Der Baum der Erkenntnis

Der Baum der Erkenntnis gehört in den Garten Eden. Ich frage mich, ob er da hätte drin sein müssen, wäre Adam dort alleine gewesen. Soll heißen, hat zuerst diese Polarität sein müssen – biologisch gesehen wäre die Rollenverteilung aus heutiger sicht wohl umgekehrt – um überhaupt eine Entwicklung hervorzurufen, vielleicht kann ja Erkenntnis auch nur dann erreicht werden, Bewegung da ist. Wobei – nein! – war es doch die Inkarnation Adams, von Gott – erkannt – in den männlichen Pol, ins irdische, die bei ihm – gut, vorher hat er streng genommen individuell noch garnicht existiert – den Erkenntnisverlust hervorgerufen hat. Das heißt die Bewegung, das Schwingen zwischen den zwei polen, das Leben?, könnte durch (hoffentlich temporären) Erkenntnisverzicht “erkauft” worden sein. Oder war es ein Unglück, das diesen Verlust verursacht hat, ist es ein Spiel? Gibt es Glück und Pech und Zufall und Langeweile oder ähhnliches im Bereich des metaphysischen? Wenn ja warum?
Aber zurück zum Baum: Die landläufige Deutung mit der selbstverschuldeten menschlichen Erbsünde ist ja so nicht haltbar. Was ist das für ein Gott, der ein Wesen mit einer Schwäche konstruiert, ihm dann eine Falle stellt, die genau auf diese Schwäche abzielt, und es dann, ist es – selbverständlich – sodann in die Falle getappt, bestraft. Und dann auch noch die Beschreibung dieses Baumes. “Der Baum der Erkenntnis – Eßt davon und ihr werdet werden wie Gott”. Jetzt neu von Nestlé. Gott will also seine Spielzeuge dumm halten. Er will keine gleichwertigen Partner – oder auch Gegner -, die für ihn ja immer die Gefahr bergen würden, daß er von ihnen entmachtet werden könnte, oder zumindest in seiner Freiheit eingeschränkt. Warum aber gibt es Ihnen dann die Möglichkeit? Der Baum könnte folglich auch nicht von ihm stammen. Ein Produkt einer noch höheren Instanz, oder auch “nur” Gesetzmäßigkeit, eine Folge der ErSchaffung des blöden Menschen – wenn man einen Menschen ohne Erkenntnis macht, muss man doch auch die Erkenntnis irgendwo hineintun – oder ein Portal, das zwingend vonnöten ist, wenn sich das überstoffliche im stofflichen – oder als stoffliches – incarnieren soll. Der Baum fungiert allso [sic!] als Spiegelachse, sagen wir mal, zwischen der Ideenwelt und der Stoffwelt. Wobei Portal ist doch besser. Wandler. Und da wären wir auch schon wieder beim Thema: Wandlung. Hat Gott sich denn – gleich zu Anfang – selbst inkarniert? Scheinbar ja. Denn wer oder was sonst. dafür ist man ja Monotheist, da sind die Aufgaben klar verteilt. Da gibts doch Lieder in der Art: “Wer hat…? – Er. – Wer hat…? – Er. – Wer hat…? – Er, er hat, er hat; ja, er.” Hat er sich aber ganz incarniert? So ohne Netz und doppelten Boden, so daß das Spiel ielleicht nur konform den Regeln, von innen heraus, gewonnen werden kann, im Gegensatz zu so einem plötzlichen Ich-hab-keinen-Bock-mehr- oder Das-könnte-schiefgehen-Abbruch? Oder mußte (Gesetzmäßigkeit) er sich darauf einlassen. Ist dann die Ewigkeit auch nur wieder ein Pol, der aus dem Vergleich mit der Zeit entsteht? Dann wäre sie aber doch auch irgendwie einem zeitlichen Ablauf unterworfen, der vielleicht zwar die Ewigkeit unangetastet lassen, aber genausogut diese zu einer bloßen Näherung werden lassen könnte. Und warum henge ich mich schon wieder unwillkürlich so an den Gott in persona? Das führt mich – unbemerkt – in die Irre, mehr als dass es mir nützte. Das kommt von der Bibel, das ist ihr größtes Problem. Die vordergründig einseitige Metaphorik. Der Herr ist eigentlich immer Herrscher, ist immer König, Weltenlenker, ist auch mal Mensch, sogar der geringste unter ihnen, ist auch mal Taube oder ähnliches, was ihm aber völlig fehlt, ist daß er mal aus seiner abgeschlossenen Personenschale ausbricht, daß mal etwas wirklich entscheidendes passiert, ohne dass das leitende Prinzip personifiziert ist oder spricht. Oder auch nur ment – wobei meinen darf es vielleicht, aber nur soweit es im zeitlichen Ablauf verhaftet ist. Es wäre (für die Bibel) ja schon genug, wenn nachdrücklicher und häufiger bemerkt würde – ja, sogar darauf bestanden –, dass es sich nur um Metaphorik handelt. Würde das bei jeder “Lektion” mitgeliefert, würde man wohl auch seltener in die Verlegenheit kommen, aus einer Art Automatismus heraus eingleisig zu denken und erleben. Der Baum wäre eine gute Gelegenheit dazu. Der Baum, als die lebende Metapher, die doppelte Antenne, die gleichsam nach oben, zur astralen Ebene als auch in die Erdebene hinein spürt und die auch nur in diesem Spannungsfeld existieren kann, aus diesem entsteht – als sichtbares Abbild und Überbleibsel der fließenden Energien. Ist Gott also ein Quantum.
