Die Karwoche. Heute: Karotte.

2. April 2010 - 04:28 Uhr

Möhre, Karotte; Daucus carota.
Volkstümliche Namen: Mohrrübe, Gelbe Wurzel, Gelbe Rübe, Rüebli, Wulzel, Vogelnest.
Heilwirkung: Wurzeln: verdauungsfördernd, immunstärkend, antioxidativ, wurmtreibend; Blätter: wundheilend; Samen: entwässernd, Blut reinigend, Milch bildend bei stillenden Müttern, menstruations- und empfängnisfördernd.
Symbolische Bedeutung: Lichtbringer; Signatur der Liebesgötter, Mars und Venus; Königin Anna (England).
Plantetarische Zugehörigkeit: Merkur und Venus; Wurzel = Mars.

Die Möhre oder Karotte ist ein zweijähriger Doldenblüter, der im ersten Jahr seine Wurzel und seine Blattrosette ausbildet und die Kraft der Erde aufsaugt. Im zweiten Jahr wird er von kosmischen Lichtkräften erfasst, schießt in die Höhe und bildet eine fein gegliederte, weiß strahlende Dolde, die Käfern, Fliegen und kurzrüsseligen Insekten reichlich Nektar bietet. Charakteristisch bei der blühenden Pflanze ist das Vorhandensein einer einzigen purpurbraunen Blüte inmitten der weißen Dolde. Dawinistische Biologen können sich den Sinn dieser “Mohrenblüte” nicht erklären. In England nennt man die blühenden wilden Möhren, da sie wie sorgfältigt gehäkelte Spitzen aussehen, Queen Anne’s lace, also die “Spitzen der Königin Anna”. Die Mohrenblüte soll entstanden sein, als sich die gute Königin beim Spitzennähen in den Finger stach und ein Blutstropfen in die Mitte der Stickerei fiel. In den osteuropäischen Ländern hei0t die dunkle Blüte “der Mädchen ihre Schand” oder “Ehre des Mädchens”. Sie gilt als Signatur und deutet an, dass die Pflanze etwas mit Monatsblutung, fleischlichen Gelüsten und Fruchtbarkeit zu tun hat. In Siebenbürgen heißt es, dass das Fehlen oder die Größe des Blütenflecks mit Ehrbarkeit der Jungfrauen in Beziehung steht. Früher sei der Fleck größer gewesen, heute aber sei keine Scham mehr unter den jungen Leuten. Wenn eines Tages die Möhrenblüten überhaupt keinen Fleck mehr aufweisen, dann ist es nicht mehr lange bis zum Weltuntergang.
Während des Reifens der Samen zieht sich die Blütendolde vogelnestartig zusammen – daher der Name “Vogelnest”.
Die älteste Nachricht von der Möhre stammt aus Griechenland, wo die faserige, fingerdicke, weißliche Wurzel gelegentlich gekocht und gegessen wurde.
Ob die carvitas, deren Anbau Karl der Große auf seinen Ländereien befahl, oder das morkrud der heiligen Hildegard wirklich die Möhre war, ist ungewiss. Das slawisch-germanische Wort mohra hat lediglichdie Bedeutung von “essbarer Wurzel” und kann ebenso die Gelbe Rübe, die Pastinake wie auch die Zuckerwurzel (Sium siasarum) bezeichnen. Die knackige, orangefarbene Karotte, die heutzutage in unseren Gärten gezogen wird und die inzwischen weltwirtschaftliche Bedeutung erlangt hat, gab es damals noch nicht. Die gelbe, orangerote Mohrrübe wurde im 16. oder 17. Jahrhundert zuerst in den Niederlanden gezüchtet.
Besonders im Winter, wenn unser Körper unter “Lichthunger” leidet, tun uns die Gelben Rüben gut. Als das “Osloer Frühstück” – Haferflocken (über Nacht in Milch eingeweicht und mit etwas Rohrzucken gesüßt), denen man am Morgen frisch geraspelte Möhren hinzufügte – als obligate Schulspeisung eingeführt wurde, wurden die Kinder deutlich aufmerksamer und munterer.
Schon immer wurde die Möhre mit dem Geschlechtstrieb und der Empfängnis assoziiert. Das hat wohl weniger mit der phallusartigen Signatur der heutigen Gartenkarotte zu tun als mit den kosmischen Lichtkräften, die diese Pflanze zu vermitteln vermag. Wie uns die wahrhaft Sehenden mitteilen, sind wir selbst Lichtwesen, die sich , vom Feuer der Leidenschaft unserer Eltern angezogen, in einem materiellen Körper inkarnieren.
Der Renaissancebotaniker Hieronymus Bock (1539) lässt uns wissen, “die Rübsamenwurzel bekommt der Frucht im Mutterleib [macht fruchtbar], desgleichen all denen, so tröpffelecht harnen vnnd sonst im [Ehe]Werck unvermöglich [impotent] sind”. Wenn also Bugs Bunny, der freche, Möhren knabbernde Hase aus dem Cartoon, den lispelnden, unbedarften Sonntagsjäger Elmer Fudd neckend fragt: “What’s up, Doc?”, dann ist das eine Anspielung auf uralte Assoziationen: Hasen wie auch Möhren verkörpern seit eh und je sexuelle Potennz und Fruchtbarkeit. Moderne Phytochemiker sagen es auf ihre Art: Die Pflanze enthält Porphyrine, welche die Ausschüttung gonatotropher Hormone durch die Hypophyse anregen.
Wolf-Dieter Storl: Bekannte und vergessene Gemüse. Eintrag gekürzt wiedergegeben.

