Bekiffte Bären in Kanada

20. September 2010 - 19:12 Uhr

…kann man googlen und dann kann man kichern, weil diese Bären eine Hanfplantage bewachen sollten, das ist richtig. Diese Meldung ist auch leider an mir vorbeigegangen, als sie aktuell war, auch das ist richtig. Aber es ist auch richtig, dass man bei mir noch nie über bekiffte Bären in Kanada lesen konnte, das lässt es merwürdig erscheinen, wenn meine Leser fordern, sie würden gerne “wieder mehr” über selbige hier lesen.
Nungut, ich halte es für eine klasse Idee, Wildtiere für Bewachung wilder Plantagen zu verwenden, da diese erstens größere Angst erzeugen und zweitens weils einfach cool ist. Diese dann allerdings, weil man selber Angst vor ihnen hat, so sehr zu bedrogen, dass ihre Abschreckwirkung auf das Niveau einer Horde Gartenzwerge sinkt, verspielt den Vorteil der Wildheit. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass auch die Plantage vor den Schutzwildtieren zu schützen ist, da Tiere entgegen der ungestützten landläufigen Meinung durchaus gerne Drogen nehmen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Da Tiere jedoch meist weder über opponierbare Daumen, noch über ausreichende Bargeldbeträge verfügen, um auf üblichem Wege an Drogen zu kommen (Schwarzbären scheinen zwar auf den ersten Blick prädestiniert für Schwarzmarktgeschäfte, sie können aber nicht einmal mit einer dunklen Mütze das notwendige Maß an unauffälliger Unscheinbarkeit herstellen, die für diese unabdingbar ist), nutzen sie gerne Gelegenheiten und übernehmen mit entsprechenden Hintergedanken verantworungsvolle Aufgaben wie die Sicherung von mittleren bis großen Monokulturen potenter Pflanzen.
Aber wenn es nun schon um Tiere und Drogen gehen soll, möchte ich wirklich eine Lanze brechen, für die Tiere, auch das ist nämlich mit diesen Daumen leichter, auch wenn sie nur die Leertaste massieren: Tiere haben auch ein Recht auf Rausch, zumindest sollte man ihnen den Gönnen. Man sollte sich immer freuen, wenn man statt der Zielschnecken einen besoffenen Igel in der Bierfalle hat, und zwar für den Igel. Erntedank zu feiern, macht ihm vielleicht auch Spaß kurz vor der Winterruhe. Und der Igel ist bei weitem nicht so penetrant wie die Herde Elefanten, die in den 80ern eine Schnapsfabrik stürmten. Und er ist nicht so hart drauf, wie der durchschnittliche Koalabär, dessen Leben sich ähnlich anfühlen muss, wie das eines Straßenpunks. Denn wie letzterer von Bier, ernährt sich jener auch nur von seiner Droge. Wie groß muss nur am Morgen immer die Überwindung sein, wenn man dem Geschundenen Körper, der sich gerade wieder notdürftig bis zur Handlungsfähigkeit regeneriert hat, wieder einen Schlag versetzen muss, nur, um seinen Kalorienbedarf decken zu können, wohl wissend, dass man spätestens am Nachmittag wieder fast Bewegungsunfähig in den Ästen hängen wird und darauf warten muss, dass man wenigstens wieder Kopfweh spüren kann. Dabei scheint es bei Tier und Mensch nur Gewohnheit bzw. Gewöhnung zu sein. Dieweil man ausgewachsene Koalas nicht vom Stoff runterbringt, ohne dass ihre Gesundheit leidet, ist es allerdings schon gelungen, Jungtiere eukafrei großzuziehen, ob diese Technik auf Punks umsetzbar ist, ist hingegen fraglich – aber auch nicht wichtig, denn wie Koalas sind ja auch Punks (möglicherweise zurecht) vom Aussterben bedroht.
Nun folgt aber der wichtigste Aufruf für den Tierfreund: Katzenminze. Also nicht für den Tierfreund, sondern für die Katze. Pflanzen und über möglicherweise spektakuläre Szenen freuen. In Gebieten mit geringer Minzdichte kann die zentrale Pflanze schonmal zum Anziehungspunkt für die Tiere der gesamten Nachbarschaft werden, so braucht man schonmal keine eigene Katze. Noch schöner ist allerdings, was die Minze mit den Katzen macht: orgiastisch glücklich. Wer könnte sich da nicht freuen für die Tiere. Die Katzenminze wirkt recht direkt auf den Sexualtrieb, bisweilen sind bei Katern auch spontane Minzlatten beobachtet worden.
Leider wird es schwer werden, den Katzen im Selbstversuch nachzufühlen oder -eifern. In ernstzunehmender Literatur ist nirgends die Rede davon, dass beim Menschen brauchbare Wirkungen auftreten. Diese seien nur knapp über der Wahrnehmungsschwelle; dafür sind allerdings auch keine Nebenwirkungen zu erwarten, dem Selbstversuch stehen also keine dringenden Warnungen entgegen; als gängige Konsumform wird Rauchen des getrockneten Krautes evtl. gemischt mit Nicotiana tabacum genannt.
Wer noch eine moralische Stütze benötigt, um – vielleicht erstmal nur zum eigenen Vergnügen – in seinem Garten einen Raubtierswingerclub zu gründen, dem sei noch eine potente (ja, genau!) Hilfestellung gegeben: Es ist belegt, dass Katzen mit Zugang zu Katzenminze eine höhere Lebenserwartung haben.

