Archiv für September 2010


Bekiffte Bären in Kanada

20. September 2010 - 19:12 Uhr

…kann man googlen und dann kann man kichern, weil diese Bären eine Hanfplantage bewachen sollten, das ist richtig. Diese Meldung ist auch leider an mir vorbeigegangen, als sie aktuell war, auch das ist richtig. Aber es ist auch richtig, dass man bei mir noch nie über bekiffte Bären in Kanada lesen konnte, das lässt es merwürdig erscheinen, wenn meine Leser fordern, sie würden gerne “wieder mehr” über selbige hier lesen.
Nungut, ich halte es für eine klasse Idee, Wildtiere für Bewachung wilder Plantagen zu verwenden, da diese erstens größere Angst erzeugen und zweitens weils einfach cool ist. Diese dann allerdings, weil man selber Angst vor ihnen hat, so sehr zu bedrogen, dass ihre Abschreckwirkung auf das Niveau einer Horde Gartenzwerge sinkt, verspielt den Vorteil der Wildheit. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass auch die Plantage vor den Schutzwildtieren zu schützen ist, da Tiere entgegen der ungestützten landläufigen Meinung durchaus gerne Drogen nehmen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Da Tiere jedoch meist weder über opponierbare Daumen, noch über ausreichende Bargeldbeträge verfügen, um auf üblichem Wege an Drogen zu kommen (Schwarzbären scheinen zwar auf den ersten Blick prädestiniert für Schwarzmarktgeschäfte, sie können aber nicht einmal mit einer dunklen Mütze das notwendige Maß an unauffälliger Unscheinbarkeit herstellen, die für diese unabdingbar ist), nutzen sie gerne Gelegenheiten und übernehmen mit entsprechenden Hintergedanken verantworungsvolle Aufgaben wie die Sicherung von mittleren bis großen Monokulturen potenter Pflanzen.
Aber wenn es nun schon um Tiere und Drogen gehen soll, möchte ich wirklich eine Lanze brechen, für die Tiere, auch das ist nämlich mit diesen Daumen leichter, auch wenn sie nur die Leertaste massieren: Tiere haben auch ein Recht auf Rausch, zumindest sollte man ihnen den Gönnen. Man sollte sich immer freuen, wenn man statt der Zielschnecken einen besoffenen Igel in der Bierfalle hat, und zwar für den Igel. Erntedank zu feiern, macht ihm vielleicht auch Spaß kurz vor der Winterruhe. Und der Igel ist bei weitem nicht so penetrant wie die Herde Elefanten, die in den 80ern eine Schnapsfabrik stürmten. Und er ist nicht so hart drauf, wie der durchschnittliche Koalabär, dessen Leben sich ähnlich anfühlen muss, wie das eines Straßenpunks. Denn wie letzterer von Bier, ernährt sich jener auch nur von seiner Droge. Wie groß muss nur am Morgen immer die Überwindung sein, wenn man dem Geschundenen Körper, der sich gerade wieder notdürftig bis zur Handlungsfähigkeit regeneriert hat, wieder einen Schlag versetzen muss, nur, um seinen Kalorienbedarf decken zu können, wohl wissend, dass man spätestens am Nachmittag wieder fast Bewegungsunfähig in den Ästen hängen wird und darauf warten muss, dass man wenigstens wieder Kopfweh spüren kann. Dabei scheint es bei Tier und Mensch nur Gewohnheit bzw. Gewöhnung zu sein. Dieweil man ausgewachsene Koalas nicht vom Stoff runterbringt, ohne dass ihre Gesundheit leidet, ist es allerdings schon gelungen, Jungtiere eukafrei großzuziehen, ob diese Technik auf Punks umsetzbar ist, ist hingegen fraglich – aber auch nicht wichtig, denn wie Koalas sind ja auch Punks (möglicherweise zurecht) vom Aussterben bedroht.
Nun folgt aber der wichtigste Aufruf für den Tierfreund: Katzenminze. Also nicht für den Tierfreund, sondern für die Katze. Pflanzen und über möglicherweise spektakuläre Szenen freuen. In Gebieten mit geringer Minzdichte kann die zentrale Pflanze schonmal zum Anziehungspunkt für die Tiere der gesamten Nachbarschaft werden, so braucht man schonmal keine eigene Katze. Noch schöner ist allerdings, was die Minze mit den Katzen macht: orgiastisch glücklich. Wer könnte sich da nicht freuen für die Tiere. Die Katzenminze wirkt recht direkt auf den Sexualtrieb, bisweilen sind bei Katern auch spontane Minzlatten beobachtet worden.
Leider wird es schwer werden, den Katzen im Selbstversuch nachzufühlen oder -eifern. In ernstzunehmender Literatur ist nirgends die Rede davon, dass beim Menschen brauchbare Wirkungen auftreten. Diese seien nur knapp über der Wahrnehmungsschwelle; dafür sind allerdings auch keine Nebenwirkungen zu erwarten, dem Selbstversuch stehen also keine dringenden Warnungen entgegen; als gängige Konsumform wird Rauchen des getrockneten Krautes evtl. gemischt mit Nicotiana tabacum genannt.
Wer noch eine moralische Stütze benötigt, um – vielleicht erstmal nur zum eigenen Vergnügen – in seinem Garten einen Raubtierswingerclub zu gründen, dem sei noch eine potente (ja, genau!) Hilfestellung gegeben: Es ist belegt, dass Katzen mit Zugang zu Katzenminze eine höhere Lebenserwartung haben.

