Treppchen

Neben einem Stehpult ein weiterer schöner und praktischer Einrichtungsgegenstand ist ein Treppchen, aber nicht jedes windige Küchensteigerl, nein, eher so eins, das man in einer Bibliothek finden würde. Aber nichts technisches. Nichts was klappt, rollt, faltet, quietscht. Ein Trepperl aus schönem, möglicht dunklem Holz, mit maximal fünf Stufen, die sich um eine Seite – eher links – wendeln, wobei im Wirbelzentrum eine Stane senkrecht nach oben steigt, gleichsam als Griff beim Versetzen des Steigerls, des Kleinwendels, insbesondere aber zur Stabilisierung dessen, der sich nach oben begiebt.
Was dieses Möbelstück so besonders macht, ist die Gegenseitigkeit der Bedingung, die gleichzeitig Minimalismus als auch geschwungene Form notwendig macht. Diese beiden Tugenden, die sich untrennbar vereinigen lassen an einem solchen Stück wahre Ästhetik aufblitzen, die nur in den seltensten Fällen brutal abgestochen wurde, beispielsweise durch Anbringen eines Handlaufs an der äußeren Seite oder eben durch Berücksichtigung irgendeiner Klapp- oder Faltbarkeit, die ja doch immer nur zu Schwäche bezüglich Stabilität oder unschöne Quietscherein, Klappereien oder passives Mitsummen bei im selben Raum eingesogenen Klangerlebnissen – worüber man sich an anderer Stelle noch ausführlicher ausgelassen werden muss – und diese Faltbarkeit ist ja insgeheim nur ein Ausdruck von Unsicherhiet, hein Streben nach Vollkommenheit, nach Perfektion, umfassender Funktionalität, es ist die Angst davor, ästhetischen Ansprüchen nicht zu genügen und das darauf fußende zuvorkommende Angebot, sich Unstandslos aus den Blicken zu entfernen, um schönerem oder im Regelfalle nichts platz zu machen, eben nicht länger als notwendig das Auge zu belästigen. Aber eben genau diese Haltung eines Möbelstücks ist einer Einrichtung unangemessen, die Konzeption eines solchen irgendwo zwischen Eleganz und mehrfachem praktischem Nutzen – denn ein einfacher ist ja bereits dadurch gegeben, dass es sich um eine Treppe handelt, die ja, und das bewirkt ja zum Teil die Ästhetik, nicht nur das wesentliche anbietet, und zwar Stufen, sondern darüberhinaus in aller Beiläufigkeit und Unaufdringlichkeit noch einen Handlauf, der das wesentliche bereichert, so komfortabler und vielseitiger nutzbar macht. Der Handknauf macht die Trittleiter um Möbelstück.

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