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Atomkraft – jein oder so, bitte sehr!

7. September 2010 - 17:55 Uhr

Es ist wie – leider inzwischen – immer schade, dass politische Diskussionen zwar nicht komplett inhaltsleer, aber doch unter Nichtberücksichtigung von nennenswerten Fakten geführt werden und außerdem der vielbeschworene Kompromiss – zu dem nur die Politikerkaste fähig sei (Argument gegen direkte Demokratie) – meist keine gangbare Synthese aus den zentralen Argumenten der diskursierenden Lager mit Pattlösungstendenz nach aktueller Mehrheitenlage ist, sondern eine realitätsferne Maske augenwischender Pseudoregelungen, hinter denen sich üblicherweise ein absichtlich verkrüppeltes Paragraphengewirr, dessen irreführende Ausführungsfähigkeit einerseits dafür gedacht ist, den Schein einer Problemlösung zu wahren, andererseits, den vorgeblich gezügelten Lobbygruppen genügend Raum für Schlupf- und Angriffs- -löcher und -punkte zu liefern, damit sie weiterhin gegen die vorgegaukelte Marschrichtung des Gesetzes arbeiten können.
Atomkraft ist eine Brückentechnologie? Kann sein. Zwar halten genügend von der Regierung beauftragte Sachverständige die vorhandene Brücke für lang genug, aber die können sich natürlich täuschen, dagegen muss man per politischer Rahmensetzung gewappnet sein, das ist richtig. Nicht dass noch neue Kohlekraftwerke hochgezogen werden, um irgendwelche Stromlücken zu stopfen, aber ist das nicht eh geplant?
Eine Brückentechnologie sieht nicht aus wie eine Brücke! Denn diese ist an Anfang und Ende gleich breit. Wenn man aber einen Technologiewechsel vollzieht, muss die alte Technologie sich allmählich entfernen, warum sollten wir also alle Meiler in der Laufzeit verlängern? Man streitet sich so gern über die Sicherheit von diesen alten Schachteln, in denen Krümmel und Biblis und wie sie heißen stecken; diesen Dingern mit Gaugefahr, falls einer mit der Zwille durch den Zaun trifft (ich übe gelegentlich unter einer Wertachbrücke). Wollen wir mal überlegen, ob wir auf diese vielleicht gleich bzw. in der bis dato ausgemachten Zeit verzichten können: Wie lange ist Krümmel in den letzten zwei Jahren gelaufen? Weiß nicht, dazu müsste man wissen, wie lange man mit einem Gigawatt bräuchte, einen defekten Trafo anzuzünden, ja in etwa so lange. Hat es uns gefehlt? Moment, ich schreibe an einem Computer – die benutzen Strom, oder? Und die Stromlücken, die ich beim denken zwischen den Sätzen entdeckt zu haben meinte, waren ein etwas straff eingestellter Bildschirmschoner (ich hatte mich schon gewundert, warum es nur eine Computerstromlücke und keine Lichtstromlücke war).
Also, alles klar, alte Kraftwerke muss man wohl nicht weiter verlängern, da kann man dann auch gleich mal üben, wie so ein Rückbau funktioniert und wo man dann den Gruscht hintut, der in allen Farben von Alpha bis Gamma leuchtet. Darum kümmern sich gerade alle Asse in unserem Land. Natürlich kostenlos. Denn jede Einrechnung von Endlagersuche, -ausbau und – gerade aktuell sehr beliebt – Räumung unter Wasserüberschuss leidender begutachtet jahrtausendelang trockener Endlager würde ja den Produktionspreis auf Wettbewerbsniveau hieven, was natürlich schon rein systematisch unfair wäre, da man doch von Wirtschaftsunternehmen nicht erwarten kann, auch für die Entsorgung der Betriebsmittel zu sorgen, das wäre ja so, als müsste man sich nach dem Ölwechsel beim Auto auch um die Entsorgung des Altöls kümmern (das geht ja eh nicht, weil bis ich so weit wäre, ist das immer schon versickert, noch dazu ist im Wald immer das Licht so diffus, dass ich das sowieso nichtmehr finden könnte).