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Atomkraft – jein oder so, bitte sehr!

7. September 2010 - 17:55 Uhr

Es ist wie – leider inzwischen – immer schade, dass politische Diskussionen zwar nicht komplett inhaltsleer, aber doch unter Nichtberücksichtigung von nennenswerten Fakten geführt werden und außerdem der vielbeschworene Kompromiss – zu dem nur die Politikerkaste fähig sei (Argument gegen direkte Demokratie) – meist keine gangbare Synthese aus den zentralen Argumenten der diskursierenden Lager mit Pattlösungstendenz nach aktueller Mehrheitenlage ist, sondern eine realitätsferne Maske augenwischender Pseudoregelungen, hinter denen sich üblicherweise ein absichtlich verkrüppeltes Paragraphengewirr, dessen irreführende Ausführungsfähigkeit einerseits dafür gedacht ist, den Schein einer Problemlösung zu wahren, andererseits, den vorgeblich gezügelten Lobbygruppen genügend Raum für Schlupf- und Angriffs- -löcher und -punkte zu liefern, damit sie weiterhin gegen die vorgegaukelte Marschrichtung des Gesetzes arbeiten können.
Atomkraft ist eine Brückentechnologie? Kann sein. Zwar halten genügend von der Regierung beauftragte Sachverständige die vorhandene Brücke für lang genug, aber die können sich natürlich täuschen, dagegen muss man per politischer Rahmensetzung gewappnet sein, das ist richtig. Nicht dass noch neue Kohlekraftwerke hochgezogen werden, um irgendwelche Stromlücken zu stopfen, aber ist das nicht eh geplant?
Eine Brückentechnologie sieht nicht aus wie eine Brücke! Denn diese ist an Anfang und Ende gleich breit. Wenn man aber einen Technologiewechsel vollzieht, muss die alte Technologie sich allmählich entfernen, warum sollten wir also alle Meiler in der Laufzeit verlängern? Man streitet sich so gern über die Sicherheit von diesen alten Schachteln, in denen Krümmel und Biblis und wie sie heißen stecken; diesen Dingern mit Gaugefahr, falls einer mit der Zwille durch den Zaun trifft (ich übe gelegentlich unter einer Wertachbrücke). Wollen wir mal überlegen, ob wir auf diese vielleicht gleich bzw. in der bis dato ausgemachten Zeit verzichten können: Wie lange ist Krümmel in den letzten zwei Jahren gelaufen? Weiß nicht, dazu müsste man wissen, wie lange man mit einem Gigawatt bräuchte, einen defekten Trafo anzuzünden, ja in etwa so lange. Hat es uns gefehlt? Moment, ich schreibe an einem Computer – die benutzen Strom, oder? Und die Stromlücken, die ich beim denken zwischen den Sätzen entdeckt zu haben meinte, waren ein etwas straff eingestellter Bildschirmschoner (ich hatte mich schon gewundert, warum es nur eine Computerstromlücke und keine Lichtstromlücke war).
Also, alles klar, alte Kraftwerke muss man wohl nicht weiter verlängern, da kann man dann auch gleich mal üben, wie so ein Rückbau funktioniert und wo man dann den Gruscht hintut, der in allen Farben von Alpha bis Gamma leuchtet. Darum kümmern sich gerade alle Asse in unserem Land. Natürlich kostenlos. Denn jede Einrechnung von Endlagersuche, -ausbau und – gerade aktuell sehr beliebt – Räumung unter Wasserüberschuss leidender begutachtet jahrtausendelang trockener Endlager würde ja den Produktionspreis auf Wettbewerbsniveau hieven, was natürlich schon rein systematisch unfair wäre, da man doch von Wirtschaftsunternehmen nicht erwarten kann, auch für die Entsorgung der Betriebsmittel zu sorgen, das wäre ja so, als müsste man sich nach dem Ölwechsel beim Auto auch um die Entsorgung des Altöls kümmern (das geht ja eh nicht, weil bis ich so weit wäre, ist das immer schon versickert, noch dazu ist im Wald immer das Licht so diffus, dass ich das sowieso nichtmehr finden könnte).
