Ein Gespräch

Wie ist das eigentlich, fragte er den Professor, wenn so ein Flaschengeist grad keine Wünsche erfüllen muss; hat der dann frei? Geht der dann mit seinen Kumpels zum Tanzen? Und wenn er dann wieder ran muss, muss er dann alles stehen und liegen lassen in seiner Dimension und rüberhasten zum Gebieter?
Ach, weißt Du, meinte der Professor, im Grunde ist es doch ein ganz schön plattes Weltbild, das die Ökos da haben. Ein verzweifelter Festklammerversuch am status quo von Leuten, die nicht mit Veränderungen umgehen können.
Die zukünftige Welt, die sie sich vorstellen, können sie sich in ihrer eingeschränkten Phantasie nicht lebenswert machen und darum rauben sie in ihrem rücksichtslosen Egoismus künftigen Generationen die Chance, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Diese Fortschrittsfeindlichkeit zwängen sie anderen mit der anthropozentrischen Horrorvision auf, die Menschheit werde sich hungernd in völkerwandernden Kriegen gegenseitig zermürben, bis sie sich ihrer klimatischen Lebensbedingungen selbst entledigt und so den Exitus des Homo Sapiens besiegelt haben würden.
Wer der Ökoideologie nicht folgt, wird nicht mit argumentativen Überzeugungsansätzen bedacht, sondern aus einer arrogant pseudoaristokratischen Position heraus zum teuflischen Weltzerstörer herabgestuft.
Und das nur, weil man – wohlgemerkt dem evolutionären Plan folgend – auch umsetzt, was möglich ist.
Wer gibt denen denn das Recht, sich als was besseres zu gerieren, nur weil sie meinen, die geistige Rafinesse zu besitzen, auf wissenschaftlicher Logik basierende Hypothesen über weit in der Zukunft liegende Ereignisse anzustellen, und die charakterliche Größe, diese in ethische Handlungsvorgaben umzusetzen, deren eventuell so verhinderte Konsequenzen sie sowieso erst nach ihrem statistischen Ableben zu spüren bekämen!?
Wo kommt denn bitte der ganze Wohlstand her, in dem sie sich selbstgerecht fortschrittsasketisch hinstellen und einen selbst aungebauten vegetarischen Braten in einem Solaröflein backen, mit dem sie den Hunger in der dritten Welt stillen wollen?
Sie haben sich lediglich dazu entschlossen, ihr Leben in einer unglaublich unpraktischen Weise führen zu wollen, meinetwegen, aber sie können nicht von mir verlangen, mich genauso dumm zu verhalten.
Wenn man freiwillig auf alles verzichtet, was das Leben angenehmer macht, nimmt sich das alles halt einfach jemand anders.
Erstaunlich, zugegeben, wenn man es trotzdem durchhält, abstrakt-irreale Lebensbedingungen anderer zur Grundlage für moralisches Handeln und daraus folgenden Selbstverzicht zu machen.
Es ist aber doch kein Konzept, lediglich auf Verdacht allem zu entsagen, was möglicherweise irgendwelchen hehren Idealen widersprechen könnte – und das auch noch in einer so fernen Zukunft, dass dies alles per se nicht verifizierbar ist.
Das ganze mag unter diesen konstruierten Bedingungen zwar gut und richtig scheinen, die eigentliche Frage ist aber: wie weit ist man verpflichtet vorauszudenken, um seine Handlungen moralisch zu begründen und wie pessimistisch muss man seine Annahmen anlegen.
Es ist nämlich gerade der Optimist, der sich eine so freie Geisteshaltung bewahrt, dass sein Machbarkeitsglauben im Endeffekt Auswege aus der Misere aufzeigen könnte. Der Pessimist hingegen verharrt in seiner Starre und vorgefertigten überkommenen Denkmustern und landet – da er den Fortgang der Welt dennoch nicht stoppen kann – so in seiner selbstgestellten Falle.
Öko oder nicht – ich weiß, auf welcher Seite ich stehen will!

Am 8.1.12 auf Bank der Künste veröffentlicht.

