeräumt und es befand sich eine neue Mahlzeit darin. Wenn er nur antäuschte und bald in den Raum zurückkehrte, fand er ihn unverändert vor. Aber niemals war es ihm gelungen, jemandem zu begegnen, und sei es auch nur indirekt durch Anzeichen einer eilig unterbrochenen Aufräumaktion.
Wie dem auch sei, er saß nun wieder regelmäßig an seinem Pult, das war seine Aufgabe, was war denn auch zu tun? Trotzdem, in all der Zeit, die er nun schon hier war, war ihm kein sinnvolles Szenario eingefallen, das erforderte, dass einer quasi Wache hält, während er keinerlei Informationen über das zu bewachende Objekt erhält.
Unheil von der Menschheit abwenden. Klingt ganz schön großkotzig. Wie war er eigentlich dazu gekommen? Schon wieder so ein unbefriedigendes “Keine Ahnung”. Erinnerungen an sein Leben vor seiner Zeit hier waren in seinem Gedächtnis so gut wie nicht vorhanden.
Und von dem was er wußte, konnte er sich auch nicht sicher sein, ob er sich nur irgendwelche Klischees eingebildet hatte, Häuschen in der Vorstadt, spielende Kinder im Garten, jeden Morgen mit Aktenkoffer aus dem Haus, abends nach Hause, das Essen steht auf dem Tisch, Sonntag Nachmittag Kaffee und Kuchen.
Es konnte wirklich nichts Wichtiges sein, was er hier tat, dafür war es offensichtlich zu merkwürdig hier beziehungsweise er zu uninformiert oder unqualifiziert.
Dass er trotzdem seit Jahren unter Freiheitsentzug stand, konnte auch genau das bedeuten: er stand unter Freiheitsentzug, war ein Gefangener.
Aber was war sein Vergehen. Da war beim besten Willen nichts. Woran sollte er sich auch erinnern, wenn er sich nicht erinnern konnte. Hatte man ihn unter Drogen gesetzt, hypnotisiert? Aber wozu dann diese Amtseinführung mit der Ansprache vom Unheilabwenden? Oder hatte er sich das nur eingebildet?
Unsinn! Das war genauso real wie die momentane Realität. Und die ist ja das eigentliche Problem.
Denn wenn das hier Strafvollzug ist, dann ist das eindeutig eine der aufwendigsten Formen, die er sich vorstellen konnte. Sowas zieht man doch nicht für einen einfachen Gefangenen auf, dieses Theater mit der absoluten Isolation.
Politischer Gefangener! Das wäre natürlich ne Nummer! Geheimdienst! Oder vielleicht war er dieser Typ, der weiß, wie man Wasser in Benzin verwandeln kann und die Ölmultis krallen sich ihn und stecken ihn – in einen Bunker? Purer Nonsens!
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum er sich an nichts von früher erinnern kann. Er hat bereits jede mögliche Geschichte seiner selbst unzählige Male durchgedacht, so dass er schlichtweg nicht mehr herausfinden kann, welche nun eigentlich die echte ist.
Fest steht wohl nur eines: entweder man will ihm die Freiheit rauben, indem man sie ihm aufs Ausgefeilteste entzieht, während man ihm mittels des Knopfes eine Restfreiheit suggeriert oder man hat ihn verantwortungsvoll mit umfassendem Vertrauen ausgestattet an einen höchst wichtigen Posten gesetzt, dessen Erfüllung notwendigerweise aller dieser Entbehrungen bedarf, möglicherweise bis hin zu seiner absoluten Unkenntnis seiner Aufgabe.
Nun, wie hatte er sich in diesen beiden Fällen zu verhalten? Als Grundsatz für beide Fälle entschied er, sich ausdrücklich und erkennbar nach freiem Willen handelnd verhalten und dadurch seiner charakterlichen Stärke Ausdruck verleihen zu wollen.
Wenn er hier gefangen war, musste er davon ausgehen, zu Unrecht eingesperrt zu sein, da er sich keiner sträflichen Handlung bewußt war, noch sich vorstellen konnte, zu so einer fähig zu sein. Schon garnicht konnte er sich an einen Process erinnern und nur durch das Urteil eines solchen konnte er sich ja rechtmäßig hier befinden.
Als Retter der Menschheit oblag es ihm – diesen Anspruch stellte er an sich selbst – seine Aufgabe verlässlich und gewissenhaft auszufüllen. Das musste in diesem Falle bedeuten zu handeln, wenn Handeln geboten war. Und offenbar hatte er die Entscheidung darüber selbst und unabhängig von äußeren Einflüssen zu treffen.
Scheiß drauf! Unter allen Szenarien war die einzige Möglichkeit, die Freiheit seines Handelns auszudrücken, eben zu handeln, auch wenn dieses Handeln möglicherweise determinierter sei als Nicht-Handeln, zumal seine einzige Handlungsmöglichkeit darin besteht, diesen Knopf zu drücken.
Er war jetzt überzeugt, er würde diesen Knopf drücken, egal ob es nun zur Konsequenz haben sollte, der Menschheit einen Dienst zu erweisen oder sie auszulöschen oder nur sich selbst in Ausführung perfider psychologischer Selbstmordhinrichtungsmethoden perverser Beamter eines totalitären Statsapparates.
Er wird drücken, definitiv, und damit dieser unerträglichen Situation ein Ende machen, in der er inzwischen nurnoch mit Mühe unterscheiden konnte, ob er träumte oder wachte, da er in beiden Zuständen mittlerweile ausschließlich damit beschäftigt war, wie ein Tiger im Zoo vom einen in den anderen Käfig zu schleichen und sich darüber das Hirn zu zermartern, wie es dazu gekommen war oder warum.
Einmal ging er noch in seinen Schlafraum. Eine Mahlzeit, eine – erstaunlich tiefe – Nachtruhe wollte er sich noch genehmigen.
Er stand auf, zog sich in Ruhe mit größter Sorgfalt an, machte sein Bett und widmete jedem Detail seiner kargen Behausung noch einen Moment seiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Er ging hinüber, nahm auf seinem Drehstuhl Platz und wischte, wie immer, mit dem Staublappen über das Pult, rückte den dort befindlichen Block und Bleistift zurecht. Nun war es so weit.
Er drückte den Knopf und wendete damit großes Unheil von der Menschheit ab.

