Trotz dem alten Drachen

28.9. 20:30 Trotz, trotz dem alten Drachen,
trotz dem alten Drachen, trotz
dem Todesrachen,
trotz dem Todesrachen, trotz
der Furcht darzu, trotz,
trotz, trotz,
trotz der Furcht darzu, Tobe,
tobe, tobe Welt
und springe
tobe Welt und springe, ich
steh hier
und singe,
ich steh hier und singe,
in gar sichrer, sichrer Ruh
in gar sichrer Ruh in gar sichrer Ruh, in gar sichrer Ruh.
Gottes Macht hält dich in acht
Gottes Macht hält dich in acht.
Erd und Abgrund muß verstummen,
Erd und Abgrund muß verstummen,
verstummen.
Erd und Abgrund muß verstummen.
Ob, sie noch so brummen,
ob sie noch so brummen

Wahnsinn dieser Text, wobei, als Text, irgendwie, naja, schon gut. Aber mit der Musik, dem Rhyrhmus… Das gibt dem Ganzen eine so enorme Ausdruckskraft. Unbeschreiblich. Eine Intensität, die sich selbst zu verstärken scheint. Da ist eine gewisse Grausamkeit, nicht aber eine schlechte, eine Standhaftigkeit, göttliche Souveränität (ich muß endlich mal nachschauen, wie man das schreibt). Das Höllenübel wird nicht nur angedeutet, es ist greifbar nah, und trotzdem, trotzdem ist wie selbstverständlich klar, dass es nicht kümmert. Nicht die Bohne.
Da schwenkt es um “in gar sichrer Ruh” und diese steht da, als ob es nichts anderes gebe, isoliert, hochzufrieden, unbeeindruckt.
“Erd und Abgrund muß verstummen.”
Warum muß Erd versummen? Warum muß Erd das Gegenteil von himmlisch und sich’rer Ruh sein? Das versteh ich nicht. Vielleicht noch nicht. Der Grundduktus ist mir zwar klar: ‘Vorhin besprochenes “muß verstummen, ob sie noch so brummen” – keine Chance’.
Aber die Kunst, das Werden, die Schönheit, die Liebe, alles Wunderbare scheint mir – wobei ich da selbst am zweifeln bin – Produkt von Erd, von dieser Welt, vom Dasein, der unsrigen Existenz zu sein. Erkauft durch all das Leid, die Bosheit, Schmerz, Depression. Dies alles scheint ohne einander nicht existieren zu können. Es ist zwar nicht gesagt, daß es seinen Preis wert ist, das muß an anderer Stelle erörtert werden – aber es zeigt zumindest, daß Erd per se nicht schlecht sein muß. Mit Abgrund hab ich kein Problem. Abgrund, Höllenschlund. Okay. Passt.
Ist Erd, der weibliche Pol, Mutterschaft, denn gar das verursachende Prinzip, also der Pol, der die Bewegung heraus aus dem Urzustand hervorgerufen hat? Will mir das also die Paradiesgeschichte damit sagen, dass Eva den Apfel nimmt? Andererseits, wer ist eigentlich die Schlange, und woher und warum? Und Eva besteht/entsteht ja aus der Rippe Adams. Das verstehe ich ja inzwischen teilweise: Nehmen wir an, das männliche Prinzip sei das geistige (wobei – um allem feministisch-emanzipatorischem Treiben zuvorzukommen – das momentan für mich noch willkürlich ist). Sagen wir auch das energetische – womit ich mich an meine Physikseite herantaste. Dann entstünde die Materie, das stoffliche Prinzip, der weibliche Pol, aus dem männlich-geistig-energetischen. Das gefällt mir. Wobei mir immernochnicht klar ist, ob männlich – weiblich hier irgendeine nähere Verbindung hat oder – nur aus Gründen der Polarität, die sie mit dem anderen Sachverhalt verbindet – eben willkürlich zugeordnet wurde.
┘Der Polizist ist das wandelnde Ermessen.┌
28.9. 23:58 letzte Straßenbahn. Dort wird auch deutlich, daß der Begriff der Sünde, erstrecht der Erbsünde, viel zu negativ besetzt ist. Weil, so wie mir sich das darstellt, hat diese Ursünde einfach dazusein, ist quasi Naturgesetz, folglich niemandem vorzuwerfen. Gäbe es denn eine Erlösung durch Christus, wenn nicht irgendjemand – offenbar eine verachtenswerte Person; oder eben bemitleidenwert – ihn ans Kreuz genagelt, verspottet, bespuckt, verhöhnt, geschlagen, ausgepeitscht hätte?
Sünde ist also ein Naturgesetz. – ? –

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