Poesie am stillen Örtchen

Poesie am stillen Örtchen. Jetzt weiß ich endlich wieder, warum der Winter die ruhige Jahreszeit ist. Denn es ist die traditionelle Witterung, die ihm diesen Namen verlieh. Der Schnee, solange Schnee, nicht Matsch, schluckt ja so einiges. An Geräuschen. Und auch an Temperaturen? Soll heißen, ist die Temperatur nicht immer recht angenehm, wenn es frisch schneit. Schneiht. Schnheit. – Man kann es leider nicht besser schreiben. – Woran mag das liegen? Hemmen die dicken Flocken, erstens, den Wind? Setzen sie, zweitens, die Energie, die sie zum gefrieren abgeen müssen in Erdnähe frei, eher aber doch in Himmelsferne? Da der Schnee ja liegen bleibt, sonst, drittens, einfach die viele Masse, die er darstellt, für eine gewisse Temperaturträgheit? Oder denke ich mir das nur so, weil mir nur die – oft herausragend schönen – Wintertage im Gedächtnis bleiben, an denen die Sonne scheint, die Luft ruhig ist, der Boden funkelt und die dicken Flocken ohne Eile zu Boden schweben. Und an denen ich eben nicht friere.
Die stillen Örtchen, die öffentlichen, sind ja ein Phänomen. Sie sind genausooft gefährlich unter- wie unverständlichermaßen überdimensioniert. An den Orten, wo sich außerordentlich viele Leute tummeln, sind die Örtchen oft – hätte das der Architekt nicht wissen können; ist das Örtchen gar einer Location zum Opfer gefallen – nur so Ausweichbesenkammern der Dimension bessere 1ZKB-Wohnung, wo aber die Strömung der Masse längst abgeflaut ist, sich verzweigt hat, findet man lustwandelbare Sanitariats-Hallen für Könige, nicht so edel zwar, aber so groß. Und dadurch so exklusiv. Welche Verschwendung. Gut, ich hab nichts dagegen, denn kennt man diese Hintertürpaläste unter den Abtritten, kann man dort ungestörte und unbeekelte Geschäfte verrichten. Da sitzt man in aller Sellenruhe und flötet und drückt und versucht, fast schon aus Langeweile Unregelmäßigkeiten in der Verarbeitung der Tür, des Rollenhalters oder ähnliches oder ähnlichem zu finden. Tut man das nicht meistens? Überall gibt es diese prädestinierten Fummeldinger – Schräubchen, Haken, Federn, Käppchen, Abdeckungen – die einem die Zeit, die man ja so und so gern dort verbringt, noch kurzweiliger gestalten.

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