Ekelärendes in eigener Sache

Nicht dass ich mich rechtfertigen müsste, vor dem letzten Eintrag eine merkliche Zeit geschwiegen zu haben und nichteinmal meine bis dahin recht wohlgepflegte Linksammlung in den Inselplätzen aktualisiert zu haben, jedoch muss ich betonen, ich tue es auch jetzt nicht.
Trotzdem gibt es Gründe. Warum ich nicht geschrieben habe. (Ich gebe zu, ich bin momentan auch sehr überrascht, den Punkt zwischen “Gründe” und “Warum” vorzufinden, noch dazu war ich mir nicht mehr sicher, ob nach “habe” ein Fragezeichen geplant war. Ich habe offensichtlich den Satz mehrmals umgedeutet, mich aber selbst nicht darüber in Kenntnis gesetzt. “Hast Du das Memo nicht bekommen?”).
Die Antwort auf die somit für den Moment nicht gestellte Frage lautet: “Ich weiß es nicht.”
Sicherlich gab es Themen und wahrscheinlich auch Gelegenheiten, zu schreiben. Ich erinnere an den Telekomskandal mit Datenschutz und so, whops, und ich erinnere mich gerade auch noch daran, danach selbst noch was geschrieben zu haben, wo das hätte vorkommen sollen, weil da ging es um die Bundespräsidialkandidatur (dieses “weil” ist sicher nicht kausal gemeint), also ist es noch garnicht so lange her, dass ich hätte schreiben getan und tat, aber besser versuche ich noch ein bisschen zu erinnern, anstatt mich dieses zu tun, also – der Vollständigkeit halber – die Bundespräsidenten-Kandidaten-Frage. Da wäre noch anzuknüpfen, was es denn eigentlich heißt, wenn der rekandidierende Amtsträger die Bündnisgrüne Fraktion nicht besuchen möchte, um sich abklopfen zu lassen. Wer sich vor seiner ersten Wahl nicht gezeigt hat (außer als Laudator auf Waigels Geburtstag), muss doch auch vor der potentiellen Wiederwahl nicht, könnte man sagen. Leider habe ich – was für eine fundierte Analyse unerträglich oder unerlässlich gewesen wäre – vergessen – ich lege mich auf -lässlich fest -, inwiefern die Gesine die Linke angeschissen hat, und mit vergessen meine ich nicht mitbekommen, also niemals gewusst. Da ist nurnoch irgendwas mit dem Lafontaine als Demagogen aufgeschnappt worden. Jedenfalls, um den ganzen überflüssigen Argumentationsprozess auszulassen, komme ich zum Schluss, dass ein Wahlkampf auf präsidialer Ebene völlig unnötig ist. Nicht weil, wie die Parteien behaupten – zumindest meine ich, das aufgeschnappt zu haben -, es für das Amt nicht angebracht – okay, ich gebe zu, ich habe die tolle aufgeschnappte Formulierung vergessen – sei, sondern, weil es bei dieser pseudodemokratischen Farce (da fällt mir ein, ich habe immer noch nicht so recht begriffen, wie man zu einer guten, echten Bratensoße kommt, von der mehr da ist, als man braucht), bei der eine Seite sich aus tiefster demokratischer Überzeugung auf die Position stellen kann, es sei unangebracht (und schon wieder fielen viel schönere und härtere Worte, von denen keines mein Gedächtnis zur Einbürgerung überreden konnte – in dem Zusammenhang fällt noch der vor 20 Minuten gehörte Witz ein, wie denn ein Molekularbiologe einen Elefanten fange, und zwar, indem er eine spezielle Membran entwickle, die alles durchlässt, bis auf Elefanten, und diese durch die Savanne zöge) einen Gegenkandidaten aufzustellen. Das bringt mich allerdings schon ins grübeln. Momentan aber vor allem, warum ich inzwischen alles nach draußen in die frische Luft gebracht habe, erst Laptop, dann nach Mahnung Netzteil und das ein- oder andere Gläschen – Gläschen halt. Nur warum ingottesnamen habe ich nicht spätestens nach dem ganzanderen Gläschen auch die Flasche mitgenommen, dann müsste ich jetzt nicht wieder nach drinnen gehen. Ich zwinge mich allerdings, jetzt wenigsens den einen Gedanken noch fertigzuführen: Was denken diese Leute von Demokratie. Wenn ich nur das denken müsste, würde ich ja jetzt nicht so nach Alkohol schreien. Die eigentliche – und das ist eine wahrhaft deprimierende Frage – Frage lautet: Was denken denn alle anderen Leute von Demokratie? Denn, kein anderer, außer ich selbst, hat mich darauf angesprochen. Kein scheiß Journalist von denen, die sich sowohl als tiefjournalistisch als auch massentauglich auffassen, hat da mal nachgefragt, wie das gemeint ist, dass Gegenkandidaten die Demokratie stören. Dabei belassen wir das jetzt mal, sonst geht dem Artikel das vielthemenhafte verloren und ich muss mich wieder dabei ertappen, mich bei der politisch und gesellschaftlich uninteressantesten Wahl festzubeißen, weil sie mich symbolisch so fasziniert… Wie soll ich jetzt auch dieses Kunststück schaffen, mich davon zu lösen, wenn bei einer Fortführung der chronologischen Stichpunkte bald eine Berliner Rede auf dem Plan steht. Oh, ich glaube, ich krieg es nicht mehr zusammen “ABI – Arbeit Bildung Integration”. Wow, ich glaube, das war es. Das stimmt auch. Aber es bringt halt nichts. Ich bin leider im falschen Umfeld aufgewachsen, bin zu faul und auch ein wenig eitel und egoistisch. Sonst hätte ich längst der freiheitlich-demokratischen Grundordnung einen Dienst erweisen können, indem ich mich in räumlicher Nähe zu einem demokratisch legitimierten Arschloch mit diesem zusammen auf pyrotechnischem Wege in meine Einzelteile auflöse, als hier zu sitzen und mir vorzumachen, den Äther damit vollzusülzen, dass man für sein Alter-Ego Verständnis aufbringen kann, sei genug.