Achja, ein großer Politiker (Dr. Christian Ruck, weil er gerade irgendsoein bla-politischer Sprecher seiner Fraktion ist – wo wir gerade dabei sind: das ist auch der Typ, der als Verkehrsausschuss-MB von Augsburg gemeint hat, die CSU dürfe doch sehr gerne das destruktive Bürgerbegehren für den ominösen Tunnel am Königsplatz abhalten, weil durch Verzögerungen keinesfalls staatliche Fördergelder flachfallen könnten; jetzt stört man die CSU lustigerweise mit eben ihrem bescheuerten Tunnel und plötzlich wird es zur moralischen Keule, dass man leichtfertig Fördergelder für politische Hirnfürze gefährdet) hat mal sowas ähnliches gesagt (im Bayern-Alpha Mittagsgespräch) wie: das Problem mit dem Abfall sei ein schwieriges, ungelöstes und großes, aber es sei nunmal schon vorhanden und deshalb kein Grund, mit Atomkraft aufzuhören. Ich bin seitdem erleuchtet. Diese Form der Argumentation ist in ihrer Klarheit und Universalität unschlagbar in ihrer Anwendbarkeit. Meinen ersten Erfolg hatte ich damit, als ich mich im Freibad an den Rand des Kinderbeckens stellte, um mir den Weg auf die – oft auch recht schmutzigen – Toilettenanlagen zu sparen. Die zunächst recht ungehalten Gegner meiner Auffassung waren indes bald überzeugt, dass die Tatsache, dass sich bereits Urin im Wassser befände, ausreiche, um sich ungeniert zu erleichtern; so kamen wir schließlich auf die Idee einer Laufzeitverlängerung (aber das ist nun wirklich ein anderes Thema).
Achja, zuallerletzt, ein Gedankenexperiment: wenn ich mir denke, “den Winter über brauche ich eine Mütze”, dann könnte ich zu dem Schluss kommen, mir eine Mütze zu kaufen (oder nachzusehen, ob ich bereits eine habe) und diese dann im Winter zu tragen, ist das abwegig? Nein, aber man kann sowas natürlich noch besser regeln, dazu setzen wir uns jetzt mal mit den vier großen Mützenbereitstellern (19 ct pro Mützentragstunde) und einer christliberalen Regierung an einen Tisch und entwickeln folgendes:
Im Winter muss man eine Mütze tragen. Vereinfacht angenommen ist der Winter 6 Monate lang. Je 30 Tage und 24 Stunden. Darum muss man im Jahr 4320 Stunden eine Mütze tragen. Sollte man, wovon man zu diesem Zeitpunkt keinesfalls ausgehen kann, unvorhergesehenermaßen einige Winterstunden in Gebäuden verbringen und folglich auf die Mütze verzichten, ändert das natürlich nichts an der Notwendigkeit einer Mütze an 4320 Stunden im Jahr. Folglich muss die Mütze auch noch weitergetragen werden, sie war ja schließlich im Winter notwendig.
Zur Erklärung: weil man von einer 12-Jahre-Energielücke ausgeht (die Studie hat man sich schließlich was kosten lassen), sagt man, die Kraftwerke können noch solange laufen, bis sie die Energie produziert haben, die sie in 12 Jahren Volllast produzieren können. Wie lange muss jetzt Krümmel noch stillstehen, bis es 12 Jahre Volllast-Äquivalent produziert hat? Ahja, also ist die Energielücke mindestens 30 Jahre lang, oder? Wieso darf man das sorum nicht rechnen? Ich denke, das ist eine Brückentechnologie hier!
Ne, is schon klar, warum man das so regeln muss, denn würde man einfach sagen, bestehende Atomkraftwerke dürfen noch 12 Jahre lang laufen, dann müssen sie abgeschaltet werden, könnte das ja dazu führen, dass es ein Nachteil für Betreiber wäre, wenn ein schlecht gewartetes Kraftwerk in Zeiten von Energielücken ihre strategische Stopffunktion nicht übernehmen könnten, außerdem könnte es dazu führen, dass die Betreiber versuchen, viel Strom mit ihnen zu produzieren, solange sie noch dürfen, der könnte dann unangenehm günstig werden, als ob jemals jemand Atomstrom mit günstig in Verbindung gebracht hätte!

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