Alles ist besser mit Bluetooth

Aber wie ist das mit dem Gerät das das Gerät baut, das das Bluetooth-Gerät baut? Vielleicht ist das ein Schraubenzieher. Und vielleicht ist ein Schraubenzieher mit Bluetooth besser.
Wenn ich jetzt also ins Auto einsteige und starte, dann werden sich also künftig mein Handy streiten, wer sich an meinem Radio einloggt. Ja, ich habe ein Bluetooth-Radio und ich find es toll! Ich muss weder nach dem Handy kramen, wenns klingelt, noch überhör ichs, noch muss ich dann Strafe zahlen, wenn ichs gefunden habe und telefoniere. Und wenn ich nicht so nachlässig wäre und mal nachgesehen hätte, wie das funktioniert, würde das vielleicht auch für den Fall gelten, wo ich den Anruf initialisiere…
Nein! Zurück zum Schraubenzieher. Vielleicht wäre ein Bluetooth-Schraubenzieher sinnvoll, wenn man sich in so einem Hightech-Labor befindet und es sich um einen Drehmomentschraubenzieher handelt, der gleichzeitig während man Sachen schraubt (man sieht, ich habe mir eine immens ausgefeilte Gedankenwelt gebastelt) die Drehmomentdaten an einen PC übermittelt, der nebenher ein Messprotokoll herstellt über die geschraubten Sachen. Aber wenn ich in so einem Labor arbeiten würde, hätte ich sicher viel mehr so abgefahrene Instrumente, nicht zuletzt eine Kaffeemaschine, die ohne Gefäß auskommt, sondern den fertigen Kaffee als schwebende Kugel in einem gigantischen Magnetfeld bereithält (bei großen Feldstärken tatsächlich denkbar), während er über gezielte Laser-Impulse warmgehalten wird. Und weil ich deswegen sowieso schon über einen beträchtlichen Stromanschluß verfüge und das rumgefrickel mit Batterien hasse, wäre es mir wohl doch lieber, wenn der Drehmomentschraubenzieher und die Halbleiterfeile (hierzu werde ich mir beizeiten eine passende Geschichte überlegen, sollte die Frage auftauchen, was das sein könnte), wenn die Werkzeuge zu einer Workstation zusammengefasst würden, kleine Kabel hätten, die möglicherweise, um nicht zu stören über so Federgalgen geführt werden, damit sie von oben kommen und nicht immer auf dem Tisch rumliegen. Sonst müsste ich ständig eine Menge Knopfzellen austauschen, denn größere Batterien wären ja nicht möglich für einen feinmechanischen Schraubenzieher. Falls es jemand gerade ahnt: ich habe sowohl an Maus als auch Tastatur Kabel, obwohl ich das andere schon mal probiert habe.Was lernen wir aber aus der Bluetooth-Schraubenziehermisere über Innovation? Dass sie toll ist, die Triebfeder vieler toller Sachen, Ideen, die Ideen schaffen. Und dass Innovation verdammt viel Müll schaffen kann, weil sie einen auch etwas bedrogt, weil man sich in Dinge verliebt, dadurch blind wird und Mist baut, und das, obwohl man mit den meisten neuen Dingen nicht mal Sex haben kann. Ich korrigiere: will. Ich korrigiere nochmal: zumeist, üblicherweise.
Oh, schöne neue Welt der Sexspielzeuge und der political Correctness, in der Leute, die Dinge lieben ganz normal sind, es werden die Gewißheiten knapp und die Allgemeinaussagen dampfen auf ein unerträglich unsicheres Minimaß zusammen!
Zurück zu etwas Neuem: auch inzukunft werden manche Bäume mit Äxten gefällt, werden Gemüse mit Messern geschnitten, werden elektronische Geräte mit warmen Metallstücken, genannt Lötkolben, gelötet, wird heiße Luft nach oben steigen und werden Kinderwägen bergab rollen. Warum ich letzteres erwähne? Weil manche versuchen, Rauchgase eines Feuers nach unten abzuziehen, andere mittels bremsenden Bodenbelags Schieflagen an Bahnsteigsplänen in den Griff zu bekommen.
Und bevor ich jetzt ins reaktionäre abdrifte, möchte ich noch eins klarstellen: man KANN Bahnhöfe in die Erde verlegen (ich war auch schon in so einem), aber der sollte viellicht im Übrigen den üblichen Vorgaben für Bahnhöfe entsprechen. Ist das gewährleistet und will man es dann aus anderen Gründen trotzdem noch, dann SOLLTE man es vielleicht auch tun.
Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, aus Einsichten von Jahrhunderten des rasanten Fortschritts seit spätestens der industriellen Revolution, aus dem Reigen der ständigen rücksichtslosen und kurzsichtigen Neuerungen echte In-Novation zu schaffen und Neues ins Bestehende hineinzusetzen.
Erstveröffentlichung in der Bank der Künste

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