Aber da war ja mindestens noch ein Thema, das man bei so einem merkwürdigen Überblick streifen sollte. Fußball-EM. Ich weiß nicht, ob ich mich in letzter Zeit als prinzipiell aber nicht generell Desinteressierter geoutet habe, aber zur Versöhnung habe ich gleich eine tiefgreifende Frage aufzuwerfen, die auch ein wenig knifflig ist. Ist es gerechtfertigt, die Viertel- und Halbfinals nicht so sehr zu verschränken, wie das noch vor einiger Zeit (allerdings mindestens vor der letzten gleichwertigen Veranstaltung) der Fall war, um zu gewährleisten, dass das Finale eine unpräzendierte – okay, das geht zu weit, ich weiß nicht, ob das außer mir jemand nachvollziehen kann – nicht vorher dagewesene Gegnerkombination ist, oder ist als wichtiger zu werten, das Wiederzusammentreffen zweier möglicher Favoriten möglichst weit zu verschieben, und sei das zu dem Preis, dass ein Vorrundenspiel bereits wieder Einblick in das Endspiel geben kann? Zuerst denken, dann weiterlesen, das wird heute hier nicht behandelt. Desweiteren muss ich bemerken, dass, obwohl ich bemerke, okay, ich fange nochmal an.
Ich habe das Holland-Frankreich-Spiel gesehen. Ein großartiges Spiel. Ich war zu keinem Zeitpunkt der Ansicht, jemand kann irgendetwas nicht, was er möchte, sondern, es träfen nur unterschiedliche Ansätze aufeinander. Als Frankreich noch in der ersten Halbzeit in ihrer eigenen Hälfte mauerte, kamen die Holländer nur selten weit über die Mittellinie. Ich überspringe jetzt den Mittelteil in dem es um französische Spitzenspieler geht, die es schaffen, jeden Einwurf und jede Ecke selbst auszuführen und trotzdem immer in der Mitte vor dem Tor zu stehen und um Holländische Mannschaften, die es schaffen, jeden gegnerischen Spieler mit mindestens zwei Mann zu decken. Jedenfalls fühlte sich das tetragische Endergebnis (ja, darauf bin ich irgendwie stolz) nicht schmerzhaft an, aus französicher Sicht, noch unverdient aus niederländischer. Wenn Fußball reproduzierbar so aussähe, würde ich es vielleicht anschauen. Aber wenn ich patriotisierend meiner Mannschaft zuschauen muss, sich ins Viertelfinale zu [ergänze abwertendes Wort das gleichzeitig Ähnlichkeit zu erreichen, erlangen, ankommen, als auch zu unfähig, unmotiviert, o.ä.; Infinitiv], bin ich froh, nicht häufig diesen Sport zu verfolgen. Und – wie traurig ist das – ein weiteres Mal ist es nur der Alkohol, der es verzeihlich macht, bisher kein Spiel verpasst zu haben und auch nicht zu planen, eines zu verpassen.
Ein Thema ist noch da. Ich wollte mich zwar eigentlich gerade verzwitschern, weil ich hoffte, mir fiele keins mehr ein, aber nach einem weiteren unerklärlichen Mal Bewegens des Glases hin zur Flasche statt umgekehrt, werde ich über Hessen sprechen.
