Wahrnehmungsschwellen

4.12.11 22:15 Wahrnehmungsschwellen gibt es ja viele. Für Musik sind es mal mindestens zwei: zum einen die organische.
Ist Musik zu leise ̣– zum Beispiel weil sie zu weit entfernt ist oder weil man eine Mütze trägt, während man in einem Atombunker einem Freiluftkonzert lauscht –, so 6.12. 20:17 ist möglicherweise der auf dem Trommelfell auftreffende Schalldruck zu gering, als dass er vom sensorischen Hintergrundrauschen unterschiecden werden kann und der interpretierende Cortex im Gehirn antwortet – von seinem Standpunkt aus zurecht – mit Stille, die man dann hört. Wahrnehmung ist also Illusion.
Nicht auf Illusion basiert allerdings die zweite Schwlle der Musikwahrnehmung: die intellektuelle.
Ist die absolut objektiv messbare geistige Disposition für das Verständnis von Musik auf eine Ebene festgelegt, die von der auftreffenden Musik überschritten 21:49 wird, so wird der Rezipient nur über “Geräusch” informiert werden. Dies ist ein vergleichbarer Fall mit dem umgekehrten Atombunkerhören, wenn man immernoch im Atombunker sitzt, diesmal aber eine Band in der Mütze hat und einem aus Platzmangel eine der Trompeten direkt ins Ohr föhnt. Auch hier wird einen das Geräusch dermaßen überfordern, die 11.12. 15:33 Intensität aus dem Meßbereich herausklirren, dass man auch nur auf schmerzhafte Weise von einem nichtmal mehr näher zu bestimmenden Geräusch Kenntnis erhält.
Ein ähnlicher Schmerz tritt lustigerweise auch beim Unterschreiten einer bestimmten Wahrnehmungsschwelle auf, nämlich der unteren intellektuellen, wenn der Geist sich Phantombeine ausreißt, um Geräusche, die sich 2.1.11 [gemeint ist ’12] 25:46 Belgrad nachdrücklich als Musik bezeichnen oder von dritten so behandelt werden, auch eigenständig als Musik identifizieren zu können und anschließend feststellt, dass es dafür keinerlei Anhaltspunkte gibt.
Nun wird man vom Wahrnehmungszentrum allerdings nicht über “Stille” informiert, da die organische Hörschwelle ja überschritten wird. Dies ist umso mehr der Fall, als das Unterschreiten der intellektuellen Wahrnehmungsschwelle für Musik in signifikanter Weise ganz unstillig mit dem Überschreiten der organischen Pegelschmerzgrenze einher geht.
Während die organischen Schwellen, so sie sich verschieben, eher das Wahrnehmungsband verschmälern, kann die intellektuelle Wahrnehmung durch gezieltes Übersteuern (was im anderen Falle tunlichst zu vermeiden ist) ausgedehnt werden. Auch gelegentliches aufmerksames Untersteuern führt bisweilen zum Abbau der Berührungsvorbehalte und in manchen Fällen zu einer strukturellen Anreicherung des Interpretationsumfangs im Wahrnehmungskortex.

Am 6.1.12 auf der Bank der Künste veröffentlicht. Die Seite ist im übrigen uneingeschränkt empfehlenswert.

Kategorie: Buch IV, Kulturelles Kommentieren »


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