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Handy still und leise

28. November 2009 - 18:11 Uhr

16.11.9 19:04 Straßenbahn Nachdem ich in letzter Zeit aus Faulheitsgründen weder gebloggt noch notiert habe, habe ich schon einige gute Themen wieder vergessen, die ich mit meiner exzellenten Elouenz überschütten wollte. Darum möchte ich wenigstens diese kleine Episode für diese Kategorie in aller Kürze skizzieren.
Ein wunderschöner Zufall hat sich letztens im Kino ereignet. Ich hatte offenbar mein Handy vor dem Film von leise auf laut gestellt. Netterweise rief niemand an. Das ist ja noch nichts besonderes.
Aber just in dem Moment, als ich aus dem Saal laufend meinen Fehler bemerkte, bekam ich einen freundlichen Anruf. Was mich sehr erfreute.
19:27 Möglicherweise ist diese Geschichte nicht besser, als sich über Studentenstreiks, Bildungspolitik, ja, Politik allgemein auszulassen inklusive Wahlergebnisse und Schattenhaushalte unter Finanszinistern mit latenten Verwicklungen in Steuerskandale in ihrer Vita, aber sie ist einfach leichter zu realisieren.

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Schreiben Ohne Promille

27. November 2009 - 18:11 Uhr

29.10.9 24:30 Das ist nun auch das erste Mal: ich schreibe an gegen die Nüchternheit. How come?
Ganz einfach: ich habe nichts zu trinken, obwohl ich mich auf einer Party befinde.
Zu viele Leute, zu wenig Zapfstellen.
Und heute bereue ich ausnahmsweise, nicht richtig vorgeglüht zu hab en. Diese Unsitte der abendländischen Jugendkultur wird vor dieser Szenerie lebensnotwendig.
Denn wer sich auf ein Besäufnis freut und nach Mitternacht immernoch ein klares Schriftbild produzieren kann, dessen Stimmung wird zwangsläufig kippen müssen. Und nur von seiner Persönlichkeit wird es wohl abhängen, wohinn [sic] er kippen wird.
Das klingt allerdings alles etwas düster. Zu düster vielleicht. Das Problem ist, ich bin zwar einerseits mit etwas Geduld ausgestattet, jedoch wurde diese vorhin auf eine harte Probe gestellt und reicht wohl momentan nicht mehr aus, mich durch eine Bierschlange zu warten, lediglich genügen würde sie wohl, abzuwarten, bis der Ansturm ein wenig versiegt. Aber das wird nie geschehen.
26:00 Sowohl hatte ich 5 min. später meine 2 – der Mensch denkt ja voraus – Bier, als auch der Satz vorhin Sinn ergeben hatte – aus demselben Grund. Vielleicht beweist sie ganze Chose (schreibt man das so?), dass die Entspannungstaktik, nein, die unaufgeregte Vorgehensweise die hilfreichste ist. Bzw. die erfolgversprechendste, das stimmt allerdings auch nicht. Die preis-leistungs-beste?
26:36 Ich trinke mich zur Selbstzufriedenheit. Interessanterweise ist das auch besser zu lesen. …und plötzlich ist alles sehr viel einfacher.