Achja, ein großer Politiker (Dr. Christian Ruck, weil er gerade irgendsoein bla-politischer Sprecher seiner Fraktion ist – wo wir gerade dabei sind: das ist auch der Typ, der als Verkehrsausschuss-MB von Augsburg gemeint hat, die CSU dürfe doch sehr gerne das destruktive Bürgerbegehren für den ominösen Tunnel am Königsplatz abhalten, weil durch Verzögerungen keinesfalls staatliche Fördergelder flachfallen könnten; jetzt stört man die CSU lustigerweise mit eben ihrem bescheuerten Tunnel und plötzlich wird es zur moralischen Keule, dass man leichtfertig Fördergelder für politische Hirnfürze gefährdet) hat mal sowas ähnliches gesagt (im Bayern-Alpha Mittagsgespräch) wie: das Problem mit dem Abfall sei ein schwieriges, ungelöstes und großes, aber es sei nunmal schon vorhanden und deshalb kein Grund, mit Atomkraft aufzuhören. Ich bin seitdem erleuchtet. Diese Form der Argumentation ist in ihrer Klarheit und Universalität unschlagbar in ihrer Anwendbarkeit. Meinen ersten Erfolg hatte ich damit, als ich mich im Freibad an den Rand des Kinderbeckens stellte, um mir den Weg auf die – oft auch recht schmutzigen – Toilettenanlagen zu sparen. Die zunächst recht ungehalten Gegner meiner Auffassung waren indes bald überzeugt, dass die Tatsache, dass sich bereits Urin im Wassser befände, ausreiche, um sich ungeniert zu erleichtern; so kamen wir schließlich auf die Idee einer Laufzeitverlängerung (aber das ist nun wirklich ein anderes Thema).
Achja, zuallerletzt, ein Gedankenexperiment: wenn ich mir denke, “den Winter über brauche ich eine Mütze”, dann könnte ich zu dem Schluss kommen, mir eine Mütze zu kaufen (oder nachzusehen, ob ich bereits eine habe) und diese dann im Winter zu tragen, ist das abwegig? Nein, aber man kann sowas natürlich noch besser regeln, dazu setzen wir uns jetzt mal mit den vier großen Mützenbereitstellern (19 ct pro Mützentragstunde) und einer christliberalen Regierung an einen Tisch und entwickeln folgendes:
Im Winter muss man eine Mütze tragen. Vereinfacht angenommen ist der Winter 6 Monate lang. Je 30 Tage und 24 Stunden. Darum muss man im Jahr 4320 Stunden eine Mütze tragen. Sollte man, wovon man zu diesem Zeitpunkt keinesfalls ausgehen kann, unvorhergesehenermaßen einige Winterstunden in Gebäuden verbringen und folglich auf die Mütze verzichten, ändert das natürlich nichts an der Notwendigkeit einer Mütze an 4320 Stunden im Jahr. Folglich muss die Mütze auch noch weitergetragen werden, sie war ja schließlich im Winter notwendig.
Zur Erklärung: weil man von einer 12-Jahre-Energielücke ausgeht (die Studie hat man sich schließlich was kosten lassen), sagt man, die Kraftwerke können noch solange laufen, bis sie die Energie produziert haben, die sie in 12 Jahren Volllast produzieren können. Wie lange muss jetzt Krümmel noch stillstehen, bis es 12 Jahre Volllast-Äquivalent produziert hat? Ahja, also ist die Energielücke mindestens 30 Jahre lang, oder? Wieso darf man das sorum nicht rechnen? Ich denke, das ist eine Brückentechnologie hier!
Ne, is schon klar, warum man das so regeln muss, denn würde man einfach sagen, bestehende Atomkraftwerke dürfen noch 12 Jahre lang laufen, dann müssen sie abgeschaltet werden, könnte das ja dazu führen, dass es ein Nachteil für Betreiber wäre, wenn ein schlecht gewartetes Kraftwerk in Zeiten von Energielücken ihre strategische Stopffunktion nicht übernehmen könnten, außerdem könnte es dazu führen, dass die Betreiber versuchen, viel Strom mit ihnen zu produzieren, solange sie noch dürfen, der könnte dann unangenehm günstig werden, als ob jemals jemand Atomstrom mit günstig in Verbindung gebracht hätte!