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Die Karwoche. Heute: Grünkern.

1. April 2010 - 04:29 Uhr

Fränkische Grünkerncreme Suppe
Zutaten:
36% Grünkernmehl, pflanzliches Fett, jodiertes Speisesalz, Weizenmehl, Hefeextrakt, Milchzucker, Milcheiweiß, Stärke, Lauch, Karotten, Fruchtzucker, Sellerie, Kräuter, Maltodextrin, Zitronensaftpulver, Kurkuma.
Unilever Deutschland

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Die Karwoche. Heute: karnemelk.

31. März 2010 - 04:30 Uhr

karnemelk, krachtens het Nederlandse Melkbesluit (Warenwet) van 1974 (gewijzigd in 1976) benaming uitsluitend voor gezuurde melk, waarvan het vetgehalte ten minste 0,40% en ten hoogste 1,0% en het gehalte aan melksuiker ten minste 3,0% bedraagt. In België geldt het K.B. van 31 maart 194, dat echter geen minimum vet- of melksuikergehalte vaststelt. Vroeger werd karnemelk verkregen bij de bereiding van boter als het produkt dat na het karnen overblijft; tegenwoordig wordt zij veelal bereid door het aanzuren van magere melk met een cultuur van melkzuurbacteriën onder toevoeging van melkvet. In beide gevallen is de voedingswaarde (zie bij *melk) hetzelfde.
Grote Winkler Prins – Encyclopedie in 25 Delen; Deel 12

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Die Karwoche. Heute: Karve.

30. März 2010 - 04:32 Uhr

Carum carvi L. Kümmel (syn. Echter Kümmel, Feldkümmel, Garbe, Gemeiner Kümmel, Gewöhnlicher Kümmel, Karbensamen, Karve, Kramkümmel, Wiesenkümmel.
Drogen: 1. Carvi fructus; Kümmelfrüchte, die getrockneten, reifen Früchte. Anwendung: dyspeptische Beschwerden im Magen- und Darmbereich, Blähungen, Völlegefühl, nervöse Herz-Magen-Beschwerden, Verdauunngsstörungen bei Säuglingen sowie in großen Mengen als Gewürz und in der Likörbereitung. Volkstümlich auch als milchförderndes Mittel (Lactagogum). Zur Teezubereitung verwendet man als Einzelgabe ca. 1,8 g (= 1/2 Teelöffel) frischangestoßene Droge.
2. Carvi aetheroleum; Kümmelöl, das aus den reifen Früchten gewonnene äther. Öl. Anwendung: analog Carvi fructus als Spasmolytikum bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich; Bestandteil entsprechender Arzneifertigpräparate.
Historisches: Der Gattungsname Carum ist vom arabischen karwija bzw. altdeutsch karvey abgeleitet. Er entspricht auch dem italienischen und französischen Namen für Kümmel. Dagegen ist das Wort Kümmel dem lateinischen cuminum entlehnt, das wiederum aus dem hebräischen kammon stammen soll.
Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen; Spektrum Verlag. Eintrag gekürzt wiedergegeben.

