Innerer Schweinehund

Den inneren Schweinehund zu überwinden ist eine harte Aufgabe, denn jener ist immer unvorteilhaft gut informiert über aktuelle Intrigen, die gegen ihn gesponnen werden. Genauso ist er auch ein versierter Psychologe, spezialisiert auf Mechanismen der Faulheit, Trägheit und Bequemlichkeit und ständig am unterschwelligen Einwirken auf eben jene geistigen Mechanismen, um im Idealfall zur eindeutigen und frei getroffenen Entscheidung zu gelangen, die Priorität von etwas anderem als dem Ungeliebten höher einzuschätzen bzw. von vornherein infrage zu stellen, ob das Ungeliebte überhaupt einen Effekt erzielen würde.
Es ist aber durch bewußte Tricks möglich, sich selbst unter einen Zwang zu, von dessen Konstruiertheit der Schweinehund durchaus Kenntnis hat, von dessen mutwilliger Herbeiführung er durchaus Kenntnis haben darf. Er ist scheinbar so konzipiert, daß er durchaus fair ist, denn ansonsten wäre er, da mitten im Denkorgan beheimatet, immer einige Schritte voraus und auf diese Weise unkontrollierbar und übermächtig.
Werden ungeliebte Sachen grundsätzlich nur angefangen, wenn der Leidensdruck groß genug ist? Demzufolge müsste bei den Machern einfach die Leidenstoleranz niedriger sein, der Maßstab geändert. Also müsste der Macher ziemlich bald kirre werden, wenn er aus irgendeinem Grund nicht mehr machen kann. Im Gegensatz dazu neigt der Gelassene, der mit der größeren Leidenstoleranz, dazu phlegmatisch zu sein. Er wird erst sehr spät “einschreiten”.
Aber es geht nicht nur um das Ungeliebte. Insbesondere der Leidensdruckphlegmatiker wird sich auch schwerlich überwinden können, ihm wichtiges anzupacken – und zu ende zu führen. Fairnesshalber wird der Macher, der Hibbel, wohl aufgrund der großen Ablenkung – und Zeitaufwendigkeit – durch das ungeliebte auch nicht die Kraft – oder Zeit – haben, Willensprojekte auszuführen.
Der eine muß also das Phlegma überwindern,der andere das Arbeitspensum unter Kontrolle halten bzw. leiden lernen, Nichtstun.

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