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Teilnahme am politischen Geschehen

29. Juni 2010 - 13:47 Uhr

Erstens: Die Wahl zum Bundespräsidenten. Meine Meinung ist hinreichend bekannt bzw. aus den vergangenen Beiträgen herauszulesen: es gehört mehr direkte Demokratie nach Deutschland, insbesondere ist dem sachfernen Parteigeklüngel nach Möglichkeit Einhalt zu gebieten, da dieses letztendlich nur zu Macht- und Pfründesicherung führt. Die Forderung nach mehr direkter Demokratie ist nicht per se als Allheilmittel zu verstehen, sondern möglicherweise nur als Krücke, um den Parteienunwuchs einzudämmen, denn auch Mehrheitsentscheidungen des Volkes sind nicht grundsätzlich gut oder richtig, allerdings besser legitimiert, Normenkontrollen werden auch dann wichtig und nötig sein.
Um Sachbezug und parteipolitisch belohnungsfernen Hergang der Kandidatenkür zu symbolisieren, ist Gauck zweifelsfrei die bessere Wahl, da ist es auch unentscheidend, dass er seitens der Opposition eine strategische Personalkür darstellt. Desweiteren würde ich mich einfach freuen, diesen eloquenten Mensch mit klaren Überzeugungen und einer faszinierender Vita an dieser wohlgehörten Stelle zu haben. Sein Gegner scheint mir – zugegeben, man kennt ihn hierzulande nicht wirklich gut – eher langweilig und unaufregend; um es neutraler zu formulieren: möglicherweise qualifiziert ihn seine Eigenschaft, ein erfahrener Politiker zu sein, der auf Polarisierung offenbar weitgehend verzichten zu können, für das angestrebte Amt. Übertriebene Rundheit ist allerdings zu nahe an Idealfreiheit. Zuletzt fehlt ihm eher – zumindest in dieser Personalkonstellation – der Nimbus des positiven Symbols für die Demokratie, den sein Gegner besitzt, dafür kann er zwar nichts, aber wenn nicht beim Bundespräsidenten, wo ist denn Symbolismus wichtig. Also:
( ) Wulff
(X) Gauck
( ) die eine Frau, die Gauck böserweise für den letzten Stasichef aber irgendwie die Stasi bzw. DDR für garnicht schlimm hält.

Zweitens: Volksentscheid Nichtraucherschutz. Nachdem ich nun sowohl das gültige Gesetz, als auch das vorgeschlagene gelesen habe, möchte ich – bekennender Gelegenheitsraucher mit Tendenz zum abstinenzprobenden Süchtling – wie folgt die wenigen für mich entscheidenden Punkte zusammenfassen:
– das Volksbegehren beseitigt die Möglichkeit, in Gaststätten und Discos Rauchernebenräume einzurichten vollständig,
– auch Festzelte werden ausnahmslos entwöhnt.
Ansonsten finde ich im Begehren keine nennenswerten Änderungen, vielleicht abgesehen von der Beseitigung der “Innovationsklausel” (offenbar sehen die Begehrenden nicht die Möglichkeit, dass beispielsweise ein technisch erzeugter Luftstrom die per definitionem passive Ausbreitung des Rauches zielgerichtet beeinflussen kann und dass es dadurch dem Nichtraucher möglicherweise besser ergehen könnte als auf der Terrasse, wo die Windrichtung weniger technisch bestimmt sein kann).
Ich muss zu dem Schluss kommen, dass ich das Begehren ablehnen muss. Zwar hätte ich gerne diese idiotosche vollkommene Ausnahme von Festzelten auch gerne aus dem Gesetz getilgt, denn auch hier wird man wohl erwarten dürfen, dass man sich um eine für beide Lager annehmbare Lösung bemüht, Machbarkeiten austestet und nicht alles mit einem vorgeschobenen Verweis auf “Bierzeltkultur” und “Probleme in der Umsetzung” wegwischt, denn genau das hat man dem normalen Wirt auch nicht gestattet, denn auch dieser fürchtet existentielle Ängste, die möglicherweise gerechtfertigter sind als die der Gelddruckmaschinen auf der Theresienwiese.
Trotzdem, dem werde ich nicht zu dem Preis folgen, die unversöhnliche Haltung der Initiatoren des Volksbegehrens zu stützen. Die Haupträume der Gaststätten, die Tanzflächen der Discos, alle öffentlichen Einrichtungen sowieso, Jugendeinrichtungen auch selbstverständlich, sind rauchfrei und das sollen sie auch bleiben (Einraumkneipen sind ein Problem, ok, aber auch dort muss man nicht hin). Jetzt im erneuten Anlauf alle miesen Raucher auf die Straße zu werfen zu versuchen, ist Revanche, sonst nichts. Auch ihr beseitigt nicht die Zigarettenautomaten, an denen – in Chip-Zeiten halt mit Mamis Ausweis – Jugendliche seit Jahrzehnten stressfrei an Kippen kommen (aber sie rauchen ja immerhin sozialfreundlich im Freien) und auch ihr macht keine Kohle locker für Aufklärungs- und Entwöhnungskampagnen, Sportförderung und was noch alles Gesellschaften suchtärmer macht.
Ich stimme – ohne es mir unnötig leicht zu machen – mit NEIN.

