Immerwieder

Irgendwie scheint alles schonmal dagewesen. Ein ständiges Hin- und Herwälzen einundderselben Scheiße. Die Darstellungsformen sind zwar etwas vielseitiger, als Gestein auf Hügel zu befördern, aber im Grunde scheint das der Punkt zu sein.
Da stellt sich dann die Frage, wie man erkennen kann, was allso ist, und was nicht. Und wer straft wen. Nein, wo steckt der Sinn. Wenn man doch nur erkennen könnte, worin der Sinn liegt, den Stein hinaufzurollen. Zugegeben, wer diese Frage stellt, scheint die Geschichte nicht verstanden zu haben. Möglicherweise reicht es aber, zu wissen, wie es dazu kam, dass der Stein bewegt werden muss.
Und schon wieder könnte ich mir alle Haare auskotzen, indem ich feststelle, dass der Ansatz für diesen Gedankengang nicht nur äußerst kreativlos, sondern auch sehr plagiatös ist. Ich wage mich so weit, zu vermuten, dass ich mich nicht täusche, wenn ich der Meinung bin, es wäre Camus gewesen, der das behandelt hat. Irgendwie, so meine weitergehende Vermutung einer Erinnerung, hat es Camus dann geschafft, den Liftboy eine Sinnschöpfung erleben zu lassen, und fortan den Stein mit immer neuer Energie und rücksichtslosem Idealismus auf den Hügel zu schubsen, dass es eine reine Freude war.
Doch, welche Ansprüche muss man an sich selbst stellen? Was darf man im Gegenzug erwarten? Vor allem, sollte man etwas erwarten? Sollte man überzeugt sein, dass man schon was bekommt, wenn man nichts erwartet? Aber erwartet man nicht dadurch um so stärker etwas?
Wer oder was hindert mich daran, aufzuhören, den Stein zu schieben. Der bleibt dann wunderschön unten liegen, als der ideale Platz, sich dagegenzulehnen oder den Kopf etwas hochzulagern, während man auf der Wiese liegt, einen Grashalm kaut oder eine Schachtel Kippen frisst. Ich könnte dann bequem ein Weilchen zusehn, wie meinem Kollegen von nebenan eine Milz nach der anderen aus dem Leib gepickt wird. Das stelle ich mir eine zeitlang sehr unterhaltsam vor. Aber was dann tun gegen die schleichend einsetzende Langeweile. Nach dem man bei allen Höllenstrafen mal zugesehen hat (und ich die Himmelslüste momentan konzeptionell nicht unterbringe – liegts am Polytheismus?) ist man vielleicht versucht, den Stein wieder ein wenig anzuschubsen.
Oh Gott, jetzt geht das wieder los. Ich bewege also diesen Stein, vielleicht ist mir auch der Strafcharakter dieser Aufgabe nicht bewusst. Bin ich denn stattdessen der Meinung, dass der Stein da oben hingehört?
Klar, der richtige Platz für einen großen und schweren stein, ist nunmal auf der Spitze eines hohen Berges. Das hätte auch ein Kind gewußt. Während ich also den Stein bergan bewege, sehe ich mich auf dem richtigen Weg, der Welt die Ordnung zu geben die sie verdient (oder die ich ihr wünsche?).
Manchmal bleibt der Stein hängen. Das ist gut. Dort kann man Pause machen. Immerhin ist er nicht mehr unten. Werde ich es schaffen, ihn diesmal auf die Spitze zu legen, ohne, dass ihm eine Richtung zu verlockend erscheint und er ihr lieber folgen möchte als meinem Willen.
Sind da mehrere Steine? Kann ich vielleicht jedesmal einen anderen raufschieben, bis ich einen finde, der unten ein Loch hat und sich auf der Spitze wirklich festzusetzen vermag?
Und was hat das ganze mit Musik zu tun. Camus hat ja georgelt. Naja, jetzt bin ich zu müde, aber es geht mir besser. Offenbar ist der Stein für heute nicht ganz unten liegen geblieben. Ich lege mich jetzt zur Ruhe. Hoffentlich klaut mir nicht jemand irrtümlich meine Milz.

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