Angst

10.11.05 13:55 Ich kenne jetzt den Grund für diverse meiner Verhaltensweisen bzw. Probleme, Dilemmata. Ich habe Angst. Unbestimmte. Ich glaube, einiges mehr wahrzunehmen als manch anderer, transzendentaler zu denken (wobei dieses Wort noch eine undefinierte Krücke ist). Das hängt irgendwie mit meinem Versträndnis für Logik und Zusammenhänge zusammen. Ich weiß jedoch nicht, in welche Richtung ursächlich. An sich möchte ich ja etwas am Urgrund der Welt kratzen, wenn man so will, Gott kennenlernen, obwohl ich diese Vokabel möglichst vermeide, aufgrund geschichtlicher Vorbelastung und meist zu eingeschränkter Definition. Und da kommt die Angst ins Spiel: Einerseits möchte ich es alles wissen, andererseits kann ich mich wohl nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass sich aus der Erkenntnis für mich etwas ändern könnte oder mir nicht gefallen würde, was ich erführe. Dabei müsste ich, um wirklich weiterzukommen – und ich glaube, ich könnte es relativ weit bringen (noch ein Problem: ich werde es nie zu ende bringen können) –, pragmatischer an die Sache herangehen. Erkennen, was wichtig ist, und konsequent von den Grundlagen bis zur spielerischen, kreativen Beherrschung vorarbeiten und weiter orientieren. Ich versuche momentan immer größere Partituren zu lesen und zu spielen, die überblickende Erfassung, gelingt mir sogar relativ gut, mir fehlen aber jedwede Grundlagen, was mich daran hindert, weiter zu kommen, zumindest aber sehr verlangsamt. Ich kann schon eine zweistimmige Invention nicht adäquat durch die Finger laufen lassen, selbst bei geringem Tempo ist der meiste Grips in der [besser Aktivgrips] bloßen Koordination gebunden. Es gibt nun einige Möglichkeiten. Nichts machen/ändern und darauf vertrauen, dass es mit der Zeit besser läuft, “learning by doing”, was auch den Vorteil hat, dass ich mich weiterhin mit dem Ziel an sich beschäftigen kann, wenn ich auch riskiere, nie einen wesentlichen Fortschritt zu machen. Eine andere Möglichkeit ist, das Zielstudium auszusetzen bzw. einzuschränken und in der frei gewordenen Zeit die Finger zu schulen, nach und nach besser zu werden und dann zum eigentlichen zurückkehren zu können was dann besser ablaufen müsste. Als Risiko ist vorhanden, über dem Grundlagenstudium das Ziel aus den Augen zu verlieren – das allein ist unter dem Gesichtspunkt, dass einem jede Art von Kenntnis, Befähigung, Wissen in irgendeiner Weise nützt, nicht so schlimm; noch dazu könnte man ja zu der Erkenntnis gelangen, das erste Ziel sei nicht sinnvoll (gewählt) gewesen – oder/und die Lust an der Sache zu verlieren, dann wird alles unheimlich Mühsam – die einzige Motivation muss man dann[?] nämlich teleologisch aus dem Pragmatismus schöpfen –, kommt schlimmstenfalls gar zum Erliegen.
Das ist irgendwie sowieso das schwierigste: sich über diese Schwelle hinweg zu bringen, vor der alles mühsam/sinnlos scheint, fortschritt deutlich erkennbar wird. es gibt inzwischen grünen Tee in der Cafete Mit Frustration gilt es, umgehen zu lernen, noch viel mehr, wenn man – pessimistisch – davon ausgeht, dass immer wieder neue Schwellen auftauchen und diese oft wieder sehr weit etfernt sein werden. Mit ihnen umzugehen und ihnen zumindest emotionslos, wenn nicht erwartungsvoll – wobei ich noch zweifle, ob nicht “emotionslos” das Ideal darstellt –, gegenüberzustehen/treten ist folglich die wahre/zentrale Grundkompetenz die einem auf vielfältigsten Gebieten behilflich sein kann. –
Wo ist die Angst hin? Ich schweife hier spazieren und komme relativ weit vom Thema ab – mann, erinnere Dich doch an deine eigene Regel: Eine Unterhaltung in die Meta-Ebene, die Gliederung, den Argumentationsverlauf zu führen, ist niemals – ok, nahezu – belebend, sondern fast unweigerlich ihr Todesstoß, weil einen das anders zu denken zwingt und unweigerlich aus dem Gesprächsfluss wirft; vielleicht ist es aber schriftlich machbar, weil – zumindest für den Leser – keine so großen Pausen entstehen und sich nötigenfalls Rückbezüge geschickt bis plump klarstellen lassen, extremstenfalls nachlesen –, inzwischen 12:06 <- hierfür brauche ich eine elegante Abkürung der Angst zu unzureichend Erkenntnis, sei es unbefriedigend in puncto Preis-Leistung oder totaliter – begrenzt durch äußere Zeitfaktoren, deren zentralster “Lebenszeit” ist –, oder unbequemer Erkenntnis, die einem Glück, Freude, zufriedenheit, Sinn, Ziel, selbst rückwirkend zu rauben noch imstande sein könnte (monsterfies!), zu gelangen, angesichts derer Unwissenheit durchaus einen großen Reiz besitzen kann. – Darum die Drogen, das Fernsehen, vielleicht sogar das oberflächliche Interesse an vielfältigen Dingen – brilliant konstruiert: etwas, was für einen großen Diamanten gemacht ist, mit kleinen Perlen zumüllen und so verstopfen – 11.11. 21:17 So hält man sich in der Flachwelt oben und dringt trotzdem in der Tiefwelt nicht zu weit vor.

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