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24.4.11 3:34 Ostersonntag Was interessantes gelesen, weil ich ausversehen eine Stunde zu früh aufgestanden bin: der Verlust der Benimmregeln rühre möglicherweise daher, dass für die Mittelschicht nicht länger die Orientierung nach oben richtung Adel entscheidender Faktor ist, sondern inzwischen das Proletariat psoudoikonisch in den medialen Mittlepunkt gerückt sei. Außerdem sei die Umgangslockerheit eine Hinterlassenschaft der 68er-Bewegung.
18:27 Nicht Benimmregeln zu folgen sei einfach einfacher – aber nur für einen selbst. Seinen Stuhl nicht anzustellen spart arbeit, denn es macht ja jemand anders. Trotzdem sei die Autorin nicht für eine Wiederbelebung der Regeln, findet es eher amüsant, diese Eigennützigkeit mitanzusehen. Ich sehe das etwas anders.
Viele Regeln sind sinnloser Mist, aber einige sind wie die oben skizzierte eben schon sinnvoll einzusetzen und verteilen Arbeit, Ärgernis oder Unliebsames etwas gleicher unter allen Beteiligten. Um diese ist es ein bisschen schade manchmal; der Rest kann gern in die Tonne – wobei ich zugeben muss, manchmal erst viel später einen Sinn bzw. den Sinn doch erkannt zu haben.
Es gibt aber doch noch eine Kleinigkeit zu bemerken über aussterbende Benimmregeln: verwendet man sie doch – man hat es natürlich dadurch oft schwerer oder unpraktischer – gelingt es einem bisweilen, unterschwellig einen positiven Grundeindruck zu hinterlassen, da man anderen eben unkomplizierter oder ähnliches vorkommt, bzw. eben quasi vor den Ecken und Kanten der anderen quasi unsichtbar erscheint.
Gut, leicht ist es auch, sich für jemanden abzuheben, der der eh auf sowas achtet, aber das war eben nicht gemeint, es geht um unbewusste Effekte.
Allerdings gibt es da leider noch einen: man kann oftmals ungewollt zu bestimmt, verbindlich oder unentspannt wirken, vor allem, wenn man den Fehler begeht, von anderen ähnliches zu erwarten.
Erwarte nicht, tue trotzdem, es läuft einfach immer wieder aufs gleiche hinaus. So ist das nunmal. Der Quellcode der Welt scheint halt doch immer wieder überall durch.

Kategorie: Allgemein, Buch IV Kommentieren »


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