Ein weiteres Mal wird die Berichterstattung darunter leiden, dass ich alle Informationen unrecherchiert auf dem von mir gehörten und – das wiegt deutlich schwerer – von mir noch erinnerten beruhen und basieren lasse. Wer bis hierher gelesen hat, wird das wohl weiter tun, wer nicht, ich verstehe das, ich respektiere das, aber das hilft mir nichts, und Dir erst recht nicht (ich duze nur zur vereinfachung, denn ich kann nicht unhöflich zu jemand sein, der das nach definition nicht lesen kann). Irgendsoein quasi-Landesverfassungsgericht (ich hab den Namen vergessen, allerdings hab ich mir gemerkt, dass er in gewisser Weise schon cool war, jedenfalls schützenswert), das hessische, hat also mit – ich hab grad was im Ohr von 5 Gegenstimmen, wieviele insgesamt, weiß ich nicht – befunden, dass Studiengebühren nicht dagegen verstoßen, dass in der hessischen Verfassung steht, dass man auch eine universitäre Ausbildung nicht zu bezahlen hat. Natürlich steht das da so nicht und die haben das nicht so befunden. Aber so was ähnliches steht da. Ein weiteres mal muss ich die Presse, die deutsche, sehr kritisieren. Weil wenn sich die Verfassungsrichter (oder eben die mit dem in gewisser Weise schon coolen Namen) auf einen zusätzlichen Artikel oder Nebensatz berufen, der in der Verfassung steht, in dem geregelt wird, dass nichts bezahlen müssen nicht nichts bezahlen müssen heißt, sondern nur nicht gleich, wenn irgendjemand schon vorher sicher ist, dass man es eh packt, dann hätte ich gerne in den Nachrichten schon vorher einen Hinweis darauf, dass diese Art der Entscheidung auch möglich ist, sonst trifft mich das total unerwartet. Nicht, dass unerwartet etwas ist, was ich nicht verkraften könnte, aber wenn es um Gesetze und Gerichtsurteile geht hat unerwartet oft etwas mit Inkompetenz der überraschten Partei zu tun.
Ich möchte aber noch einmal den Gedanken, der mir hier jetzt neu war – der erste heute! – nochmal etwas beleuchten, ob ein Stipendiensystem sozial gleich mit einem freien Zugang zu Hochschulbildung sein kann. Dazu musste das Glas noch ein weiteres Mal zu Flasche. Noch brach es nicht (der Unterschied liegt wie folgt: bricht der Krug auf dem Weg zum Brunnen oder zurück, nehme ich einen anderen Krug, bricht die Flasche in Zusammenhang mit dem Glas, brauche ich eine neue Flasche, ich möchte aber nicht andeuten, dass die Flasche unter normalen Bedingungen höheren Belastungen ausgesetzt wäre, als das Glas oder umgekehrt.
Ich kann leider, und das täte ich gerne, keine Beispiele, noch weniger aus der wunderbaren Welt der Wissenschaft nennen, bei denen die frühe Einschätzung total der tatsächlichen späteren Hochleistung auf wissenschaftlicher Ebene widersprach. Aber ich kann auch das Gegenteil nicht. Ein Gedächtnis, das weder Wichtigkeit noch Richtigkeit als oberste Kriterien hinterlegt hat, ist also doch was gutes. Zumindest hat.
Lassen Sie uns also darüber nachdenken, ob die Großen Fortschritte der Wissenschaft dadurch geprägt waren, dass ein elftklassiger pseudo-Beamter (durch das vornangestellte kleine “pseudo” gönne ich ihm nichtmal das als Charakterisierung) den Begründer oder Schreiter oder Tätiger dieses (Fort)Schrittes schon aufgrund seiner Leistung in einer möglichst fachfremden abiturschnittrelevanten Einbringung als wurftauglich eingeschätzt hat.
Ich tat das bereits, also nachdenken, natürlich wieder, ohne ernsthaft irgendeinem Vergleich standhalten zu können, was bei suggestiven Fragestellungen auch zweitrangig ist. Trotzdem werde ich auch in Zukunft dafür Sorge zu tragen versuchen. Nein, diesen Satz beende ich nicht. Erstens kann ich nicht, zweitens kann ich mich mit mir selbst nicht auf eine gewinnbringende Mischung aus. Wer mehr erwartet hat, der sei besänftigt, mit Hinweis auf meine momentane Situation. Das Glas fordert seinen Tribut. Jetzt kann man sich streiten, ob es die Flasche ist, allerdings hab ich aus dieser nie getrunken.
Ich stelle noch fest, dass eineinhalb Stunden wohl für einen Blog-Eintrag übertrieben sind und auch unangebracht. Allerdings weiß ich die tatsächliche Zahl nicht und bleibe auch schuldig, zu erklären, woher diese Erkenntnis kommt, desweiteren wünsche ich (mir) eine schöne Nacht.

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