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Kleinigkeiten

26. November 2009 - 12:23 Uhr

11.9.9 23:37 Es sind schon wieder so ein paar Kleinigkeiten angefallen, von denen man entweder berichten oder über die man zu meditieren hat.
Mein Fahrrad beispielsweise hatte nun drei gebrochene Speichen, als ich es heute zum richten gab. Das ist erstmal eine Meldung.
Interessant wird dann die Frage, ob man das Rad (Bauteil) notdürftig nachspeichen und zentrieren lassen sollte, für etwa 30, 40 Euro, frisch auch befelgen, für etwa 100 mehr oder dem – wirklich ernstzunehmendden – Rat des Fachmannes “Verabschieden Sie sich von Ihrem Rad” folgen sollte. Denn er hat recht, der Schritt zu einem Neurad, das sich mittels der noch vorhandenen Spezialteile aufwerten ließe, wäre tatsächlich nicht mehr weit; und jede weitere konservatorische Investition somit möglicherweise fehl.
Eine wichtigere Kleinigkeit scheint mir aber aktuell, mal wieder eine Grenze auszuloten. Und zwar die zwischen anarchisch-satirisch harmlosem Unfug und verwerflich-verbrecherischen Gesetzesübertretungen. Wobei die zweite Hälfte nicht wirklich treffend formuliert ist.
12.9.9 21:32 Beispielsweise, darf man sich, während man etwas tut, was offensichtlich nicht den Normen entspricht oder vielleicht sogar irgendwie verboten ist, darauf berufen, man betreibe eine Art zivilen Ungehorsam, vielleicht nicht bezüglich eines zugrunde liegenden ausgezeichneten Ideals, sondern eher einer kategorischen Nichtigkeit. Darf man etwas tun, was man tun sollen fürfte, nicht darf, aber will.
25:55 Ist es ein gerechtfertigter Hinweis auf die Nachlässigkeit eines anderen, ihn durch ein harmloses Eigentumsdelikt mäßig schmerzlich auf selbige aufmerksam zu machen?
Nehmen wir als Beispiel doch einfach den Bierkasten im unabgeschlossenen Kofferraum. Und um das ganze zu verschärfen könnte dieser noch dazu offenstehen.
Diesen mitzunehmen richtet sicherlich keinen ernsten Schaden an. Es zu tun ist allerdings für den Täter ein deutlicher Schritt. Ein Bekenntnis (wie schreibt man das denn?) zu prinzipienfeinlichem Verhalten. Es ist definitiv eine Übertretung.
Darf er sich nun für seine Übertretung einen neuen prinzipiösen Überbau mittels messianisch-erzieherischer Umdeutung schaffen?