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Die Karwoche. Heute: Kartoffel.

29. März 2010 - 04:33 Uhr

Dieses Jahr möchte ich das Karwochen-Special (Vorgängermodell im Antiquariat betrachtbar) wieder auflegen. Diesmal soll es hauptsächlich um gängige Nahrungsmittel gehen, wenn auch die Artikelschwerpunkte meist nicht hierauf liegen. Die Auswahl ist so gehalten, dass sie auch als Anregung für eine kulinarische Karwoche dienen kann, auch wenn auf tatsächliche Rezepte hierzu verzichtet wird. Die Veröffentlichungszeiten an den einzelnen Tagen sind selbstverständlich mit dem Sonnenaufgang in Jerusalem synchronisiert; ich denke das ist der Rhythmus, der in diesem Zusammenhang angemessen ist.

Kartoffel, Solanum tuberosum. Die Kartoffel ist ein sehr altes indianisches Kulturgewächs. In den Andenländern diente sie vornehmlich als Nahrungsmittel; sie wurde aber auch als Medizin geschätzt. Bei Kopfschmerzen werden rohe Kartoffelscheiben auf die Stirn und auf die Schläfen gelegt, in Peru legt man sie auf Verbrennungen und rheumatische Stellen. Kartoffelbereitungen, z.B. Kartoffelwasser (ein Dekokt aus den Knollen), sollen auch bei der Höhenkrankheit helfen, von der man in den Anden nur allzuleicht befallen werden kann. Die Indianer benutzen auch das giftige Kraut der Kartoffel. Eine Blätterabkochung soll bei chronischer Bronchitis und Rheuma getrunken werden. Die frischen Blätter werden auch auf Hämorrhoiden aufgelegt. Ein Blütentee gilt als Heilmittel bei Brustbeschwerden. Die Kunana-Indianer aus Nordvenezuela versetzen ihr Badewasser mit Kartoffelkraut, um Malariaanfälle zu behandeln.
Als die Kartoffel durch die spanischen Konquistadores, um 1550, nach Europa eingeführt wurde, galt sie zunächst als Heilpflanze und Zaubermittel. Als Nahrungsquelle wurde sie erst spät akzeptiert. In der europäischen Zauberkunde diente die Kartoffel als Heilmittel bei Impotenz oder Frigidität, die durch bösen Zauber oder Hexerei verursacht wurden. Dazu wurden frische, rohe Kartoffeln auf einem Holzkohlenfeuer im Freien gegart und mitsamt der Schale gegessen. In der deutschen Volksheilkunde werden rohe Kartoffelscheiben als Auflage bei Entzündungen im Kopf, in der Brust oder an den Gliedern gebraucht. Rohe zerquetschte Kartoffeln werden auf Geschwüre gelegt. Roher Kartoffelsaft gilt als mildes Mittel, um Sodbrennen zu vermeiden. Bei den verschiedensten Leiden wird eine Kartoffelkur über mehere Tage empfohlen: Morgens Bratkartoffeln mit Kaffee, mittags und abends Kartoffelbrei. Weiterhin verwendet die Volksmedizin rohe Kartoffeln äußerlich gegen Gicht, Rheuma, Hexenschuß, Ischias, Verrenkungen, Magen-Darmkrämpfe, Schwellungen, Blutergüsse, Beulen und Nebenhöhlenkatarrh.
Christian Rätsch: Indianische Heilkräuter.

