Holzrose aus Übersee

27.11.06 12:33 Auf dem Weg zur Uni vía Schuhladen Obiges wird einst zu beenden sein, da mir ein Anliegen. Zunächst muss ich allerdings den Versuch unternehmen, den noch frischen Erinnerungseindruck an den jüngsten Versuch mit der wohlbekannten Holzrose aus Übersee – diesmal nicht in Vollkorn-Darreichung, sondern alkoholisch extrahiert, gewissermaßen fernettiert – inkisch zu konservieren, dabei möglichst auch die langsam verblassende Wut und Affektiertheit über die wiedererstarkte Zensurdebatte bzgl. der Kunstform der Herstellung und des Konsums gewaltverherrlichender und Brutalität und Realität menschenverachtender Gemetzel und Tötungsorgien 13:20 nach- und überzeichnender Computerspiele miteinfließen zu lassen, die ich eben – obwohl nicht zum Hauptthema passend – gerne noch zu Papier gebracht hätte, da durch sie wieder Grundwerte unseres demokratischen Systems in Erinnerung gerufen werden sollten, sowie ein weiteres Thema, dessen nur noch blassen Widerschein ich nun entgültig über die Formulierung dieses Satzes verloren habe.
Nunja der Versuch bestand aus der Einnahme des Pulvers von zehn Samen Argyreiae nervosae in Fernet. Der Beginn war etwa 21:30, die Flüssigkeitsmenge von 4 cl schnell eingenommen.
Der Geschmack war wie erwartet noch immer der charakteristische Eigengeschmack des Lösungsmittels. Set war – wenn ich die Bezeichnungen nicht wieder vertausche – die Vertrautheit der Wohnung inclusive Fernsehen und Liveberichterstattung vía Chat im Wechsel. 16:03 wieder heim Setting war leichte, nicht ausgeprägte Müdigkeit, Vorfreude, da mir die Aussichten bzgl. der Wirkung und Nebenwirkungen bei beschriebener Vorgehensweise planbar gut vorkamen.
Pflanzenmaterial würde nicht konsumiert worden sein, das Wirkprinzop ist überprüftermaßen wasserlöslich, die Magenkiller wahrscheinlich nicht, darum würden die Nebenwirkungen wohl recht gering ausfallen. Lediglicher Unsicherheitsfaktor war die Unsicherheit bezüglich der Alkohollöslichkeit der Magenkiller und bzgl. der Wechsel-Wirkungen des LSA mit dem Aklohol.
Das Risiko hierbei bestand aber mutmaßlich lediglich in einer Überdeckung der gewünschten Wirkung durch die dämpfende Alkoholwirkung und einer weiteren Reizung des Magens.
28.11. 11:52 Glühweinfrühstück Jedenfalls war aufgrund äußerer Begebenheiten die Stunde schon soweit fortgeschritten, dass sie 21:30 lautete, bis mit dem Konsum begonnen und dieser auch bald wieder abgeschlossen werden konnte – obwohl mir die konstruierte Vorstellung nicht gefällt, dass der Konsum lediglich aus der aktiven Handlung bestehen solle, die eigentliche Konsumption ist ja erst mit der Ausscheidung der Abbauprodukte abgeschlossen, gleichwohl ich hieran nichtmehr aktiv teilnehme, jedoch scheint für den Beginn von Konsum eine willentliche oder wenigstens bewußte Entscheidung vonnöten.
Der Konsumbeginn wurde auch sogleich dem Chatpartner mitgeteilt, alsdann noch etwas vor dem PC verweilt, anschließend dieser Bildschirm gegen den des Fernsehers eingetauscht, begleitet vom mobilen Purgatorium [Vomitorium!; wie konnte ich nur].
