Die Karwoche. Heute: Karffee

27. März 2013 - 21:00 Uhr

Karffee, die: blondgelocktes, geisterhaftes Fabelwesen mit sehr ausgeprägter Taille und einer Vorliebe für anregende Heißgetränke. Sie ist angeblich häufig in der Alpenregion anzutreffen, jedoch schürt die signifikante Korrelation zwischen Sichtungen und Alkoholkonsum der Beobachter Zweifel an deren Glaubwürdigkeit. Die K. soll sich in besonders expressiven Kurven bergab bewegen und dabei einen angenehmen Röstgeruch verbreiten. Weitergehende Berichte, dass ausgekühlte Bergtouristen das erhitzt angekommene Wesen mit kalter Milch und raffiniertem Zucker traktieren, um es anschließend zu verzehren, sind aufgrund ihrer geschmacklosen Zotigkeit keineswegs geeignet, die Glaubwürdigkeit der Berichte zu stützen.

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Die Karwoche. Heute: Karfe

26. März 2013 - 12:00 Uhr

Karfe, die: altüberliefertes Schupfinstrument, das besonders irdische Töne von sich gibt und bevorzugt von alten, dicken Männern mit fettigen Haaren gespielt wird. Die ursprüngliche unnachahmliche irdigkeit der Tongebung rührte früher daher, dass die Karfe ausschließlich aus verderblichen tierischen Überresten hergestellt wurde. So wurden die Feierlichkeiten zu einem Schlachtfest traditionellerweise mit einer direkt dann hergestellten K. musikalisch untermalt. Eine frisch abgezogene Tierhaut wurde über ein Gestell aus mit Sehnen zusammengebundenen Knochen gezogen und zwischen die Beine des Spielers geklemmt, wo sie gelegentlich mit frischem Blut übergossen wird. Der Spieler streicht nun mit einem besonders zähen Stück Schlachtgut (meist Speiseröhre oder Magen des Tiers) über die Kante der K., um die Haut in gewisse Schwingungen zu versetzen. Durch eine geschickte Bewegung der Beine wird der Rahmen zur Erzeugung einer Art Rhythmus in Richtung der Spielsehne geschupft, was die Klassifizierung der K. als Schupfinstrument erklärt. Dieser Effekt kann noch verstärkt werden, indem zwischen Rahmen und Haut in gewissen Abständen Knorpel angebracht werden, die beim überstreichen periodische oder aperiodische Impulse erzeugen. Die K. ist nicht mehr weit verbreitet und wird inzwischen fast ausschließlich aus modernen Materialien (Glasflaschen, Plastiktüten, Autoreifen und Wäscheleinen) hergestellt und zumeist mit Altöl übergossen. Als Spielsehne dient meist ein gebrauchter Infusionsschlauch.

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Die Karwoche. Heute: Karlekin

25. März 2013 - 23:00 Uhr

Karlekin, der: Person, die gemeinhin als ernst angesehene Themen zur humoristischen Verarbeitung nutzt. Durch eine gewisse Qualität dieses Humors, die auch eine gewisse Verarbeitung des Sachverhaltes erkennen lässt, erwirbt der Urheber die ->Karrenfreiheit, gewissermaßen einen Freifahrtsschein für seinen Humor als Vehikel über konventionelle Denkschranken hinweg. Fehlt diese Qualität vollständig oder ist die Benutzung der Themen ausschließlich auf die Verletzung von Gefühlen anderer Menschen hin angelegt, trifft K. als Bezeichnung für den Urheber nicht zu. Dieser würde wegen der Unevolviertheit seines Humors eher als ->Karaffe bezeichnet werden, dessen Pointen zwar Tiefgang vorspiegeln, diesen aber gleichzeitig jedweder Inhalt fehlt.

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Rotkäppchen, warum hast Du so große Augen?