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Tropischer Frühling

28. März 2010 - 18:07 Uhr

19.3.10 20:38 Der Frühling, der auf sich warten lässt, man selbst in ohnmächtiger Hilflosigkeit der Ungewißheit anheimgegeben, ob er jemals eintreten möge, wo man ihn selbst nur an einem Zeichen festzumachten gewillt ist. Dass das eine, das einzige Blümchen, das man gepflanzt hat, sprieße, wachse und erblühe. Doch das ist mehr als ungewiß.
20:56 Möglicherweise ist es ja grundsätzlich unmöglich, das Pflänzchen überhaupt zum Erblühen zu bringen, weil die atmosphärischen Rahmenbedingungen für selbiges lediglich eine letztendlich tödliche Tortur darstellen. Falsche Erde, zu häufig und zu selten gegossen, optimaler Saaztzeitpunkt sowieso unbekannt; es wäre gleichsam ein Wunder, sollte überhauupt ein zarter Sproß den Weg durch die letalen Wirren des Erdreichs hinauf ans Tageslicht finden.
20.3.0 21:51 Alles was notwendig zu Belebung ist, kann gleichzeitig den Tod bedeuten. So kann das frische Beet dem Samen auch das kühle Grab bedeuten.
Und ist es möglich den ersten Sproß schon zu erkennen, ist die Verlustgefahr bei weitem nicht vorbei. Denn labt man sich im Geiste schon an den wohlgeformten und verheißungsvollen Knospen einer stabil gewachsenen Pflanze, verkennt man nur zu leicht die u26.3.0 20:56 “die u”?!nscheinbaren Signale der leidenden Tropenbewohnerin, die man in der nördlichen Kälte in ein Dahinsiechen gezwungen hat und die einem nur Mißmutig die gefühlskalten Knospen entgegenstreckt, die sich aber nicht freiwillig zu öffnen gedenkt.
Oder hat man doch geschafft, was man sich erhofft hatte und das faszinierende Wesen hat tatsächlich die Vorzüge des gemäßigten Klimas erkannt und sucht nun für sich Mittel und Wege, sich mit den Bedingungen zu arrangieren.
Jedenfalls musste es versucht werden, denn gelingt es, kann sie sich eines neuen Lebensraumes erfreuen, im Bewußtsein, gewissenhaft gehegt und gepflegt zu werden; man selbst darf sich dann an den allerschönsten Blüten erfreuen und dara, etwas unmögliches geschafft zu haben.

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Zitat des Zeitpunkts “Prüfung”

19. März 2010 - 11:34 Uhr

Wer die Fragen nicht beantwortet, hat die Prüfung bestanden.
Franz Kafka

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Presseschau

8. März 2010 - 02:36 Uhr

Es ist mal wieder Zeit, den Äther mit meiner Existenz zu belästigen, diesmal in Form eines Echos. Mir ist es nämlich in der verganenen Zeit über eine längere Phase nicht gelungen, meine Nachrichten zu lesen, weswegen auf ein Mal viele viele auf mich einprasseln mussten, wodurch auch die Zahl der interessanten steigt (leider natürlich auch die der uninteressanten). Jedenfalls denkt man sich dann an einem Tag zehnmal, dass man dazu auch was zu sagen hat. Dieser Tag war zwar nicht heute, trotzdem möchte ich das jetzt erledigen.

Fangen wir ganz leicht an: Die Vorratsdatenspeicherung ist weg. Juhuu! Das schlimme ist nur, es läuft wieder im inzwischen Üblichen Modus ab. Einst sagte man nach einem Verfassungsgerichtsurteil meist “sorry, das is wohl ein bisschen schief gelaufen”, inzwischen heißt es aber nur immer “oh mann, scheiße, wir werden alle sterben, was soll denn der scheiß, spinnt ihr, oder was” und man sucht (immerhin denkt man da das erste mal drüber nach, allerdings nicht substantiell) sofort nach einer umgehenden Lösung, die das gleiche kann, aber nicht verboten wird. Als einzige Hoffnung bleibt mir dabei, dass sie, weil sie nicht verboten wird vielleicht doch nicht das gleiche kann. Ok, das war jetzt vielleicht doch nicht so leicht.