Energie, die irgendwas tun muß. Weil Effekte gibt es ja immer nur bei Energieumwandlung, Masse ist eine Eigenschaft von Energie usw.. Aber das ist wohl zu kurz gedacht. So eine ansatzweise, vermeintlich tiefgehende, jedoch sehr ungenaue Aneinanderreihung physikalischer Theoriezusammenhänge, um etwas klarzumachen, was seit Urzeiten nicht hinreichend erklärt werden konnte. Oder konnte es früher einmal begreiflich gemacht werden? Ich kann ja auch – denn das wäre vermessen – nicht sagen, ob ich es verstanden habe, nichteinmal, ob ich auf der richtigen Spur bin. Die Frage ist ja, ob aman es überhaupt verstehen kann. Könnte es eine Matrig geben; wenn ja, dann gäbe es Gesetze. “Man denkt, man hat es, schon beginnt es, sich im Kreis zu drehn, solang man drinsteckt ist man einfach zu blind.”? Der Urmensch hat es vielleicht instinktiv gewusst – ider es garnicht wissen wollen -, doch wir verdrängen bzw. instrumentalisieren, steuern und übersteuern die Instinkte, und wenden uns geisig abstrakteren Dingen zum um genauer zu erkennen, worum es geht. Irgendwie paradox. Man entfernt sich von etwas, um sich ihm zu nähern. Doch man ist schon der Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein. Wenn wir Glück haben – was heißt Glück, nach meinem Verständnis muß es eigentlich so sein – andernfalls müsste ich (weite Teile) meine(r) Weltanschauung neu konzeptionieren – läuft jeder Ansatz im Endeffekt auf das selbe Ergebnis hinaus. Nur könnte es sein, dass wir es nicht bemerken, weil einerseits die Ziele unterschiedlich waren, sowie die Motivation, andererseits der Blickwinkel als auch die Darstellungsart nicht zwingend vergleichbar sind. Und da kommen wohl die Religionen ins Spiel. Nein, wahrscheinlich nicht die, die wir haben, oder nicht so, wie wir sie haben, aber neue oder geänderte. Die Philosophen und Theologen sollten sich um den schnellen Weg kümmern. Philosophie und Theologie sollten der Akademische Weg des Instinkts sein. Sie sollten Erkenntnisse untereinander und mit der Welt in Einklang bringen und auf diese Weise zum Sinn des Lebens – welch abgenutztes Wort – vorstoßen, wobei ihr Vorteil sein sollte, nicht nur an wissenschaftliche Vorgehensweise gebunden zu sein, sondern Zusammenhänge gefühlsmäßig erfassen zu können, wie auch bewerten. Ihre Tugend sollte größtmögliche Unvoreingenommenheit und Offenheit, im Diskurs und den Standpunkten, eine Abwesenheit einer unumstößlichen Lehrmeinung und kleinlich-egoistischer Positionswahrungs-Intrigenschmiederein sein. Ihre Daseinsberechtigung leitet sich aus der Unabgeschlossenheit der anderen Forschungsbereiche und der somit – zumindest eben zu diesem Zeitpunkt – durch diese nicht mögliche Erlangung der letzten Erkenntnis, wobei sie versuchen (“sie” sind noch immer Theologie und Philosophie), soweit möglich, diese Erkenntnis auch dem in seiner und dieser Zeit lebenden Menschen bereitzustellen und auseinanderzusetzen. Und nicht nur die Flut an wissenschaftlichen Erkenntnissen erfordert eine ständige Revision der Lehre, der Aussage – wobei die Unterschiede – wenn überhaupt – gar nicht so groß ausfallen müssen -, viel entscheidender ist die Revision der Erklärtaktik und Erklärmodelle, die durch den ständigen Wandel – und Fortschritt – (in) der Gesellschaft notwendig wird. Eine Geschichte muss in ihrer Zeit erzählt werden. Soll heißen, ein unveränderter Sachverhalt wird später häufig nicht mehr verstanden, wenn er genauso erklärt wird, wie er noch Jahre vorher problemlos verstanden wurde.
Metaphern äußern sich, der Kenntnis – oder Unkenntnisstand des Einzelnen – der ja sowieso immer sehr starke Unterschiede aufweist – verändert auch den Gesamtkenttnisstand der Gesellschaft, Meinungen ändern sich…
Was soll das Geseier! Ich kann doch Philosophie und Theologie nicht auf Lehre, Lehrauftrag und Theorie der diesbezüglichen Didaktik beschränken. Doch was sind sie denn? Egal. Wenn dich der Instinkt unser Urpärchen in richtung des Erkenntnisbaumes Trieb, stellt sich doch für uns vor allem die Frage, ob die Phil-Theo-Disziplinen unser Baum sind, obwohl wir ja nicht ganz so unbedarft darauf zusteuern, oder ob unser Baum soch woanders steht. Gibt es bei uns etwa mehrere Apfelbäume – obwohl das mit dem Apfel ja auch nicht sicher ist, denn da gibts doch irgendwo in Frankreich diese Kapelle, wo die Primärlebensgemeinschaft im Schatten eines ausgewachsenen Fliegenpilzes vegetiert, da wäre der Pilz sowieso ja nicht schlecht (symbolisch), da ihm ja auch diese Atlasfunktion des Weltaufspannens/haltens innewohnt -? Der Baum dagegen hat ja eher die Umkerbarkeit, die Symmetrie – oben Äste unten Wurzeln oder unten Äste oben Wurzeln?
Was mich aber immer interessiert hat, ist ob diese nämlichen Bäume, die die Naturvölker symbolträchtig verkehrtherum eingepflanzt haben, lebensfähig sind/waren. Ich trau es ihnen zu, vielleicht nicht in jeder Entwicklungs- und Pflanzzeit, aber generell schon.

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