Handwerk und Kunst

13.1.2009 9:01 HS IV Ich hab noch was wichtiges vergessen: Es gab im Hostel mal eine sehr interessante Diskussion zum Thema Abgrenzung von Handwerk und Kunst. Also auch kunstvolles Handwerken bzw. handwerkliche Kunst. ~10:01 Ph-Nord Mal sehen, ob ich die wesentlichen Positionen noch hinreichend zusammenkriege.
Kunst entsteht dadurch, dass sich Leute drüber unterhalten contra Kunst entsteht durch die persönliche Haltung des Kunstschaffenden zu seinem Werk.
Kunst muss mit Perfektion im Handwerk einhergehen contra Leinwandscheißer.
Es ist sehr schwer, diese Widersprüche aufzulösen, da jede Betrachtung ihre Berechtigung hat. Die Einordnung als Kunst erst durch gewisse Öffentlichkeit ist insofern problematisch als durch sie ja per definitionemm potentielle Kunst keine Kunst ist. Das kommt mir merkwürdig vor, allerdings muss man auch sehr genau über den Sachverhalt mit dem Schaffenden sprechen, also mit seiner Haltung zum Werk. Das allein kanns auch nicht sein. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich mal einer eine Sache aufzeichnet, um sie besser zu verstehen oder nicht zu vergessen, also definitiv ohne künstlerischen Anspruch, dann aber diese Zeichnung nachträglich als eines der größten Werke des, was weiß ich, lithographischen Symbolismus gesehen wird. Es wäre also doch Kunst.
Ist die Frage, ob es dann auch Kunst geben kann, von der keiner je wußte. Ganz einfach, nehmen wir unsere Zeichnung des lithographischen Symbolismus, nur dass sie diesmal der Zeichner, gleich nachdem er sie geschaffen hatte, weil er dann kapiert hatte, was er wollte, vernichtete.

Kategorie: Buch II, Kulturelles 5 Kommentare »

5 Reaktionen zu “Handwerk und Kunst”

  1. Tobias Wichtrey

    Meiner Ansicht nach, ist Kunst nur Kunst, wenn sie künstlich ist. Soll heißen, wenn sie vom Erschaffenden als Kunstobjekt erschaffen wurde. Dies entspricht dem zweiten Teil von “Kunst entsteht dadurch, dass sich Leute drüber unterhalten contra Kunst entsteht durch die persönliche Haltung des Kunstschaffenden zu seinem Werk.”. Allerdings widerspricht es auch nicht dem ersten Teil, denn wenn da etwas ist, was vom Erschaffer nicht als Kunst gedacht war, wie etwa eine kleine Kritzelei, und wenn dann sich Leute darüber Gedanken machen, es deuten und interpretieren, und es zur Kunst erheben, dann ist das ursprüngliche Werk zwar immer noch keine Kunst (weil vom Erschaffer nicht als Kunst gedacht), aber es zusammen mit den Deutungen und Interpretationen ist Kunst, weil als Kunst gedacht.

    Diese Definition von Kunst ist aber zugegebenermaßen schwach, weil damit jeder alles zu Kunst erklären kann, und dieses dann automatisch Kunst ist. Man müsste vielleicht noch eine gewisse Tiefe voraussetzen, wobei ich keine Ahnung habe, wie/ob man das objektiv machen kann. Eventuell indem man handwekliche Perfektion, oder zumindest genügend handwerkliches Geschick voraussetzt, wobei oben angesprochenen Deutungen und Interpretationen hier auch als Handwerk zählen müssen.

  2. Florian S.

    Grundsätzlich würde ich auch beiden Sichtweisen eine Berechtigung zusprechen. Ich sehe den Begriff “Kunst schaffen” auch als problematisch an, da es meiner Meinung nach eher dem Ergebnis unzuträglich ist. Kunst schaffen zu wollen. (Marcel Duchamps: »Ich mache keine Kunst, ich spiele Schach.«) Für mich sind oft die Werke interessanter, die ein Künstler primär für sich selbst macht, ohne die Intention einer öffentlichen Präsentation. Ich sehe den Künstler eher als einen Filter, der seine subjektive Perspektive versucht mit geeigneten Mitteln sichtbar zu machen. Das Handwerk kann Mittel zum Zweck sein, allerdings ist es nicht Voraussetzung. Denn die Wahl der geeigneten Mittel kann das handwerkliche Geschick ersetzen, bzw. kann es, wie es ja viele Künstler auch tun, outgesourced werden.

  3. psycho

    Ich begrüße den neuen Kommentator.
    Desweiteren entwickelt sich das ganze bei mir dahin, den Handwerksbegriff so weit wie möglich zu fassen, bis er nurnoch Qualität bedeutet. Die Qualität muss so sein, wie sie der Künstler haben will, aber nicht zwingend muss sie das (kommt gleich). Wenn der Künster also was nicht kann, soll er nen anderen Pinsel nehmen und vielleicht noch jemanden, der ihn hält und das malt, was er meint… Sonst müsste er ja noch das Papier schöpfen und sich solange auf seinen verkalkten Wasserkocher setzen bis er genügend Marmor für die Skulptur hat. Hauptsache, er selbst gibt dann das Ok, dass etwas nach seinen Vorstellungen entstanden ist.
    Ich möchte auch dem Tobi zustimmen, ich habe verstanden, was er meint, deswegen möchte ich ihm widersprechen. Genau, denn es ist eine richtige und einleuchtende Unterscheidung zwischen der, hm, Aktiv- und Passivkunst, welche letztere erst dazu gemacht wird. Aber ich halte es für nicht besonders praktisch, der Ursprünglichen Sache das Prädikat Kunst vorzuenthalten.
    Im Endeffekt besteht ja auch kein allzugroßer Unterschied dazwischen, ob es dem einen was gibt, der es gemacht hat, oder einem anderen. Aus unterschiedlichen Gründen wird es das meist sowieso, dem einen vielleicht, weil er jetzt endlich nichtmehr diese ranzige Butter im Kühlschrank und den wackligen Stuhl im Speicher hat, dem anderen, weil der nebendran ihn beobachtet hat, wie er so getan hat, als verstehe er, was gemeint ist.
    Und Künstlichkeit ist schon gegeben, wenns einer produziert hat, wenn man so will, weils dann nicht mehr natürlich ist. Die Form eines Baumes ist schön. Faszinierend. Natürlich.
    Alle Äste von einem an der selben Stelle abgeknickt ist auch faszinierend und künstlich. Künstlerisch?
    Hm, immer wieder Widersprüche.

  4. Tobias Wichtrey

    Zu “Und Künstlichkeit ist schon gegeben, wenns einer produziert hat, wenn man so will, weils dann nicht mehr natürlich ist.” möchte ich klarstellen, dass das (wenn man den von mir vielleicht nicht ganz glücklich gewählten Begriff “Künstlichkeit” so versteht, wie ich ihn in meinem vorigen Kommentar verstanden haben wollte) nicht richtig ist.

    Denn wenn einer einen Stuhl verfertigt, allein um etwas zum Sitzen zu haben, dann ist der Stuhl freilich künstlich im Sinne von “produziert”, er ist aber nicht unbedingt künstlich im Sinne von “vom Erschaffenden als Kunstobjekt erschaffen”.

  5. psycho

    Dazu möchte ich nochmal klarstellen, dass mir das klar war und ist. Es ist auch konsequent und einsichtig, wurde von mir auch nur deswegen abgewandelt, um gewollte Kunst und als Kunst betrachtetes vereinigen zu können.


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