Nächster Versuch: Konservative haben einen geringeren IQ. Ja, das kann ich bestätigen. Naja, nicht wissenschaftlich, aber ich habs halt schon immer gewusst. Sie sind deswegen konservativ und/oder religiös, weil sie nicht die Intelligenz haben, sich auf einer umstrittenen Position und in ungeklärtem Terrain sicher bewegen zu können und halten sich an altbewährtes. In diesem Zusammenhang muss ich nur noch rausfinden, wie ich meinen konservativen Kern so ummünzen kann, dass er nicht meine Intelligenz bedroht. Oder möchte ich das etwa doch? Denn die dummen, religiösen Konservativen haben nunmal laut der Studie auch mehr Geld und sind zufriedener. Da tut man sich also doch am leichtesten, wenn man dumm ist und sich dann der altbewährten Einbildung intelligent zu sein hingibt. So hat man Intelligenz und Sicherheit. Man muss nur schlau genug sein, sich nicht testen zu lassen. Aber wäre das nicht wieder ein Zeichen eines hohen IQ und würde einen wieder unglücklich machen, weil er ja niedrig sein muss, oder ist man dann doch froh, als intelligent zu gelten…

Ich versuchs nochmal: Surfverbot für Raubkopierer. Schon wieder so ein Grundrechts-, Kommunikations- und Internetdings. Und schon wieder merkwürdig. Das Copyright is ja sowieso etwas, wos schon lange Reformbedarf gibt, weils vielleicht noch nie ganz gepasst hat und man auch sieht, dass es nicht funktioniert, wenn die Technik mehr kann. Aber darum gehts garnicht. Verstörend ist für mich, dass die EU meint, man müsse darüber (also jetzt wieder über dieses Surfverbot) unter Ausschluß der Öffentlichkeit beraten, merkwürdigerweise dürfen aber Firmenkonsortien mithören, wenn sie Verschwiegenheit versprechen. Kann man eine Vorgehensweise konstruieren, die noch mehr nach Mauschelei aussehen würde? Verstörend aber auch noch was anderes. Nämlich der Inhalt selbst. Vielleicht habe ich ja doch falsche Vorstellungen darüber, was das Internet geworden ist, welche Bedeutung es in vielen Gesellschaftsbereichen hat und so weiter, aber irgendwie klingt mir “Surfverbot für Raubkopierer” nach “Beinamputation für Ladendiebe”, nur nicht so effektiv. Man möchte also Leute von einem Ort fernhalten, an dem sich inzwischen fast mehr gesellschaftliches Leben abspielt, als auf dem Bürgersteig, damit sie etwas nicht machen können, wofür sie diesen Bürgersteig zufällig benutzen müssen. Das klingt erstmal merkwürdig. Aber so schlimm ist es ja nicht, denn so hart es sein mag, was diese großen Experten sich da ausgedacht haben, es wird wahrscheinlich toll klappen. Ich erklärs mal mit einem Gleichnis: Da waren einmal drei Männer, denen der König verboten hatte zu telefonieren, weil sie für fremde Leute Pizzen bestellt hatten, die diese doch überhaupt nicht wollten. Der erste bat seine Schwester, ihm ihr Handy zu leihen, der zweite fragte seine Freundin, ob sie vielleicht das Telefon für die gemeinsame Wohnung anmelden wolle, der dritte ging in eine Telefonzelle. Und wenn sie nicht gestorben sind, ist die Pizza in 10 Minuten da.

Ich finde, das war jetzt doch recht einfach. Nur soll ich jetzt mit plumper Politik mit oder ohne Internetbezug weitermachen? Mit. Die United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) zensiert sich selbst. Aber es is ja auch echt doof, wenn man sich mal in deren Lage versetzt. Ständig versuchen offizielle Stellen wie diese mit immer neuen Studien zu untermauern, dass erstens alles Drogen sind, was man darunter verstehen will und zweitens genau diese die schlimmsten der Welt sind. Und immer wieder passiert es, dass diese Studien seltsamerweise was anderes aussagen, vielleicht sogar das Gegenteil. Na gut, manchmal passt die Aussage der Studie schon, aber dann schaffts wieder einer nachzuweisen, dass die Studie getürkt oder unwissenschaftlich war. Aber zurück zum aktuellen Fall. Der Mitarbeiter, der das Ergebnis der Studie geschickt bekommen hat, war wohl so ein Naivling, der denkt, wenn ein Ergebnis da ist, muss man es der Öffentlichkeit mitteilen. Also hat er es auf die Institutionsseite gestellt. Gottseidank hat sich irgendwann noch ein politisch versierterer Kollege die Sache angesehen und sofort dafür gesorgt, dass die Sache etwas bereinigt wurde, insbesondere die Passage entfernt, in der die Studie fälschlicherweise zu dem Ergebnis kommt, die strafrechtliche Verfolgung des Gebrauchs einer Rauschgiftsubstanz aus einer obskuren Faserpflanze habe keine verringernden Effekte auf die Zahl der Konsumenten, dafür vergrößernde auf die kriminellen Folgehandlungen der Delinquenten, bewirke dafür aber eine vollkommene Ausschaltung des Jugendschutzes und sorge, so gesundheitliche Schäden ausbleiben, wenigstens für gesellschaftliche Ausgrenzung durch die Bestrafung selbst. Lustigerweise – unsere Internetspezialisten von oben werden das ja wissen – gibt es diverse Server, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Seiten zu Archivieren, um sie auch dann noch betrachtbar zu halten, wenn sie im Original geändert wurden. Nun, beide Links, zur neuen und zur alten Seite finden sich auf der Seite des wunderbaren TAZ-Blogs zu solchen themen, den ich oben zitiere.