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Obama feuert MethChrystal

23. Juni 2010 - 23:16 Uhr

Manchmal ist es nur eine Schlagzeile.

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Kauder

14. Juni 2010 - 10:11 Uhr

Vom Herrn Volker Kauder konnte ich gestern ein Interview in der SZ lesen. Wochenendausgabe. Man sprach so über allerlei, aber vieles hat mich geärgert, weils irgendwie keinen Sinn ergibt.
So sprach man über Steuererhöhungen. Ich bin zwar selbst nicht entschlossen, ob es sowas braucht oder nicht, aber die Frage, warum man durch die “Einsparungen auf der Ausgabenseite” imzuge des Sparpakets der Bundesregierung – das er sofort auf “Zukunftspaket” berichtigen musste – einseitig die schwächeren sozialen Schichten belaste, etwa zu antworten, weil man im Koalitionsvertrag beschlossen habe, es gebe keine Steuererhöhungen, bringt inhaltlich überhauptnix, zeigt lediglich, dass man auch in Krisenzeiten grundsätzlich mehr geneigt ist, Parteipolitik und Klüngelbefriedigung zu betreiben, als sich mit den Problemen ernsthaft auseinanderzusetzen.
Auch sprach man über die Laufzeitverlängerungen. Sie würden kommen, auch wenn man sich noch nicht ganz einig sei, sagte er. Allerdings würden auf jeden Fall die Brennelementesteuern nur dann kommen, wenn auch die Laufzeiten verlängert würden. Argumentieren tat er damit, dass das ja sonst nur die Energiepreise hochtreiben würde. Ja, aber, sag ich da. Das Problem ist in diesem Themenkomplex ein ganz ein anderes. Diese Dinger spucken ständig monströse Gewinne aus und tun gleichzeitig so, als würde der Strom, den sie produzieren fast nix kosten. Die ganzen Kostenrisiken, die hinten dranhängen, trägt aber der Staat, da geht es im optimalsten Fall nur um wissenschaftliche Beobachtung über Jahrtausende (da kann man ja mal die Lohnkosten überschlagen und mit den Rücklagen der Betreiberfirmen vergleichen); wenn etwas mehr los ist, wird es gleich viel teurer (wer räumt denn die Asse aus?).
Wenn die ganzen Kosten am Staat hängen bleiben, dann verdient dieser auch die Gewinne, den Betreibern steht zu, was zum betreiben notwendig ist. Plus Trinkgeld. Eine Steigerung der “Erzeugungskosten” für Atomstrom würde diese Kosten also nur etwas näher an die Realität bringen.
Noch ein Thema war die Wehrpflicht. Sein wichtigstes Argument gegen Abschaffung war, dass dies das einzige Band sei, das die Gesellschaft mit dem Militär verbände. Außerdem benenne das Grundgesetz fast nur Rechte des Bürgers gegenüber dem Staat und die Wehrpflicht sei eine der wenigen aus fairnessgründen wichtigen Pflichten des Bürgers. Und wie schlimm es sei, das oben genannte Band nicht zu haben, habe man mehrmals in unserer Geschichte sehen können. Nein, Herr Kauder! Pflichten gegenüber dem Staat kann es nicht nur aus fairnessgründen geben. Der demokratische Staat versteht sich nicht als um seiner Selbst willen existent, sondern nur als Notlösung für bestimmte Probleme im Zusammenleben der Menschen. Seine einzige Aufgabe ist, dem Bürger zu dienen und er soll dazu lediglich vom Bürger verlangen, was für diese Aufgabe unumgänglich nötig ist. Im übrigen lief wohl die Wehrpflicht in unseren geschichtlich schwärzesten Zeiten am besten und man konnte schon wunderbar sympathiebildend im Kindesalter in der HJ gleichsam vorrekrutiert werden. Ich finde das trotzdem nicht erstrebenswert. In Ländern mit Berufsarmee geht es eben darum, deren Einsätze und Aufgaben in sachlichen öffentlichen Diskussionen festzulegen und kritisch zu beobachten, denn genau das schafft Rückhalt in der Bevölkerung.