28. Februar 2013 - 10:15 Uhr

Damit ich besser ins kindliche Schema passe und meinen Marktanteil bei der männlichen Zielgruppe erhöhe, indem ich an ihren Beschützerinstinkt appelliere. Aber lass uns aufhören, über meine Augen zu sprechen, Wolfgang, ich habe in meinem Körbchen auch zwei schöne Äpfel mitgebracht und wenn Du hier in deinem Treibhaus auch irgendwo eine schöne Banane und ein Paar Trauben hast, könnten wir miteinander einen leckeren Obstsalat machen.”
Doch als sie sich gerade auf die Suche machten, erfüllte ein Aufschrei Wolfgangs gläserne Behausung. Zu spät hatten sie bemerkt, dass drüben im Topf eine erhitzte Debatte am hochkochen war. Als sie dort ankamen, wo der Aufschrei seinen Ursprung hatte, war der ursprüngliche Inhalt des Topfes schon mit so sehr Luft durchsetzt, dass die eigentliche Substanz nun ein Vielfaches ihres Ausgangsvolumens ausfüllte, was das Fassungsvermögen des Topfes bei weitem übertraf. Der Schaum, der so nun vollends den ordnenden Einfluss des Topfes hinter sich ließ, begab sich nun selbst zur Quelle seiner Erhitzung, konnte aber diesen Kontakt in seiner substanzlichen Reduziertheit nicht überstehen. Doch anstatt das einzusehen, begann er, sein schaumiges Muster als bräunlich-schwarzes Geflecht in die Hitzequelle einzubrennen und dabei wie zur Unterstreichung seiner umfassenden Charakteränderung erbärmlich zu stinken.
Der Anblick dieser Katastrophe und speziell der Anruch dieser ganzen Situation stießen Rotkäppchen und Wolfgang so sehr auf, dass sie gar keine Lust mehr auf Obstsalat hatten, Wolfgang war sich auch garnicht mehr so sicher, ob sich hier eine Banane finden ließe. So machten sie sich also daran, die Sauerei aufzuräumen. Rotkäppchen ging den Topf ausspülen, während sich Wolfgang darum kümmerte, die eingebrannten Überreste des Schaumes von der Herdplatte zu kratzen.
Als Rotkäppchen am Spülbecken ankam, bemerkte sie, dass der feine Schaum beim Erkalten zu einigen wenigen größeren und irgendwie instabil wirkenden Blasen zusammengefallen war und man darunter schon wieder die dünne Flüssigkeit erkennen konnte, aus der diese Katastrophe erwachsen war, weil sie zu viel Hitze bekommen hatte. Schon als sie den Topf ausleerte, fand sie das irgendwie schade, dass sie beide nicht aufgepasst hatten, wäre doch bei pfleglicher Behandlung guter Pudding für sie beide daraus geworden.
Wolfgang dachte derweil darüber nach, dass wohl zu viel Hitze das Problem gewesen sein musste. Diese Hitzequelle würde mit ihrer unglaublichen Kraft einfach alles anbrennen, was man zu lange darauf köcheln ließe. Aber ohne Hitze lässt sich garnicht kochen, sinnierte er weiter, die Welt besteht ja – das ist zwar manchmal schade aber doch auch richtig so – nicht nur aus Salat.
In diese Gedanken hinein, sagte Rotkäppchen, die vom Spülen zurückgekehrt war zu ihm: “Hey Wolfgang, pass auf, wir waren wohl nicht ganz ehrlich zueinander: Ich hab so richtig Bock auf Schwanz und wenn Du mich immernoch hübsch findest, dann lass uns doch vögeln!”
Wolfgang willigte unter der Bedingung, vorher noch ein wenig “an den Titten spielen” zu dürfen, um wieder in Fahrt zu kommen, ein. Und wenn sie nicht gestorben sind… Halt! Etwas ist dann doch noch passiert. Beide hatten bemekt, dass die neue Offenheit, die sie sich seit dem Aufschrei abrangen, sie irgendwie daran hinderte, sich vollkommen in die Situation zu ergeben. Der Mangel an Phantasie und Abwechslung störte sie beide so sehr, dass sie nach einer Partnersitzung mit der Großmutter übereinkamen, wieder zur verspielten Art der Liebe zurückzukehren. Sie könnten sich auch so gegenseitig ernst nehmen und würden immer vorsichtig sein, den Bezug zur Realität nicht vollkommen zu verlieren auf dass ihnen der Pudding auch gelänge. So lebten sie glücklich und zufrieden. Gestorben sind sie irgendwann auch, aber sie haben glückliche Kinder und Kindeskinder hinterlassen, die weder Angst vor Treibhäusern hatten, noch jemals sorglos mit dem Obst anderer Leute umgegangen wären.
Geschrieben für Bank der Künste

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Alles ist besser mit Bluetooth