Und jetzt ohne Internetbezug: Ich verstehe nicht, dass Leute keine Bezüge herstellen können. Ich habe schon nicht verstanden, warum man sich über das lesen von fremden Emails in Grundsatzdiskussionen verstricken muss, wenn es ein Briefgeheimnis gibt. Kann einem tatsächlich diese Parallele entgehen? Und wie kann man etwas Online-Durchsuchung nennen und dann trotzdem übersehen, dass es schon etwas wie eine Hausdurchsuchung gibt, wobei der Unterschied nur ist, dass man durch ein Portal statt durch ein Port kommt und die Ordner schwerer zu tragen und aufwendiger zu kopieren sind? Und jetzt ratet mal, wer eine Online-Durchsuchung erlauben muss (Hinweis: die Hausdurchsuchung genehmigt ein Richter)? Diesmal ist den Leuten total entgangen, dass es eine Ähnlichkeit zwischen Parteispenden und Parteisponsoring geben könnte. Kann man ja auch mal übersehen. Um transparent zu machen, ob jemand versucht, eine Partei zu bestechen, müssen Spenden größer 10’000 Euro oder so spendernamentlich veröffentlicht werden. Das Gesetz hat man leichtfertig in einer Zeit gemacht, in der die Sache mit der Schweiz und Luxemburg noch einfacher war. Nur muss mans jetzt halt anders machen: man lässt sich nichts spenden, aber lässt sich halt was sponsern. “Du darfst mir zwar kein Geld geben, dass ich mir eins kaufen kann, dann gib mir halt einfach ein Bier AUS.” Das ist durchaus clever, schade aber, dass nie einer auf die Idee kommt, öfter als einmal zu behaupten, dass er der Meinung ist, dass das eine bösartige und keine blödartige Umgehung von Kontrollmechanismen war. Die scheinens auch nicht mehr nötig zu haben, denn nun hört man wieder, dass die Spender einer (wechselhaft) großen liberalen Partei erstaunlich oft die Entourage eines gewissen Außenministers, der Hotels voll cool findet, stellten.

Und jetzt was wirklich einfaches, da muss ich garnicht viel selber dazuerfinden, ich wollts nur erwähnen, weils mich fasziniert: Das Erdbeben in Chile verschob die Erdachse. Kurz und schmerzlos: beim Rütteln verschieben sich Massen richtung unten/innen, dadurch wird die Erde grundsätzlich mal schneller (man erinnere sich an den Eiskunstläufer, der sich auf dem Bürostuhl im Kreis dreht und, weil er die Möbel nicht mit den Kufen verkratzen will und die Ming-Vase nicht vom Beistelltisch schmeißen, Arme und Beine anzieht und dadurch so schnell wird, dass ihm dann schlecht wird und er blöderweise den Perserteppich vollkotzt. Ich glaub, dafür gabs ne Bronze-Medaille.) Und je nach Lage zum Äquator kann sich dadurch eben auch die Schieflage ändern. Toll.

