Die Karwoche. Heute: Kartoffel.

Dieses Jahr möchte ich das Karwochen-Special (Vorgängermodell im Antiquariat betrachtbar) wieder auflegen. Diesmal soll es hauptsächlich um gängige Nahrungsmittel gehen, wenn auch die Artikelschwerpunkte meist nicht hierauf liegen. Die Auswahl ist so gehalten, dass sie auch als Anregung für eine kulinarische Karwoche dienen kann, auch wenn auf tatsächliche Rezepte hierzu verzichtet wird. Die Veröffentlichungszeiten an den einzelnen Tagen sind selbstverständlich mit dem Sonnenaufgang in Jerusalem synchronisiert; ich denke das ist der Rhythmus, der in diesem Zusammenhang angemessen ist.

Kartoffel, Solanum tuberosum. Die Kartoffel ist ein sehr altes indianisches Kulturgewächs. In den Andenländern diente sie vornehmlich als Nahrungsmittel; sie wurde aber auch als Medizin geschätzt. Bei Kopfschmerzen werden rohe Kartoffelscheiben auf die Stirn und auf die Schläfen gelegt, in Peru legt man sie auf Verbrennungen und rheumatische Stellen. Kartoffelbereitungen, z.B. Kartoffelwasser (ein Dekokt aus den Knollen), sollen auch bei der Höhenkrankheit helfen, von der man in den Anden nur allzuleicht befallen werden kann. Die Indianer benutzen auch das giftige Kraut der Kartoffel. Eine Blätterabkochung soll bei chronischer Bronchitis und Rheuma getrunken werden. Die frischen Blätter werden auch auf Hämorrhoiden aufgelegt. Ein Blütentee gilt als Heilmittel bei Brustbeschwerden. Die Kunana-Indianer aus Nordvenezuela versetzen ihr Badewasser mit Kartoffelkraut, um Malariaanfälle zu behandeln.
Als die Kartoffel durch die spanischen Konquistadores, um 1550, nach Europa eingeführt wurde, galt sie zunächst als Heilpflanze und Zaubermittel. Als Nahrungsquelle wurde sie erst spät akzeptiert. In der europäischen Zauberkunde diente die Kartoffel als Heilmittel bei Impotenz oder Frigidität, die durch bösen Zauber oder Hexerei verursacht wurden. Dazu wurden frische, rohe Kartoffeln auf einem Holzkohlenfeuer im Freien gegart und mitsamt der Schale gegessen. In der deutschen Volksheilkunde werden rohe Kartoffelscheiben als Auflage bei Entzündungen im Kopf, in der Brust oder an den Gliedern gebraucht. Rohe zerquetschte Kartoffeln werden auf Geschwüre gelegt. Roher Kartoffelsaft gilt als mildes Mittel, um Sodbrennen zu vermeiden. Bei den verschiedensten Leiden wird eine Kartoffelkur über mehere Tage empfohlen: Morgens Bratkartoffeln mit Kaffee, mittags und abends Kartoffelbrei. Weiterhin verwendet die Volksmedizin rohe Kartoffeln äußerlich gegen Gicht, Rheuma, Hexenschuß, Ischias, Verrenkungen, Magen-Darmkrämpfe, Schwellungen, Blutergüsse, Beulen und Nebenhöhlenkatarrh.
Christian Rätsch: Indianische Heilkräuter.

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