20. Februar 2013 - 12:07 Uhr

Aber wie ist das mit dem Gerät das das Gerät baut, das das Bluetooth-Gerät baut? Vielleicht ist das ein Schraubenzieher. Und vielleicht ist ein Schraubenzieher mit Bluetooth besser.
Wenn ich jetzt also ins Auto einsteige und starte, dann werden sich also künftig mein Handy streiten, wer sich an meinem Radio einloggt. Ja, ich habe ein Bluetooth-Radio und ich find es toll! Ich muss weder nach dem Handy kramen, wenns klingelt, noch überhör ichs, noch muss ich dann Strafe zahlen, wenn ichs gefunden habe und telefoniere. Und wenn ich nicht so nachlässig wäre und mal nachgesehen hätte, wie das funktioniert, würde das vielleicht auch für den Fall gelten, wo ich den Anruf initialisiere…
Nein! Zurück zum Schraubenzieher. Vielleicht wäre ein Bluetooth-Schraubenzieher sinnvoll, wenn man sich in so einem Hightech-Labor befindet und es sich um einen Drehmomentschraubenzieher handelt, der gleichzeitig während man Sachen schraubt (man sieht, ich habe mir eine immens ausgefeilte Gedankenwelt gebastelt) die Drehmomentdaten an einen PC übermittelt, der nebenher ein Messprotokoll herstellt über die geschraubten Sachen. Aber wenn ich in so einem Labor arbeiten würde, hätte ich sicher viel mehr so abgefahrene Instrumente, nicht zuletzt eine Kaffeemaschine, die ohne Gefäß auskommt, sondern den fertigen Kaffee als schwebende Kugel in einem gigantischen Magnetfeld bereithält (bei großen Feldstärken tatsächlich denkbar), während er über gezielte Laser-Impulse warmgehalten wird. Und weil ich deswegen sowieso schon über einen beträchtlichen Stromanschluß verfüge und das rumgefrickel mit Batterien hasse, wäre es mir wohl doch lieber, wenn der Drehmomentschraubenzieher und die Halbleiterfeile (hierzu werde ich mir beizeiten eine passende Geschichte überlegen, sollte die Frage auftauchen, was das sein könnte), wenn die Werkzeuge zu einer Workstation zusammengefasst würden, kleine Kabel hätten, die möglicherweise, um nicht zu stören über so Federgalgen geführt werden, damit sie von oben kommen und nicht immer auf dem Tisch rumliegen. Sonst müsste ich ständig eine Menge Knopfzellen austauschen, denn größere Batterien wären ja nicht möglich für einen feinmechanischen Schraubenzieher. Falls es jemand gerade ahnt: ich habe sowohl an Maus als auch Tastatur Kabel, obwohl ich das andere schon mal probiert habe.Was lernen wir aber aus der Bluetooth-Schraubenziehermisere über Innovation? Dass sie toll ist, die Triebfeder vieler toller Sachen, Ideen, die Ideen schaffen. Und dass Innovation verdammt viel Müll schaffen kann, weil sie einen auch etwas bedrogt, weil man sich in Dinge verliebt, dadurch blind wird und Mist baut, und das, obwohl man mit den meisten neuen Dingen nicht mal Sex haben kann. Ich korrigiere: will. Ich korrigiere nochmal: zumeist, üblicherweise.
Oh, schöne neue Welt der Sexspielzeuge und der political Correctness, in der Leute, die Dinge lieben ganz normal sind, es werden die Gewißheiten knapp und die Allgemeinaussagen dampfen auf ein unerträglich unsicheres Minimaß zusammen!
Zurück zu etwas Neuem: auch inzukunft werden manche Bäume mit Äxten gefällt, werden Gemüse mit Messern geschnitten, werden elektronische Geräte mit warmen Metallstücken, genannt Lötkolben, gelötet, wird heiße Luft nach oben steigen und werden Kinderwägen bergab rollen. Warum ich letzteres erwähne? Weil manche versuchen, Rauchgase eines Feuers nach unten abzuziehen, andere mittels bremsenden Bodenbelags Schieflagen an Bahnsteigsplänen in den Griff zu bekommen.
Und bevor ich jetzt ins reaktionäre abdrifte, möchte ich noch eins klarstellen: man KANN Bahnhöfe in die Erde verlegen (ich war auch schon in so einem), aber der sollte viellicht im Übrigen den üblichen Vorgaben für Bahnhöfe entsprechen. Ist das gewährleistet und will man es dann aus anderen Gründen trotzdem noch, dann SOLLTE man es vielleicht auch tun.
Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, aus Einsichten von Jahrhunderten des rasanten Fortschritts seit spätestens der industriellen Revolution, aus dem Reigen der ständigen rücksichtslosen und kurzsichtigen Neuerungen echte In-Novation zu schaffen und Neues ins Bestehende hineinzusetzen.
Erstveröffentlichung in der Bank der Künste

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Psychos Bestiarium – Kontemplanierraupe