Zum Schluß wirds nochmal kompliziert: Mir ist eine weitere Parallele aufgefallen, die allerdings – wie ich zugebe – diesmal nicht nötigerweise bemerkt hätte werden müssen/sollen. Diese Parallele betrifft “Sexualassistent” und “sexuelle Dienstleister”. Letzteres ist eine mit dem Tafeldienst vergleichbare Aufgabe, zu der man bisweilen im Odenwald-Internat eingeteilt werden kann, insbesondere wenn wichtige Gäste die Modellschule besuchen kommen. Seien wir froh, dass die Zeit offenbar reif war, das Thema (das erstaunlich weit verbreitet ist) endlich debattiert wird. Leider muss man bei solchen Themen immer auch hoffen, erstens, dass man überhaupt sinnvolle Schlüsse daraus zieht und ebensolche Maßnahmen ergreift (vor allem Bildungspolitiker zeichnen sich durch bemerkenswerte Idiotie aus, wenn es darum geht, geeignete Schritte für oder gegen etwas einzuleiten), zweitens, dass es nicht zu viele Unschuldige trifft. Nicht falsch verstehen, man sollte jeden dieser fiesen Wichser zur Rechenschaft ziehen, vor allem auch die, die gewußt und gedeckt haben, aber in solchen Zeiten ist es leicht mal möglich, gesteinigt zu werden, nur weil man als Sportlehrer dem Jungen mit dem gebrochenen Bein geholfen hat.
Die Sexualassistentin in dem anderern Artikel hingegen mass(turb)iert [schade, dass es nicht ganz hinhaut] auch Menschen, deren Zustimmung zum teil nicht ganz gesichert erscheint. Diese Menschen sind nämlich dement. Mit den aussetzenden Kontrollmechanismen verschwinden die Hemmungen und die Triebe schlagen teilweise ungefiltert durch, was Probleme verursacht, weil Opa zum Beispiel anfängt, ständig rumzugrapschen. Die Sexualassistentin lässt den Trieb sich abreagieren und er flammt weniger auf. Der Gedanke fühlt sich merkwürdig an, klingt aber ehrlich betrachtet doch logisch. Es gibt einfach immer wieder überraschende Berufsbilder.

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Großartig?

18. Februar 2010 - 14:53 Uhr

Lese ich heute, eine Studie habe ergeben, dass die Größenbezeichnungen auf Kondomverpackungen mutmaßlich Konsumenten zu falschen Käufen brächten. Das Problem bestehe darin, dass verstärkt zu große Überzüge erworben würden, was neben mangelndem Kopulationsgenuss (zusätzlich zu dem durch das von vornherein – möglicherweise keine glückliche Wortwahl – zu kleine Genital) auch Sicherheitsrisiken hinsichtlich der Funktionstüchtigkeit der Saftsperre beinhaltet. Irgendsoein Sachverständiger äußerte daraufhin, es könnte sinnvoll sein, die kleinste Größe als Large zu bezeichnen und die weitere Produktpallette mit Steigerungsformen zu bedenken.
Das liegt sicher auch im Sinne der Hersteller, da zuletzt die Umsätze in den Größen “mickrig”, “lächerliches Würstchen”, “bist du überhaupt ein Mann” und “früher hatten Grundschüler noch keinen Sex” stark eingebrochen waren. Um herauszufinden, ob die gekaufte Größe die richtige ist rät die BZgA: “Sollten sie sich nicht sicher sein, ob es so gedacht ist, das nach dem Abrollen übrige Material entweder um die Hüfte herum zu verknoten oder zur Sicherheitssteigerung über die Hoden durch die Poritze und den Rücken gespannt von hinten über den Kopf zu ziehen: es ist nicht so gedacht.”
Ich bin mir nicht sicher, ob die Umskalierung erfolgreich sein wird, oder ob sich der Penisneidige (möglicherweise unter vorgestellter Beobachtung) trotz durch Kauf verbriefbarer “Large”-Eigenschaft nicht – vor das Regal und damit die Wahl gestellt – doch wieder für “Giant” entscheiden würde. So wäre nach einer kurzen Übergangsphase wieder alles beim alten, außer dass ich mich unnötigerweise umgewöhnen musste, wo ich doch momentan höchstzufrieden bin, nachdem ich für mich die angenehm straff sitzende “Obelisk”-Größe entdeckt habe.