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Ursula?

2. Juni 2010 - 13:47 Uhr

Wir wissen, dass sie unglücklich ist, seitdem sie nicht mehr Familienministerin sein darf, aber nachdem nun einer wegen mangelndem Amtsrespekt gegangen ist, geht schon wieder munter das Verräumen von verdienten Veteranen an (irgendsoein pseudogenialer Grottenolm hat ja auch schon dem Edmund seinen Hut in den, ähm, den, äh, Ring geworfen). Hat die Zensursula-Geschichte zwar gezeigt, dass sie offenbar nicht geeignet ist für Realpolitik (was für sie als Präsidentin sprechen würde), war sie damit gleichzeitig gefährlich nahe an den Grenzen der Verfassung (und das ist für mich eindeutig ein KO-Kriterium). Nein Ursel, nicht mit mir!
Wenn schon ne aktive Ministerin, dann doch lieber das Leuthäuschen, die wäre charakterlich befähigt. Aber mit ihr würde nunmal eine streitbare Liberale (im Justizressort dringend angeraten) aus dem Kabinett verschwinden, das würden einige nur zu gern sehen, ich nicht.
Schäuble gehörte zwar verräumt, aber ich möchte den ehemaligen Minister für Staatssicherheit nicht auch noch zum Präsi machen, wär schon irgendwie uncool.
Wie wärs denn mit Glos? Der redet nicht schnell, bei weitem nicht so kompliziert wie sein Vorgänger und außerdem könnte er sich nicht in Fakten verheddern, darauf hat man bei ihm eh aufgehört zu achten.

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Das Timing

1. Juni 2010 - 11:22 Uhr

15.4. 19:10 Der Beginn Das Timing. Ein gewisser Herr Bach hat einmal gesagt, es sei kein Geheimnis dahinter, man müsse nur die einzelnen Tasten zum richtigen Z22.4. 14:50eitpunkt drücken. Doch darum soll es ja garnicht gehen, denn, was er verschweigt bzw. voraussetzt, ist, dass das gesamte dann einem vorhandenen Masterplan folgt, einem bekannten. Doch was tut, wer planlos vor den Tasten sitzt und überlegt, wie’s weitergeht?
20.5.0 14:06 Diese Einleitun [sic] ist jetzt offiziell verkackt. Viel zu viel Musik-Allegorie, dafür aber die Unterstellung, dass auf jeden Fall ein Masterplan existiert, doch auch das ist nicht sicher.
Das Kernproblem besteht fort. Man befindet sich zu einem Zeitpunkt an einem Ort und möchte an einen, zu dem momentan kein sichtbarer Weg führt. Geht man nun zu dem Ort der so ähnlich ist, weil man ja sowieso schon nicht weiß, warum genau man zum anderen will oder schlägt man sich nach Gefühl in die erste Richtung durch.
19:30 Nein, das ist auch scheiße! Timing war schon das richtige, man muss es nur um Vokabeln wie Chance, Gelegenheit, Ausdauer, lanfristig und kurzfristig aufziehen. Dann noch Masterplan, Faustregel, Handlungsmaxime oder so.
Aber jetzt ist hier blöderweise das Buch voll. Naja, das gibt mir einen neuen Anfang.

