Kurz und gut

Das ist nach wie vor eines der wichtigsten Themen, die es zu untersuchen gilt. Womit hängt es zusammen, dass schöne Dinge immer kurz sind.
Dieser Satz ist jetzt kein Ausdruck einer geläufigen Befürchtung unter männlichen heranwachsenden oder eben schlimmer noch, schon ausgewachsenen, aber auf keinen Fall das Thema.
Es geht um Begeisterung, um Feeling, um Ekstase. Geniale Momente sind ja gottseidank recht vielfältig und auch mitunter ein wenig provozierbar, was bedeutet, dass man die Auftretenswahrscheinlichkeit etwas erhöhen kann. Trotzdem bleibt ihr Charakter. Es sind Momente und sie sind spontan.
Es sind Momente und sie sind spontan. Auch wenn sie fast mit Sicherheit auftreten unter gewissen Randbedingungen, bleiben sie spontan. Wie oft kann man eigentlich “spontan” wiederholen und wie viel klarer wird es dadurch?
Die Sache ist ja die: ich war zum Beispiel letztens ganz knapp vor der Erkenntnis über den Sinn des Lebens. Ich weiß nicht, ob ich das hier vielleicht erwähnt habe. Jedenfalls war das wohl wahrscheinlich nicht der universelle Sinn des Lebens, soviel muss ich in aller Selbstüberschätzung doch zugeben, allerdings hat es sich so angefühlt, als wäre es eine ziemlich gute Lösung aller der Knoten, die sich für den einzelnen aus der Welt ergeben, sollte sie nach den Vorgaben ablaufen, wie ich sie momentan für gegeben annehme. Jedenfalls war ich hochentzückt, hab mein letztes Bier getrunken und bin heimgefahren, in der Gewissheit, heute etwas bahnbrechendes geleistet zu haben.
Hier endet eigentlich die Geschichte, denn diese ekstatische Verzückung endete ja schon einige Sekunden nach der Erkenntnis der Erkenntnis. Und hierbei ist es auch unentscheidend, dass am nächsten Tag die Lösung nicht mehr zu rekonstruieren war, denn dieses Detail würde uns wieder auf das für und wider cognitionsmutierender Mittel führen. Eigentlich ist diese Geschichte nicht wirklich geeignet. Weil bei so einer Leistung denkt man sowieso immer über Nebeneffekte nach. Wir müssen uns also auf nicht-lebensverändernde Verzückung konzentrieren; ich wage noch einen Versuch.
Die Sache ist also die: schwer für nicht-Musiker vielleicht, aber was steckt hinter diesen Stellen, die einem vom einen auf den anderen Moment die Stimmung verändern können. Da geht es oft um nur ein oder zwei Akkorde im entsprechenden Umfeld und der Emotionseffekt ist nahezu unvermeidlich und extrem. Genauergesagt geht es um den Übergang zwischen den zwei Akkorden. Und das ist, was es so ungreifbar macht. Jeder dieser zwei Akkorde ist banal. Die Akkordfolge wohl auch meist komplett regelkonform und doch hängt irgendwas drin dazwischen. Eine unsagbare Kraft. Oder Macht. Es gehört wohl meist der Aufbau dazu, aber die Wirkung ist trotzdem Wahnsinn.
Und wenn man es dann in kurzer Zeit oft wiederholt, schwächt sich der Effekt ab, ein anderes Mal kann er aber wieder überwältigen.
Hier gelang es mir jetzt jedenfalls nicht, mich in Verzückung zu bringen, ich hab ein wenig zu lang gewartet, loszulegen, dann aber auch nicht zielgerichtet gearbeitet, das hab ich jetzt davon. Ich setz mich jetzt ans Klavier und schau, obs da funktioniert.

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