23. Dezember 2012 - 17:20 Uhr

Kontemplanierraupe, die:
Larvenform einer Art der Exoskelett tragenden Gattung der Paar-Mehr-Hufer, die früher fast ausschließlich in Tibet auftrat, seit 1720 dort allerdings zuerst scheinbar verschwunden war (darum existiert noch eine weitere Bezeichnung: Tranzenditaria protectorata HARRER). Die Identität mit der Art Theocrata sympathicans PITT. konnte 1959 zweifellos belegt werden, als die Raupe mittels ->Exilregionierung rematerialisiert werden konnte.
Die K., welche nur aus ihrem Ei schlüpft, wenn es entweder über längere Zeit ohne Gefährdung durch Kältestress oder Fraßfeinde in einer ruhigen Umgebung lag oder – dieses Paradoxon konnte noch nicht aufgeklärt werden – vom ->Sisyphoskäfer auf immerwiederkehrenden Routen bewegt wird, zeichnet sich durch sparsame, ebenmäßige Bewegungen aus, mit denen sie sich zu unterschiedlichsten Orten bewegt, an denen sie rastet, um sich dort von Eindrücken, Zusammenhängen, Wahrnehmungen, Ästhetik und Inhalten ernährt und diese Nährstoffe (auch verarbeitete) mit Symbionten austauscht. Abhängig von der Menge und Zusammensetzung dieser Nahrung entwickelt sich aus der K. nach der Verpuppung entweder die degenerierte Form der parasitären Fanatikermotte, die zeit ihres Lebens versuchen wird, K.n an die immergleichen Orte zu führen und ihr Fortkommen zu anderen Orten zu unterbinden und sie in jedem Fall unter ihrem Ernährungsniveau zu halten sucht (sie arbeitet hierbei auch gelegentlich mit der Indoktrinationsschabe zusammen, die frischgeschlüpfte K.n zusammentreibt und mit einem übelriechenden ->Einheitsbrei anfüttert). Im anderen Falle kann – vielseitige Ernährung meist vorausgesetzt – aus der Puppe der Entfalter schlüpfen, eine prächtige Lebensform, die mentale Entropie umkehrt und symbiotische Beziehungen mit fast allen bekannten Lebensformen herzustellen imstande ist. Auf diese Weise übt der Entfalter eine ordnende Wirkung auf die Ökosysteme aus, die er bewohnt, steht aber wegen seiner großen Prächtigkeit unter starkem Jagddruck durch einige archaische Lebensformen wie dem ->Dummspecht, dem ->Korrumpanten, dem ->Ausbeuteltier und den Salärmanderarten ->Politlurch und ->Potentatenechse. Das wendige Tier schafft es jedoch recht häufig zu flüchten, so dass gelegentlich noch sehr alte Exemplare aufgefunden werden, die den Nachstellungen entgehen konnten.
Verwechselt werden kann der Entfalter mit dem ->Desinformetterling, der auf den ersten Blick oft schwer zu unterscheiden ist, sich jedoch dadurch verrät, dass er im irrigen Versuch, K.en zu erschaffen, Ameisen zusammenbindet, bis sich diese wieder befreien und ihn bisweilen anschließend verspeisen. Trifft er auf einen Entfalter, fällt der Desinformetterling in eine Schockstarre und wird nicht selten Opfer eines Ausbeuteltiers oder einer Horde zusammengebundener Ameisen.

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Nummernkonten

12. Dezember 2012 - 23:08 Uhr

Ich bin nicht sicher, ob ich schon mal über das Schweizer Schwarzgeld gesprochen habe, trotzdem ist mir ein Lichtlein aufgegangen, das ich für teilenswert halte: je nachdem, wen man fragt oder liest, wird einem entweder mitgeteilt, dass mit dem Abkommen die Steuersünder mehr oder eben weniger für ihr hinterzogenes Geld zahlen, als sie müssten, wenn sie sich anzeigten.
Natürlich sind diejenigen der ersten Version der Schäuble und diese Schlumpf-Ministerin aus der Schweiz und beide halten es für unmöglich, jemals einen besseren Vertrag machen zu können. Leider glaub ich weder das, noch denen überhaupt etwas (also von der Schlümpfin weiß ich das nicht, aber ich nehme es mal an). Darum glaub ich gern den anderen und hab mir auch meine Gründe zusammengesucht, damit ich mich damit wohl fühle.
Erstens weiß ich nicht, wie man anonym Steuern eintreiben soll. Ehrlich nicht. Aber ich hätte dafür relativ bald die Idee, dass man vielleicht die Anonymität nutzen könnte, um Steuern nicht abzuführen, weil wenn der eine nicht schauen darf, entscheide ich ja, was ich zeige.
Zweitens: wenn man sich drüber streiten kann, ob die Pauschbesteuerung zu zu kleinen Besteuerungen führen kann, könnte man sie auch einfach erhöhen. Denn wenn ich schon eine Amnestie mache, so als Gesellschaft meine armen Reichen wieder in die Arme nehme und ihnen sage, sie können mit dem gestohlenen Geld jetzt auch wieder uns daheim über den Tisch ziehen, dann kann ich doch wohl die Regeln dafür selber machen und muss nicht Angst haben, ihnen zuviel abzunehmen, dass sie das nicht als Strafe wahrnehmen. Warum das der Schäuble nicht will, weiß ich nicht, er sagts mir auch nicht, darum glaub ich es ihm nicht. Die Schweizerin schützt ja wenigstens die Grundlage eines ihrer Wirtschaftszweige. Falls das der Schäuble auch tut – ach, wenn er das nur sagen würde! – dann würden wir endlich erfahren, warum die Sozialschmarotzer, die die Gesellschaft benutzen wollen, trotzdem aber nicht deren Teil sein wollen soo wichtig für uns sind.
Drittens kaufe ich gerne weiterhin CDs. Gut, ein kleinwenig ein Hoheitsrechtsverletzungsgschmäckle hat es schon, aber das hat das mit dem Steuerhafen auch. Gut, wir haben das Geld ja selber durch die Grenze gewunken oder garnicht danach gesucht, trotzdem ist es ja unstrittig unseres und der Vertrag ändert auch nichts daran, dass Kapital in Form von Geld viel zu mobil ist. Und diese konzeptionelle Widersinnigkeit des Systems des freien Kapitalverkehrs löst so ein Kuhandel auch nicht, aber da er ja leider alternativlos ist, ist mit den zwei Beteiligten ja nicht an eine Bearbeitung eines der echten Probleme zu denken. Dann möchte ich ihnen aber auch verwehren, so zu tun, als sei das Problem gelöst.
Ich glaube, diese Drei Punkte reichen vorerst.