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Unkommunikativ

14. September 2009 - 15:22 Uhr

29.8. 18:37 Rathausplatz Einfachheit. Kommunikation. Schwer in Einklang zu bringen. Sagen wir so, ich weiß es nicht, ob es einfach ist. Ich habe offenbar manchmal Probleme damit. Ich weiß allerdings leider auch nicht genau warum.
Nicht, dass ich jetzt behaupten würde, dass ich Probleme damit hätte, zu kommunitieren. Das fällt mir meist garnicht schwer. Und es geht auch nicht darum, dass mir manchmal bestimmte Worte fehlen, auf die ich einen Satz anfangs ausgelegt hatte, denn oft finde ich wenigstens noch rechtzeitig eine Umwegskonstruktion, die das ganze noch retten kann; noch dazu kann man im schriftlichen Fall meistens lange genug warten, dass es einem doch noch einfällt – oder man manchmal feststellt, dass es das gesuchte Wort so nicht gibt und man mehr der Idee eines Wortes oder Wortfeldes verfallen war.
Das bringt mich nun schon näher ans eigentliche Problem: Ist präzise einfach, ist einfach präzise und ist überhaupt präzise präzise? Und was, wenn man nicht wirklich präzise sein will, wie exakt kann man einzelne Bedeutungen ausschließen, andere aber zulassen, ohne dass die Einfachheit leidet? Und wie viel Bedeutungsvielfalt darf man umgekehrt in fremde Sätze hineininterprätieren, wie stark ist das Vordergründige zu bewerten?
~19:03 sonnenbedingt Rathausportal Das alles ist in laufenden Unterhaltungen seltener ein Problem, denn einerseits schrumpft in Echtzeit meist die Hintergründigkeit auf ein leicht verständliches Maß, zumal man auch noch zusätzliche Parameter fürs Verständnis dazugeliefert bekommt.
Doch je wichtiger für mich die Inhalte werden, umso größer werden für mich die Probleme, besonders dann, wenn ich an einer freien Kommunikation gehindert werde. Hinderungsgründe sind beispielsweise der Mangel an Zeit oder Gelegenheit fürs Thema, schlimmer noch, keine Möglichkeit, es offen zu behandeln oder – bei nicht-mündlicher Kommunikation – lange Zwischenzeiten im Dialog.
8.9.9 20:39 Weil dann fange ich irgendwann an, die Zwischenzeiten mit einer möglichen Funktion zu versehen.
11.9.9 20:44 Jaja, und denke drüber nach, ob der andere vielleicht garnicht mit mir reden will und fange an, Beweise dafür zu suchen. Vornehmlich in den letzten Unterhaltungen. Da wird dann jedes Wort mit einer Zweit- und Drittbedeutung aufgeladen. Da wird aus einer belanglosen Bemerkung meinerseits prötzlich eine fiese Beleidigung – eine ungewollte dieses Mal. Und in genauso unschuldigen Sätzen tut auch mein Gegenüber seinen Unmut kund über meine ganze Art und alles, was in unserer gemeinsamen Zeit so war und kündigt mir regelrecht die Freundschaft.
Dass mir das während des Gesprächs nicht aufgefallen ist! Das hätt ich doch merken müssen und außerdem waren die Zeichen die ganze letzte Zeit doch überdeutlich!
Naja, um das zu Ende zu führen, habe ich mir wohl einen von der Gesellschaft unaghängigen Gesprächs- und Kommunikationscodex gebastelt, nach dem sich zu verhalten ich offenbar auch von anderen ungerechtfertigterweise erwarte. Insbesondere haben Paussen eine starke Bedeutung, die andere nicht zu teilen scheinen (ich glaub manchmal auch nicht) und deren Auftreten mich immernoch regelmäßig in Verwirrung und Verzweiflung stürzt.
Von wegen lernfähig!

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kleines Protokoll

13. September 2009 - 14:38 Uhr

24.8.9 19:37 Ich muss jetzt mal was aufschreiben. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaub, ich mag sie nicht. Drei Pärchen im Biergarten plus 3-4 Kinder und ein hässlicher Hund mit soner verschrumpelten Boxnase- Nicht zu vergessen das Au-pair-Mädchen aus dem Osten, das immer großspurig auf Englisch herumgescheucht wird. Wobei herumbescheucht schon etwas hart ist. Es ist ja normal, dass das Mödchen die Kinder am Spielplatz beaufsichtigt, während die anderen beim Bier sitzen. Das sieht nur von außen immer ein bisschen doof aus.
Naja, das ist ja auch nicht das, was mich stört, es ist das ganze Gehabe, das Gelaber, die Optik.
Jetzt stell ich fest, es ist ein Mann zuviel da. Ich hab in diesem Einheitslook zwei Männer für einen gezählt. Was daran noch lustiger ist, ist die Tatsache, dass das Au-Pair eigentlich die Freundin von dem Überzähligen ist. Ein Küsschen auf die Glatze dieses glücklich klugscheißenden Vaters hats verraten. Lustig genug ist eine Liaison, in der man die Geliebte für ein Au-Pair halten kann. Allerliebst. Er hat ihr auch keinen Platz gemacht, als sie sich hinsetzen wollte, das mussten die Freunde auf der [Bank] gegenüber machen. Und als der kleine Windelscheißer wieder losrannte: kein Zucken. Sie muss hinterher.

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