Archiv für November 2008


Rückmeldung

26. November 2008 - 16:24 Uhr

Hiermit melde ich mich, vorerst und entschuldigend ob der langen Zwischenzeit, zurück, mit einem meiner langjährigen Paradethemen und ein zwei Links, die schon länger auf Veröffentlichung warten.
Fahrradwege. Heute, da ich mit dem Auto fuhr, war die Gelegenheit besonders günstig, sich eingehende Gedanken über Fahrradwege zu machen, denn wo, wenn nicht im Auto, hat man die Möglichkeit, sich gleichzeitig Gedanken zu machen, als auch am Verkehr aktiv teilzunehmen, als auch im Radio einen Beitrag über Stadt- und Verkehrsplanung zu hören. Richtig, auf dem Fahrrad. Trotzdem war ich im Auto. Und da ist mir mal wieder aufgefallen, wie scheiße doch Augsburgs Radwege sind.
Denn die Krux am ganzen ist, dass schlechte Radwege noch viel schlimmer sind als keine Radwege. Denn schlechte Radwege sind sowohl für den Fahrradfahrer nerviger und ärgerlicher, als auch im Bereich der Interaktion mit den motorisierten Verkehrsteilnehmern einerseits durch die Entfernung des Radfahrers aus dem Gefahrenfokus für die anderen, andererseits für die ungerechtfertigte Einlullung in ein Gefühl einer – allerdings nicht vorhandenen – Steigerung der Sicherheit.
Das alles gilt insbesondere für diese merkwürdigen aufgemalten Fahrradwege am Straßenrand, die an sich ja der Inbegriff der Absurdität sind. Um Fahrradfahrer in den besonderen Fokus als Gefahrenherd im Autoverkehr zu bringen, entfernt man sie durch die Abteilung eben genau aus dieser Wahrnehmung und schafft damit gleichzeitig noch gern angenommene Kurzhaltezonen zum telefonieren oder warten auf bald freiwerdende reguläre Parkplätze. Für den Radler ist dann genau an diesen Hindernissen nur durch – eben umso unangebrachteres – Ausweichen auf die – zusätzlich verengten – Autospuren vorbeizukommen.
Studien hierzu lassen sich problemlos im Minutentakt in der Fuggerstraße anfertigen.
Beliebte frisch dramatisierte Gefahrenquellen ergeben sich durch diese Art der Fahrradwegführung auch praktischerweise und praktisch an jeder Kreuzung, weil der Radfahrer mit Geradeauswunsch wie selbstverständlich an den rechten Rand der Straße bzw. rechts neben der (scheinbar im Gedankengang der Vekehrsplaner) eigentlichen Straße (halt da wo die Autos fahren), sogar noch rechts neben die automobilen Rechtsabbieger. Dass Kollisionen hier vorprogrammiert sind, zeigt einfachste Geometrie, als auch der gesunde Menschenverstand und mich würde es wundern, wenn statistische Erhebungen nicht ein ähnliches Bild zeichnen würden.
Dem Radfahrer, gesetzlich als Geradeausfahrendem mit Vorrang gesegnet (also nicht durch seine bemitleidenswerte Eigenschaft als knautschzonbezogener Unterlegenheit), bleibt lediglich das Nachsehen, und zwar muss er denen nachsehen (und zwar sowohl moralisch als auch rein physisch), die ihm seinen Vorrang erstens entzogen haben und trotz seiner Anwesenheit zweitens eine Beinahekollision (manchmal auch ohne die hypothetische Komponente) verursachten, die im gezeichneten günstigen Falle allein durch den Radfahrer verhindert wird. Andere Präventionsmaßnahmen, Kollisionen zu verhindern, wie das im Autoverkehr so gut bewährte einordnen in die Spur mit der gewünschten Fahrtrichtung, als auch das Ausweichen auf den Fußweg, wo man sich im Kreuzungsbereich wieder in einen selbst für Autofahrer bekannten und somit besser beachteten Gefahrenbereich begibt (und auch vom simplen Standpunkt der Blickwinkelbetrachtung für Autofahrer günstiger liegt), bleiben dem Zweiradler dagegen nach der rechtlichen Konzeption seines Weges verwehrt.
Solch irre Blüten dieser modernen (da günstigsten) Lösung des Problems mit dem bösen unmotorisierten Straßenverkehrs, wie die plötzliche Auflösung des Radwegs im Bereich des Mädchengymnasiums, um eine (diesmal echte) Kurzhaltezone für geschockte Mütter (wer nicht sicher ist, ob dieses Adjektiv gerechtfertigt ist, beobachte die Szenerie einmal kurz vor oder nach der Schule und urteile erneut) und Busse zu schaffen, der überraschend endende Radweg für Rechtsabbieger von Fuggerstraßel richtung Grottenau, bei dem man sich weder ordentlich in den Straßenverkehr richtung Leonhardsberg noch (nichtmal das!) unordentlich auf die rechtsabbiegende Spur richtung Reutherplatz geführt fühlt und sich ein weiteres Mal in einer hypothetisch unausweichlichen Kollision wiederfindet, oder die baustellenbedingte fahrradtechnische Totalsperrung der Friedrich-Ebert-Straße (eine halbe Fahrspur fiel der Baustelle zum Opfer, als Konsequenz wurde der Fahrradweg auf beiden Seiten aufgehoben und der Radverkehr auf den damit in Summe eher sogar breiter gewordenen Autofahrspuren komplett untersagt), seien an dieser Stelle nicht erwähnt.
Es soll nur erkannt und dargestellt werden, dass diese Art Fahrradwegschaffung zwar im linearen Straßenverkehr eine gewisse Sicherheit suggeriert, aber genau an den verkehrsgefahrentechnischen Knackpunkten diesen Vorzug vermissen lässt, oft sogar die Situation verschlimmert und schrecklicherweise die Verkehrsplaner genau an diesen Stellen Klarheit vermissen lassen und diese gesteigerte Gefährdung bei gleichzeigiger Entrechtung (Spurwechsel, Linksabbiegen, gemeinsame Ampeln mit gemeinen Fußgängern und folglich viel längere und unsinnigere Rotzeiten) zu einem starken Unverständnispotential unter Radfahrern führt und der Zwang und die Bereitschaft, sich verkehrswidrig zu verhalten, steigt.
Und eben genau das darf nicht der Effekt sinnvoller Verkehrsplanung sein.
Bei Interesse (meinerseits oder der Leserschaft) werde ich mich beizeiten auch noch mit den anderen Fahrradwegskonstruktionen beschäftigen, momentan reicht meine Geduld nicht so weit.

Wie die Wahrnehmung von Bewegungen abläuft
Polylux-Bericht über Spice, Marihuana-Ersatzräucherwerk

3 Kommentare » | Allgemein, Linkisches