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Dieser Matussek

6. Dezember 2012 - 00:21 Uhr

"Cabane ist nicht der einzige Charisma-Coach. Charisma ist selten wie Gold und mindestens so geheimnisumwoben wie die Coca-Cola-Formel. Jeder will Charisma. Jeder will die Fähigkeit, Menschen zu bewegen, um auf einer Woge der Zuneigung durchs Leben zu segeln."
Matthias Matussek, Das Lodern von Innen, Der Spiegel 46/2012

Ich mag ihn ja nicht so unvoreingenommen, den Matussek; er schreibt angenehm, kenntnisreich, immer mit Referenz auf einen aufgeklärt-katholischen Konservativismus, aber er zieht oft aus unglaublich weitschweifenden Parallelen merkwürdige Schlüsse.
Aber der obige Absatz ist was wirklich schönes: es ist dies einer der Absätze gegen Ende des zweiten Drittels des Leitartikels dieses Spiegel. Und er hat mein müdes Hirn entzückt. Es ist einer von diesen Absätzen, die den Spiegel zum Spiegel machen, denn er ist absolut unnötig. Die sparsamen Informationen in ihm sind auch in den Absätzen drumrum enthalten, aber seine Aufgabe ist ja schließlich, zu personalisieren.
Er soll ein Gefühl von Bekanntheit zwischen Leser und Inhalt bzw den Personen des Artikels schaffen, emotional binden. Alles in Ordnung, langweilig ist lesichnicht, gelegentlich bleibt leider nichts übrig, wenn man die Emotion wegspült.
Doch auch das ist nicht das Thema; es war so ein optisches Phänomen. Ich verzichte darauf, den Absatz in textsatzidentischer Reproduktion darzustellen, sondern vertraue darauf, dass es trotzdem rüberkommt. Mich hatten die Cs gefangen, und zwar so deutlich, dass ich ins grübeln gekommen bin, ob das Zufall war.
In einem Artikel über Charisma, wo betriebsbedingt einige Male mehr ein C am Anfang eines Wortes steht, ist es da wahrscheinlich, dass es sinnvoll ist, just in dem Moment, indem eine Frau Cabane auftritt auch noch völlig ohne Zusammenhang über die Coca-Cola-Formel zu schwadronieren? Im orginalen Satzbild füllt noch dazu das Gold mit seinem formähnlichen Anfangsbuchstaben eine Lücke in der sonst die Symmetrie allzusehr ins stolpern geraten wäre. Cabane, Coach und Charisma bilden die Linke Ecke, deren Gegengewicht Charisma und Gold liefern, dann in der Mittelzeile des Absatzes stehen, Coca, Cola und Charis- – was soll ich da anderes sagen als "Chapeau!"?
Anschließend die Abrundung mit der schwärmerischen Prosapoesie um die schwingenden Reimpole bewegen und segeln.

Das alles spornt mich enorm an, meine Darmtätigkeit zu befeuern; denn dann werde ich in den Genuss kommen, weiter zu lesen.