Kategorie: Allgemein, Buch IV Ein Kommentar »

Eine Reaktion zu “Ein Gespräch”

  1. psycho

    wie üblich beim nachbehandelten Text hier die ehemals handschriftliche Rohfassung:

    8.9.11 19:28 Wie ist das eigentlich, fragte er den Professor, wenn so ein Flaschengeist grad keine Wünsche erfüllen muss; hat der dann frei? Geht der dann mit seinen Kumpels zum Tanzen? Und wenn er dann wieder ran muss, muss er dann alles stehen und liegen lassen in seiner Dimension und rüberhasten zum Gebieter?
    Ach, weißt Du, meinte der Professor, im Grunde ist es doch ein ganz schön plattes Weltbild, das die Ökos da haben. Ein verzweifelter Festklammerversuch von Leuten, die nicht mit Veränderungen umgehen können.
    Die zukünftige Welt, die sie sich vorstellen, können sie sich in ihrer eingeschränkten Phantasie nicht lebenswert machen und darum rauben sie in ihrem rücksichtslosen Egoismus künftigen Generationen die Chance, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Diese Bestrebungen zwängen sie anderen mit ebendieser/der 26:42 jetzt hab ich zwei Typen mühevoll in den Nachtbus bugsiert um festzustellen, dass sie damit nicht fahren wollten, zzumindest stiegen sie, nachdem sie bezahlt hatten, wieder aus anthropozentrischen Vision/Mär/Geschichte auf, die Menschheit würde/werde sich hungernd in völkerwandernden Kriegen gegenseitig zermürben, bis sie sich ihrer klimatischen Lebensbedingungen selbst entledigt und so den Exitus des Homo Sapiens besiegelt 12.9. 19:37 hätten/haben würden/werden.
    13.9. 9:51 Wer der Öko-/eigenen Ideologie nicht folgt, wird nicht mit argumentativen Überzeugungsansätzen bedacht, sondern aus einer arrogant pseudoaristokratischen Position heraus zum teuflischen Weltzerstörer herabgestuft.
    15:50 deleatur Und das nur, weil man sich in großspuriger/-mannssüchtiger Selbverständlichkeit alles als einem/sich zustehend nimmt, was möglich ist, während sie durch freiwilligen Selbstverzicht eine virtuelle Verantwortung übernehmen.
    15.9. 18:50 Wer gibt denen/ihnen denn das Recht, sich als was besseres zu gerieren/fühlen, nur weil sie die geistige Rafinesse besitzen, auf wissenschaftlicher Logik basierende Hypothesen über weit in der Zukunft liegende Ereignisse anzustellen, und die charakterliche Größe, diese in moralische Handlungsweisen umzusetzen, deren eventuell so 24:47 verhinderte Konsequenzen sie sowieso erst nach ihrem statistischen Ableben aufträten/zu Tage träten.
    22.9. 19:11 Und das nur, weil man wohlgemerkt dem evolutionären Plan folgend – auch umsetzt, was möglich ist. Wo köme denn sonst der ganze Wohlstand her, in dem sie sich selbstgerecht fortschrittsasketisch hinstellen und einen selbst aungebauten vegetarischen Braten in einem Solar-/Sonnenöflein backen, mit dem sie den Hunger in der dritten Welt stillen wollen.
    Sie haben sich dazu entschlossen, ihr Leben in einer unglaublich unpraktischen Weise führen zu wollen, meinetwegen/nun gut, aber sie können nicht von mir verlangen, mich genauso dumm zu verhalten.
    Wenn man freiwillig auf alles verzichtet, was das Leben angenehmer macht, nimmt sich das alles halt jemand anders.
    23.9. 9:40 Es ist doch kein Konzept, lediglich auf Verdacht allem zu entsagen, was möglicherweise irgendwelchen hehren Idealen widersprechen könnte – und das auch noch in einer so fernen Zukunft, dass dies per se nicht verifizierbar ist.Erstaunlich, zugegeben, wenn man es trotzdem durchhält, abstrakt-irreale/unerfahrbare Lebensbedingungen abstrakte bis irreale Lebensbedingungen anderer zur Grundlage für moralisches Handeln und daraus folgenden Selbstverzicht zu machen.
    25.9. 19:40 Das mag unter diesen Bedingungen zwar gut und richtig sein, die eigentliche Frage ist aber, wie weit ist man verpflichtet vorauszudenken, um seine moralischen Handlungen zu begründen Handlungen moralisch zu überprüfen.
    Welches Ausmaß an Mittelbarkeit ist von einem zu erwarten


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