40 Minuten später meinte ich, eine leichte Wirkung wahrzunehmen, als ich – wieder am Computer – vor mich hintippte, das Gefühl in den Fingerspitzen änderte sich etwas; es war mir allerdings nicht möglich, dies zweifelsfrei auf den Hauptwirkstoff zurückzuführen, da zu viele Faktoren vorhanden waren, die imstande waren, dasselbe hervorzurufen, als da wären Alkohol, Müdigkeit, Frösteln, unbequeme Sitzposition. Gleichwohl machte sich wieder eine gesteigerte Heiterkeit breit, ob der Vorfreude auf einen baldigen Wirkungseintritt und dem Bewußtsein, noch keine ernsthaften Anzeichen einer Magenverstimmung zu verspüren, obwohl ich zugeben musste – dies allerdings erfolgreich gerabwertete und verdrengte –, dass der Magen sehrwohl gewahr war, tractiert zu werden, zumindest potentiell.
Dieser Status wurde einige Zeit etwa so gehlaten, allerdings begannen spätestens nach eineinhalb Stunden (ab Konsumbeginn) und weiterhin nicht gesteigerter Wirkung Gedanken um sich zu greifen, ob die Dosierung denn mächtig genug gewählt worden sei, die Extraktion (wuhu, das ‘k’ gefällt mir garnicht) fehlerfrei vonstatten gegangen wäre, vielleicht die beträchtliche Menge Kartoffelsalats die Resorption weiterhin verzögere. Als – unter anderem – darüber sinnierend chattend der Entschluss reifte, nun doch ins Bett zu gehen und dem Warten, Frieren und etwas Langweilen ein Ende zu machen, setzte gegen 0:00 (nach zweieinhalb Stunden!) die Wirkung ein. 29.11. 10:02 Es kommt mir so vor, als bräuchte es etwa maximal 5 Minuten, um von quasi-Null auf Mittendrinn-statt-nur-dabei zu kommen. 10:20 Der Zustand war dann eigentlich mal wieder recht lustig; die Müdigkeit verschwand, das Körpergefühl wurde intensiver, was zwar einerseits bedeutete, dass einiges angenehmer und interessanter wurde, andererseits die Unbequeme Haltung, in der ich mich befand, noch deutlicher ins Bewußtsein selbst: wenn ein unangenehmes Gefühl sich nicht im Bewußtsein festsetzen kann, weil sich das Bewusstsein selbst daran hindert, sich auf etwas konzentrieren zu können, bleibt es zwar ein unangenehmes Gefühl, verliert aber an Brisanz, weil es sich einfach nicht im aktiven Gedächtnis festsetzen kann. Zur Aufmerksamkeit bleibt allerdings zur [sic vel quasi] Bemerken, dass man sehr wohl in der Lage bleibt, Gespräche zu führen, wie schon im Gemeinsamen Versuch mit L. klar wurde und sich diesmal wieder daran bestätigte, dass ich einen recht unterhaltsamen Chat mit D. führte. Ich kam mir sehr gesprächig vor, denn es kommt meiner Art der Gesprächsführung einigermaßen entgegen, wenn zusammenhangslose Gedanken des Weges kommen, die man dann in die Unterhaltung einfließen lassen kann. Mir kommt es so vor, als würde das Führen eines Gespräches einer anderen Aufmerksamkeit bedürfen, als das Nachdenken über irgendetwas. Warum sonst sollte es so sein, dass man sich unheimlich zerstreut und unkonzentriert vorkommt, gleichzeitig aber – auch rückblickend – der Meinung ist, durchaus Gesprächstauglich zu sein.
Vielleicht spielst da aber wieder die veränderte Zeitwahrnehmung eine Rolle: eventuell denkt man schnell genug, um es sich leisten zu können, dass soundsoviele Gedankengänge ins leere laufen; man wird tortzdem noch rechtzeitig eine Antwort parat haben. Anders, wenn man zielgerichtet denken wollte: man wird sich ständig ärgern darüber, einfach nicht zupotte zu kommen, selbst wenn man – was ich nicht glaube – objektiv betrachtet nicht langsamer wäre, im Sprachmodus fällt das nicht so stark auf, da man hier ständig am brainstormen ist, ent- und verwirft. Gespräche mit Inhalt wären dafür umso schwieriger.
Jedenfalls beschränkte sich meine Tätigkeit im wesentlichen auf den angeregten Chat mit D.. Dieser dauerte wohl so etwa zwei Stunden.
Danach ging ich ins Bett und schlief gut und recht traumreich. Leider kann ich mich an keinen dieser Träume erinnern, aber das ist eine andere Geschichte.

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