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Vasektomie

31. Mai 2010 - 19:28 Uhr

Manchmal denke ich mir, es wäre sicher ein ganz netter Job, bei der dpa zu sitzen und mir Pressemitteilungen auszudenken. Das wäre insbesondere meist auch garnicht schwer, man müsste nur eine Begebenheit entwerfen und der Rest erledigt sich von allein, das läuft dann alles ab, wie eine Kettenreaktion. Falls man in Formulierungsnot gerät, kann man sogar auf feststehende Wortpaare zurückgreifen, die grundsätzlich greifen und unter vollständiger Abwesenheit von Neuigkeitswert auch Lapalien eine gewisse Tiefe verleihen können: Opposition – Rücktrittsvorwurf; PDS (passiv) – Kommunist; PDS (aktiv) – sozialfeindlich (insbesondere: Gysi: “hab ick doch schon immer jesagt”); Zentralrat der Juden – zutiefst beleidigt; SPD – Steuern rauf; FDP – Steuern runter; und so weiter.
Nur gelegentlich stelle ich fest, dass es mit meiner Phantasie einfach nicht weit genug her ist, wenn es ein Ölkonzern schafft, die Abdichtung eines Bohrlochs in allerbester Daily Soap-Manier von Tag zu Tag und Woche zu Woche zu verschleppen. Es ist tatsächlich beeindruckend, wie selbstverständlich man die Pläne A, B und C (oder sind wir schon weiter) seelenruhig durchnumerieren kann und angesichts eines Worst Case-Szenarios schlicht nicht auf die Idee kommen kann, zwei drei vier Pläne gleichzeitig zu verfolgen und vorzubereiten, wo doch inzwischen eh klar ist, dass man sich die Folgen schon nicht mehr leisten kann. Es würde sich kein ernsthafter Drehbuchautor so oft trauen, einen einzelnen Versuch zu versauen, dann zu sagen, den nächsten Versuch macht er erst in ner Woche und dann auch noch beim dritten Versuch den BP-Chef sowas sagen zu lassen wie “aber diesmal ohne Garantie…”. Außerdem, angeblich kann man Ölbohrlöcher dicht sprengen, ich habe allerdings noch nirgends gelesen, warum das hier nicht funktioniert. Einen Plan B hätte ich auch: in Dubai fahren doch diese Schiffe rum, die ganze Inseln aufschütten können und die können die sich sowieso nicht mehr so gut leisten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier mit Masse nichts erreichen kann!
Neuseeland liefert da schon lustigere Schlagzeilen, wenn der Ministerpräsident bei der Pressekonferenz von seiner Vasektomie erzählt. Endlich mal jemand, der die Wowereit-Schule für politische Themenschmiedung erfolgreich besucht hat! Tut (fast) keinem Weh, ist aber trotzdem ne Meldung wert.
Verschenkt hat, zumindest vermute ich das leider in dieser noch frühen Phase (ja, ich bin ein Stück weit ein Fan von ihm), allerdings Horst Köhler den Effekt seiner krassen Bombe. Der erste Rücktritt eines Bundespräsidenten! Krasse Nummer, nur leider wirkte er persönlich zu gekränkt, als dass er die (auch politische) Schlagkraft der Aktion noch für etwas benutzt hätte. Er hätte es spezieller mit einer Position verknüpfen können, anstatt vage mit dem “Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten”. Zugegeben, auch das könnte das politische Geschäft etwas verbessern, vielleicht nachhaltiger, als ich mir vorstellen kann, dann wäre es sehr sehr weise gewesen. Jedenfalls danke schonmal, ich denke, Sie schlafen heute gut, Herr Köhler!
Vielleicht lasse ich in nächster Zeit wieder häufiger von mir hören, wenn mein Land momentan so führungslos durch die Realität schippert. Allerdings verstehe ich auch nicht zu viel von Realität, werde aber weiterhin aufrichtig als heimlicher Präsident die Strippen ziehen – nur mit dem Samenleiterabknipsen warte ich noch ein wenig.

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Dein Arsch (Arbeitstitel)

4. April 2010 - 22:51 Uhr

Einem kreativen Hoch entsprang das erste Mal ein Songtext aus aneinandergruppierten Stereotypen, mit dem ich recht zufrieden bin; ich bezeichne ihn einfach mal als mein Erstlingswerk:

Schon wieder bist Du sauer auf mich,
warum das sein muss, das fragte ich Dich.
Doch diese Frage war nicht wirklich klug,
denn Antworten krieg ich genug.

Ich int’ressier mich nicht für Dich,
schau Dich nicht richtig an,
es gäbe keine Frage, die ich Dir beantworten kann.

Was war das gestern für ein Kleid,
kurz und eng, lang und weit?
Hat diese Strähne in ne andere Richtung gezeigt?

Wo hast Du diese kleine Narbe,
was ist Deine Augenfarbe?
Ich frage mich, muss ich das wirklich wissen.

Wenn man die Fragen nicht beantworten kann,
hat man ein ziemliches Problem als Mann.
Warum ich das nicht weiß, kann ich Dir erklärn
Du musst mir nur eine Minute zuhörn.

Ich schau Dir einfach auf den Arsch,
denn dann geht es mir gut,
wenn er beim Gehen seine liegenden Achten beschreibt,
dann muss ich sehn, wie er es tut.
Die Bewegung hält so viel Faszination bereit,
Denn die Backen wackeln mich in die Undendlichkeit.

Warst Du grade beim Friseur,
heißt der Franc oder Pierre?
Und nach welcher Frucht riecht Deine neue Spülung?

Trägst Du die Brille immer schon?
Ist das Kind da Dein Sohn,
Und ist er drei oder siebenundzwanzig?