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Das brennende Kind

26. August 2012 - 17:59 Uhr

Als ich das brennende Kind sah, wusste ich, dass der Abend gerettet war.
Es schien ein ganz normaler Tag zu werden, noch als ich das Haus verließ. Garstig war es, übertrieben scharf schnitt der Wind in exponierte Körperoberflächen und wühlte sich seinen ärgerlichen Weg durch inakkurate Kleidungsübergänge, aber das war ja inzwischen häufig so.
Den Hut ins Gesicht und die Atmung bronchienschonend, ließ ich meine Beine den Weg zu meinem vorläufigen Ziel gehen, während mir selbst zu dem Zeitpunkt nicht viel übrig blieb, als sie dabei zu beobachten; zumal diese Krummhaltung die Angriffsfläche für die kalten Luftklingen zu verringern schien. Ich konnte noch nicht mit dem Finger darauf zeigen, aber irgendwas war falsch.
Man konnte zwar nicht sagen, dass etwas in der Luft lag – die war klar und roch fast ausschließlich nach Kälte. Auch die Optik war eigentlich okay, zumindest angemessen. Insgesamt war es eher hell als grau und die Sonne gab sich bisweilen auch die Ehre, gelegentlich ihr Antlitz durch die Himmelsauskleidung zu schieben. Also daran konnte es nicht liegen, das wäre eigentlich mehr richtig gewesen.
Es mussten die Menschen sein; umso belebter die Orte wurden, an denen ich mich aufhielt, umso stärker wurde dieses Gefühl der Unrichtigkeit. Nur konnte ich nicht herausfinden, was da so gerade schief lief, ich hatte nämlich schon seit Ewigkeiten keinen Menschen mehr angesehn.
Hatten die Leute schon immer diese tumben Blicke? War dieses abgestumpfte Anenandervorbeireden, diese absolut unaufrichtig-ziellose Kommunikation schon länger Usus? War es nicht diese zombiehafte Interaktion, die mich meinen Rückzug aus dem Gemeinwesen antreten ließ?
Nein! So war es doch nicht gewesen, eigentlich wollte ich doch nur eine kleine Pause von der Welt machen, mal klarkommen. Aber was war inzwischen geschehen und wie konnte das so an mir vorbeigegangen sein?
Die wenigen Kinder die ich sah, waren entweder gefangen in den, gleichwohl sich fortwährend wandelnden und somit unverlässlichen, Vorschriftskäfigen allderer, die gerade Lust hatten, Kommandos auszuscheiden, oder von dieser Tatsache in pathologischer Weise in einem unerträglichen Gemütszustand zwischen Apathie und Ruhelosigkeit verhaftet. Diese unstrukturiert-feindselige Willkürlichkeit, mit der ihnen die Welt gegenübertrat, hatte sich nun also in die tödliche Spirale verdichtet, ihnen, den naturgemäß Unkundigen die notwendige Orientierung, die sie instinktiv suchen, aus unklaren bis niederen Motiven vorzuenthalten.
Konsequentes Zunichtemachen von Erfahrungskonzepten, die mit Eigensinn, Freude, Abwechslung oder Entdecken zu tun haben, hat die Kinder zu verdatterten Weltresignierern werden lassen, die zur Verhinderung von Desillusionierung das Entstehen von Illusionen und das Testen von Handlungsweisen konsequent vermeiden und sich so auf eine paranoide Minimalinteraktionsroutine reduzieren. So wachsen sie dann auch heran zu solchen visions- und ethikfreien Massenbestandteilen mit Hirnkorsett, wie denjenigen, von denen sie momentan wechselweise vernachlässigt oder herumgescheucht werden.
Ich musste etwas tun, also sah ich mich um. Auf den ersten Blick schien es tatsächlich so zu sein, wie ich befürchtete.
Eines der Kinder jedoch, dessen wiederkehrende Wischbewegung über den Tisch, an dem zu sitzen es gezwungen war, ich als reinen Übersprungshospitalismus abgetan hatte, schien damit doch mehr zu bezwecken: die Bewegungen waren zwar in gewisser Weise gleichförmig, variierten aber bei genauerer Betrachtung im Andruck der einzelnen Finger und der Handfläche, der Stellung zueinander und so weiter. Das Kind schien die Oberflächenstruktur der Tischplatte zu untersuchen, die Reibung der Hand, das Gefühl, das sie verursachte.
Der Einfallsreichtum in puncto Abwandlung des Expriments war beeindruckend, zumal es scheinbar unter der Prämisse abzulaufen hatte, unentdeckt zu bleiben. Denn als es meinen Blick entdeckte, zuckte es in dem ärgerlichen Kulturreflex zusammen, alles dem Anschein nach nicht zielführende oder irgendwelchen oft unbekannten Willkürlichkeiten widersprechende sei per se falsch und folglich zu unterlassen.
Das von meinem Blick aufgescheuchte Kind verharrte einige Zeit reglos und wagte nicht, mich anzusehen. Nach einer Testphase von verstohlenen oder als Zufälle maskierten Kontrollblicken musste es feststellen, dass ich es unentwegt anschaute.
Es fasste schließlich den Mut, meinen Blick offen zu erwidern und schien nun über meine Motive nachzugrübeln, beziehungsweise mich im geistigen Zwiegespräch unserer beiden Augenpaare danach zu befragen.
Nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich ihm nicht übelgesonnen sei, fand ich, ich müsste auch seine Forschung unterstützen, zumal diese bei ihm gefährdet zu sein schien, unterdrückt zu werden, wie seine anfängliche Schreckreaktion zu zeigen schien.
Also nahm ich ein Päckchen Zucker, das mit meinem Kaffee gekommen war, versicherte mich meines Publikums, riss eine Ecke ab und leerte den Inhalt als ein kleines Häufchen auf den Tisch.
Alsbald streckte ich meinen Zeigefinger aus und begann, kreisende Muster in den Haufen zu zeichnen, bis sich der Haufen in eine Fläche aus eben liegenden Zuckerkörnchen verwandelte, die die gezeichneten Muster im Kontrast zur blanken Tischplatte darstellte. Ein kurzer Seitenblick: ich wurde aufmerksam beobachtet.
Nun ahmte ich des Kindes Spiel mit der Handfläche auf meiner gezuckerten Tischplatte nach. Die Körnchen, die sich in selbst geschaffenen Eintiefungen wie in Furchen rollend durch meine Haut schoben, erzeugten ein angenehm kitzelndes Gefühl, das sich deutlich von dem unterschied, welches die unbewegt an meiner Haut klebenden produzierten, die mehr schleifend über die Platte kratzden und sich so in feine, unregelmäßige Schwingungen versetzten.
Die wachen, funkelnden Augen des Kindes hatten all das aufmerksam beobachtet. Der zuerst gerade Mund hatte sich in der Zwischenzeit zu einem erst leichten dann staunend offenen Lächeln geweitet, über das das Kind selbst, als es sich dessen gewahr wurde, merklich erschak, weil es seine antrainierte Tarnung verloren hatte.
Es fand sogleich seine Fassung wieder und saß erneut vollkommen unauffällig am Tisch der Triebtöter.
Ich faltete schließlich die Hände und rieb mir langsam die klebengebliebenen Zuckerkörnchen von der Handfläche, die – sie hüpfen erstaunlich gut – sich, gleichsam dem großen Finale entgegenspringend, auf dem ganzen Tisch verteilten. Ich leckte meine Zeigefingerspitze an und begann genüsslich, die herumliegenden Körnchen aufzulesen und die süße Beute auf meine Zunge zu befördern.
Es gab für das Kind keine Möglichkeit, an Zucker zu kommen, geschweige denn ohne Zwangsmaßnahmen erwarten zu müssen den Versuch nachzuexerzieren, doch ich bemerkte darüber keine Verbitterung in seinem Blick. Im Gegenteil. Einzig verblieben war ein entschlossenes Glühen in den Augen, das mich sehr beruhigte. Denn es verhieß die Gewissheit, dass das Experiment bei nächster Gelegenheit nachempfunden werden würde als einer von zahllosen Bausteinen einer ewigen Entdeckungsreise eines mit unstillbarem natürlichen Interesse ausgestatteten Wesens.
Als ich meine Exkursion in die Welt begonnen hatte, hatte es noch so gewirkt, als würde ich später heimkehren müssen, ernüchtert und erbost über die Unkultur der Stumpfheit und des Abwürgens sämtlicher selbstgesteuerter Entwicklungsfähigkeit. Doch dann entdeckte ich ja glücklicherweise diese schwelende Glut der Wissbegierigkeit in den intelligenten Augen dieses Kindes und durfte helfen, diese weiter anzufachen. Und als ich das brennende Kind sah, wusste ich, der Abend war gerettet.

