Die Genese der englischen Sprache

15.8.9 7:15 Via Mala Wir beginnen im alten Ägypten. Ein kluger Mann diktiert seinem Schreiber “Auge Auge Pyramide Schakal”. Dieser ritzt selbiges geduldig in seine Tontafel, wobei das aber eigentlich garnicht seine ist, aber das ist auch momentan wirklich nicht wichtig.
Szenenwechsel. Oxford, irgendwann, auf jeden Fall wars noch recht früh am Tag- Wir wohnen der Geburt der englischen Schriftsprache bei, die logischerweise noch nicht existierte und damit auch nur wenigen vorbehalten war.
Einer von diesen war der Schweiber, den es auch in dieser Szene wieder gibt.
Er hatte im Bus mal eine liegengebliebene Zeitung gefunden und sich so in diese Struktur aus immerwiederkehrenden Zeichen verliebt, dass er beschloss, Schreiber zu werden.
Nun konnte man das damals nicht erlernen. Die Gründe hierfür sollten aus dem bisher erzählten mit einigem guten Willen erschließbar sein. So bewarb er sich ohne umschweife – schriftlich – bei dem Edelmann, der in der aktuellen Szene sein Diktator sein soll.
Dieser er hat ihn sofort in seine Dienste genommen, weil er von dessen Kunstfertigkeit schwer beeindruckt war – läuft nun im Schreiberaum auf und ab und diktiert, was seine Rhetorik nur so hergibt, während der Schreiber all dies geduldig auf Rinderhäute pinselt. Auf den Kalauer mit dem Ortsnamen kann man hier getrost verzichten.
Für unsere Geschichte entscheidend, zumindest interessant, ist allerdings, dass der Schreiber ob der immensen Redefließgeschwindigkeit des Edelmannes – vermutlich der Verlangsamungsprophylaxe durch mittels Reduktion auf die nötigsten Casus quasi vorgebeugten Wörter geschuldet – sehr bald einen Majuskelkater bekam und sich fortan fast ausschließlich auf Kleinbuchstaben beschränkte.
12:15 Am wichtigsten ist allerdings, was sich zwischen den Zeilen tat; denn in seiner Liebe zu den Symbolen im allgemeinen war unserem hochgeschätzten Schreiber noch nicht die Idee gekommen, diese systematisch zu verwenden, im speziellen nicht, die Buchstaben – in diesem Zusammenhang vielleicht besser als Foliantensingaturen bzw. Papyrographien bezeichnet – mit Lauten zu identifizieren.
22.8. 13:20 Ligurien So entstand eine Schriftsprache, die eine große Unabhängigkeit zur gesprochenen besitzt, gleichzeitig aber in sich nicht genug Systematik besitzt, um aus sich selbst entwickelt zu werden.
Der Siegeszug dieser Schriftsprache war indes nicht mehr aufzuhalten, denn – geschuldet der narzistischen Begeisterung für seine eigenen Worte (er hatte inzwischen sein gesamtes Vokabular diktiert und auch inhaltlich die ganze Größe seines Geistes leuchten lassen) – begann der Edelmann mit Feuereifer lesen zu lernen, indem er seine Reden nochmal durchdachte und gleichzeitig die Federzeichen dazu betrachtete.
Mit der Zeit entwickelte er eine tiefgreifende paranoide Furcht, der Schreiber könnte sich durch die nun ermöglichte Konservierung seines Gedankengutes bemächtigen und mittels seiner Gelehrtheit zu Ruhm und Ehre gelangen, während er selbst betrogen um sein geistiges Eigentum zurückbliebe.
Folglich ließ er ihn auspeitschen und am nächsten Tag ins barbarische Frankreich ausweisen, das unserem Edelmann kulturelles Ödland deuchte.
Nicht zu erwähnen, dass der Schreiber es fertigbrachte, angefüllt mit neuen Ideen bei den dortigen Fürsten vorstellig zu werden.
17:30 Schweiz Der Edelmann seinerseits war so stolz auf seine eigene Erfindung der Schriftsprache, dass er vor lauter Eitelkeit ein immenses Programm auflegte, um der breiten Öffentlichkeit ds Lesen beizubringen und steigerte so das Bildungsniveau beträchtlich.
Die Refinanzierung seines Projektes ward dadurch gesichert, dass in Ermangelung sonstiger Literatur alle Leseschüler sein Buch kaufen mussten. Dessen Inhalt hatte allerdings keinen weiteren Fördereffekt auf das Bildungsniveau.

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