Was Du denn beruflich machst,
acht bis vier oder nachts?
Kein Plan, ich weiß nur eines genau:

Ich schau Dir einfach auf den Arsch,
denn dann geht es mir gut,
wenn er beim Gehen seine liegenden Achten beschreibt,
dann muss ich sehn, wie er es tut.
Die Bewegung hält so viel Faszination bereit,
Denn die Backen wackeln mich in die Undendlichkeit.

Doch um eines, da muss mich keiner bitten,
wenn ich seh, dass Du sie zeigst,
weil Du Dich nach vorne neigst,
wenn ich weiß, dass Du’s nicht merkst,
weil Du Deine Nägel färbst,
wenn an einem langen Tag
ich sie einfach sehen mag
und beim warten auf den Bus
ich sie einfach sehen muss
dann schau ich, ja, dann schau ich,
dann schau ich Dir auf die – Uhr.

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Die Karwoche. Heute: Kardamom.

3. April 2010 - 04:27 Uhr

Kardamom, Eliachi [auf ayurvedisch], Elettaria cardamomum.
Kardamom ist eine stimulierende Pflanze, die das Gehirn, die Atemwege und das Verdauungssystem beruhigt. Ihre süße, wärmende Energie bringt dem Geist Freude und Klarheit und fördert insbesondere den Fluß von Prana, der Lebenskraft, durch den Körper. In Milch neutralisiert Kardamom die schleimbildenden Eigenschaften, in Kaffee entgiftet er das Koffein.
Eigenschaften: Kardamom ist ein Stimulans, ein Expektorans, ein Diaphoretikum und Aphrodisiakum. Seine Eigenschaften sind scharf und süß mit einer wärmenden, befeuchtenden Wirkung auf die Doshas. Kardamom fördert die Fett- und Stärkeverdauung, stimuliert die Milz und beruhigt einen sauren Magen und sauren Rückfluß. Zusammen mit einer Banane gegessen, unterdrückt er Erbrechen.
Indikation: Kardamom hilft bei Atemwegsbeschwerden wie Husten, Erkältungen, Bronchitis, Asthma und dem Verlust der Stimme. er unterstützt, das Verdauungssystem bei Erbrechen, Rülpsen und Indigestion. Seine stimulierenden Eigenschaften bringen geistige Klarheit und gute Laune.
Anwendung: Kardamom reduziert Kapha und Vata und stimulert Pitta.
Aufgrund seiner nervenberuhigenden Eigenschaften wirkt er ausgleichend auf einen flatterhaften hohen Vata-Zustand durch Entzünden von Agni (Feuer).
Kardamom entfernt überflüssigen Kapha-Schleim aus Magen und Lungen.
Basundi, eine Verdauungshilfe auf Milchbasis, ist gleichzeitig ein wohlschmeckender Nachtisch. Man benötigt dafür 2 Tassen Vollmilch, 2 Teelöffel Kardamompulver, 2 Eßlöffel gemahlene Mandeln und Pistazien, 1 Prise Safranpulver sowie Honig zum Abschmecken. Die Milch zum Kochen bringen. Köcheln lassen, bis die Flüssigkeit eindickt. Dabei gelegentlich umrühren, um ein Anbrennen zu verhindern. Kardamom, zerkleinerte Nüsse und etwas Honig zufügen. Unter Rühren weitere 1-2 Minuten kochen. Vom Herd nehmen und je nach Geschmack Honig zugeben. Vor dem Essen abkühlen lassen. Ausreichend für 2-3 Personen.
C. Norman Shealy: Die große Enzyklopädie der Heilkunde. Abteilung Ayurveda; Eintrag gekürzt wiedergegeben.

Hiermit endet nun auch die kulinarische Karwoche bzw. unser – ich möchte nicht versäumen, diese Zusammenstellung noch mit einem Wort in Zusammenhang zu bringen, wie es in ihrer unendlichen Weisheit nur die katholische Kirche prägen konnte und mir vor einiger Zeit beibrachte – Fastenbuffet.
Nachdem ich gerade eben Radio hörte wurde mir auch wieder bewusst, warum ich einst das erste Karwochenspecial brachte: weil es im gesamten berieselnden Kulturbereich ständig vom Ostersamstag die Rede ist. Das kratzt mich persönlich zwar nicht an meiner religiösen Überzeugung, ärgert mich aber als offenkundiges Zeichen von Ungebildetheit im Medienbereich. Und wieder einmal würde man lediglich als chronischer Nörgler hingestellt, wenn man auf sowas hinwiese.

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