zuvor auf der Bank der Künste veröffentlicht

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Abschied von Buch IV

15. August 2012 - 23:46 Uhr

Mit dem morgen um 17:59 auf der Bank der Künste erscheinenden Beitrag über das brennende Kind, der schon zur Hälfte in Buch V steht, hat auch mein 4. Notizbuch seine Schuldigkeit getan und darf – leicht gebläht von Korrekturfahnen und insgesamt etwas aus der Form gewalkt und geblättert – seinen Reservedienst im Regal bei den anderen antreten. Es verbleiben noch einige Fragmente, die ich nicht oder noch nicht weiter bearbeitet habe oder vielleicht sogar verworfen oder die als Notiz schon ihre Pflicht getan haben und die ich trotzdem als Fragment verkleide. Ich blättere also nochmal durch und verhelfe ihnen zu ihrem recht:

Warum darf man nicht auf die Treppen
…fragte ich mich in Berlin an einem Mittwoch vor dem Reichstagsgebäude vor einem Jahr etwa. Wenn man nicht mal mehr auf einige zehn Meter an das Parlamentsgebäude rankomme, dann erweckt genau das ein merkwürdiges Gefühl, das viel realer ist, als irgendsoein potenzieller Terrorist (dessen explosiven Schuh ich mir offenbar anziehen soll).

jetzt hab ich zwei Typen mühevoll in den Nachtbus bugsiert, um festzustellen, dass sie damit nicht fahren wollten; zumindest stiegensie, nachdem sie bezahlt hatten, wieder aus.
krakelte ich wohl ebenso mühevoll in das Buch, als ich mich am 8.9.11 um 26:42 mit des Professors Aussage zur Öko-Frage beschäftigte.

Hornbrillen: Brillen haben und nicht zu tragen, ist wohl die beständigste Mode.
…das ist scharf beobachtet, was in diesem Zusammenhang schwer fallen könnte.

Unverletzlichkeit der Wohnung
(Online-)Durchsuchung
Zwangsblutentnahme
Richtervorbehalt.
…darüber sollte ich mich wohl mal ausführlicher auslassen, um herzuargumentieren, was ich schrecklich offensichtlich und für knapp ausdrückbar halte. Zum ersten Paar: ich sehe keinen Unterschied zwischen einem Ordner in meinem Schrank und auf meiner Festplatte. Nur auf richterlichen Beschluss darf das einer ansehen, dem ich es nicht freiwillig erlaube. Zum zweiten Paar: nur weil wegen Richtermangels die richterlichen Genehmigungen zur Zwangsblutentnahme bei Alkoholkontrollen meist ungeprüft richterlich angeordnet werden, ist es nicht angezeigt, den Richtervorbehalt dafür aufzuheben. Dieser Sachverhalt bietet noch einen zweiten Lösungsansatz…

Grünfink, das…
…muss ich noch zurückhalten. Solche sieht man gelegentlich kurz vor Ostern.

6.12.12 20:34 Strenggenommen geht es mich nix an, wer Herrn Wulffs Haus bezahlt hat. Strenggenommen darf Herr Wulff auch nicht in meinem Namen mit einem ausländischen Staatschef reden oder darüber befinden, ob ein Gesetz, das meine Volksvertreter gebastelt haben, verfassungskonform ist oder nicht. Strenggenommen.
Aber Herr Wulff ist Bundespräsident. Er ist mein oberster Staatsdiener, ich gebe ihm Macht, ich gebe ihm Geld und Autorität und verlange na
…ich hatte zu dem Thema lange geschwiegen, weil man ja fast täglich noch eine Abstrusität aus seiner prätentiösen Vita aufgetischt bekam und er garnicht nachkam, eine Salami nach der anderen aufzuschneiden; aber nun erhält er ja seinen Ehrensold, obwohl er aus privaten Gründen zurückgetreten ist. Ich hatte den Versuch unternommen, etwas zu schreiben, aber ich wollte nicht schon wieder Banalitäten predigen. Einmal jemanden finden, der sich nicht wichtiger nimmt als seinen Job, einmal jemanden, der aufgrund seiner Persönlichkeit politische Ehrenämter einnehmen darf und nicht als abgewetzter Parteisoldat. Und wenn schon so, dann einen, der klug genug ist, nicht so doof zu sein, dass ich vor lauter Wut nicht weiß, ob ich schreien oder kotzen soll!

Steuerpatente -> Tantieme auf Steuer
…eigentlich wäre diese Idee schon patentreif: Patente auf Steuererhebung auf potentiell besteuerbare Sachen anmelden. Die Frage ist, wenn ich ein Patent anmelde auf die zum Beispiel Besteuerung von Batterien. Muss mir dann der Staat Lizenzgebühren zahlen, sollte er im Zuge irgendwelcher ökologischen Maßnahmen eine Sondersteuer auf Batterien erheben?

Gefährdung der Freiheit von Wissenschaft und Kultur durch Orientierung rein an wirtschaftlichen Maßstäben
auch was interessantes, das ich mal weiterverfolgen sollte (es handelt sich übrigens um eine Notiz zu etwas, was ein Teilnehmer – ich glaube sogar es war der Gewinner – des letzten Philosophy-Slams im Rathaus gesagt hat), grob beispielhaft umrissen: wenn man die Förderung der Wissenschaft an wirtschaftlichen Maßstäben ausrichtet, wird man lauter naturwissenschaftliche Fächer (und auch dort nicht alle) ernten. Dies – ja jetzt schon der Fall – führt zu einer Benachteiligung geisteswissenschaftlicher Disziplinen und verschiebt mittel- bis langfristig die gesamte Kulturelle Basis der Gesellschaft. Insbesondere stellt sich auch die Frage, ob die Grundgesetzliche "Freiheit von Wissenschaft und Kultur" vor dem Hintergrund, dass sie sich finanziell unter bestehenden Rahmenbedingungen nicht selbst tragen können, eventuell sogar gebietet, diese besonders zu fördern.

Geld
Tauschwert <-> Gebrauchswert
…<-> Lagerwert. Übrigens auch noch eine Notiz aus dem Philosophy-Slam. Die leidige Geldkiste muss auch noch ein wenig angeplappert werden, bis klar ist, was jedem klar ist, der nicht die Geldwissenschaften studiert und/oder mit dem Teufel kopuliert: mit Geld kann man keinen Wert schaffen. Sollte also Geld Wert symbolisieren, darf Geld nicht mehr Geld erzeugen können. Falls dem so ist, ist das System fehlerhaft und sollte nachgebessert werden. Bei schwingenden Systemen mit großen Ausschlägen, die in resonanten Fällen zu Katastrophen führen, ist eine geeignete Dämpfung das Mittel der Wahl. Wer einem ausgelenkten Pendel zur Beruhigung einen Schubs in die andere Richtung gibt, ist ein Idiot.

Es ist, als hätten alle den Verstand verloren, sich zum Niedergang und zum Verfall verschworen, und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.
…aus Reinhard Meys Narrenschiff. Da habe ich scheinbar meinen neuen Füller getestet (den ich natürlich inzwischen verloren habe – nicht natürlich, weil ich ständig Füller verliere, sondern natürlich, weil das mein bislang teuerster war und der erste mit dem ich so richtig glücklich war), ich habs mal hier mit abgetippt, weil es so gut zum vorigen passte.

Kaugummikauen und Klavierspielen: blättern müssen, Finger lecken, Kaugummi hängenbeiben, Seite rausreißen.
…Slapstick fasziniert mich, darum muss ich solche Szenen sammeln. Auch für den Film, den wir seit der 7. Klasse drehen wollten, wo ist eigentlich das "Drehbuch" dazu, das wäre voll von solchen Sachen. Ich erinnere mich noch an den Typen, der aus unerfindlichen Gründen irgendwo runterfällt und den ganzen Film hindurch immer wieder gezeigt wird, wie er ständig weiter fällt.

Die Contemplanierraupe.
…daraus lässt sich bestimmt was machen. Einfachste Anwendung wäre in einem meiner religionskritischen Texte als Beiname für einen konservativen Geistlichen. Allerdings würde ich den Begriff gerne positiv besetzen, weil ich mir so eine Contemplanierraupe auch recht putzig vorstellen könnte.

Vielen Dank, mein liebes Buch! Vielen Dank, werter Leser!

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