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Was ich nicht verstehe

4. Februar 2010 - 09:43 Uhr

Gestern habe ich noch genau gewusst, was ich nicht verstehe, es war etwas bedeutendes, möglicherweise, wie man denn glauben kann, es wäre eine günstige Sache, billig Strom zu produzieren, dessen Herstellungsrückstände man hunderttausende von Jahren überwachen muss (nachdem ich davon ausgehe, dass es nicht möglich ist, einen Ort zu finden, an dem er sicherlich über diesen Zeitraum ohne Außenwechselwirkung bleiben wird). Was ich auch nicht verstehe, ist dass das offenbar keiner bezahlen muss, den Müll zurückzuentsorgen, der zum Teil auch unter falscher Flagge “versuchsweise” nahezu unwiederbringlich dilettantischen Lagerbedingungen anheimgegeben wurde. Ich sehe ein, dass die Strafbarkeit solcher Dokumentenfälschungen – auch bei hochgefährlichem Giftmüll – irgendwann ausläuft, es kommt mir trotzdem recht merkwürdig vor, dass man die Rücknahme bzw. die Ungeschehenmachung objektiv unzulässiger Verschmutzungen nicht durchsetzen kann oder will. Kommt mir schon merkwürdig vor, wenn ich irgendwo meinen Dreck hinschmeiße, meinen Namen draufschreibe und – wenn er lange genug unbemerkt bleibt – mich hinstellen kann und sagen “ja, ist mein Müll, aber dein Problem”. Wie gesagt, das verstehe ich nicht.

Außerdem verstehe ich nicht, inwiefern es unheimlich wichtig für den Wirtschaftsstandort Deutschland und das gesamtökonomische Gefüge sein kann, genau Übernachtungen in Hotels steuerzubegünstigen. Ich komme da einfach nicht dahinter, warum genau das so entscheidendend ist. Einerseits kann man oft irgendwo recht günstig unterkommen, andererseits kann es unnötig teuer sein, auf Zeit irgendwo zu wohnen, das hängt aber kausal selten vom Steuersatz ab, was schon durch die Koexistenz der beiden Fälle bewiesen wird (es geht ja nur um eine nationale Betrachtung).
Sollte es darum gehen, den inländischen Tourismus zu unterstützen, so frage ich mich trotzdem, ob das das beste Mittel ist. Nachdem ich mich schon mit dem ersten Thema als Öko geoutet habe, kann ich hier einen Gegenvorschlag unterbreiten, der als Nebeneffekt heimischen Tourismus unterstützen könnte: die Besteuerung von Flugbenzin könnte den Trend zu Auslandsreisen etwas eindämmen, der schon seit Jahrzehnten in Deutschland mit den Möglichkeiten gewachsen ist.
Jedenfalls sinnvoller, als Adabsurdierung des ohnehin schon bedenkenswert unlogisch praktizierten Förderungssystems vermeintlich “grundversorgungs-“lastiger Produkte und Sparten mittels reduziertem Mehrwertsteuersatz. Man kann zwar streiten, ob ein Blumenstrauß nötiger ist als ein Hotelbesuch, aber an die Berechtigung von Lebensmitteln kommen beide nicht heran. Überlegenswert wäre – wenn überhaupt – eine Reduzierung des Satzes im Bereich der Gastronomie, indem man behauptet, es wäre einerseits real und andererseits nicht falsch, dass sich – auch im Bereich der Grundversorgung – der Schwerpunkt der Volksernhärung von der Heimzubereitung in richtung Gastronomie verschiebt, was gleichberechtigt bestehen solle und ja auch einer gewissen Wertschöpfung zugute komme. Ich würde es trotzdem nicht machen, weil ich es nach wie vor für Luxus halte und alle Reduzierungen vor allem denen nützen würde, bei denen entweder sehr viel schwarz oder dumping gearbeitet wird und die darüber hinaus das Volk nicht gerade gesund ernähren.

Weil ich das nicht verstehe, dachte ich mir, ich kümmere mich besser um Dinge, die man nicht verstehen muss, weil beide Ansichten erlaubt sind, das wollte ich – im speziellen – schon einige Tage tun, habe mich aber wieder daran erinnert, weil sich auch der lobenswerte Toblog mit der Steuersünder-CD-Problematik beschäftigt hat.
Jemand stiehlt (ich hoffe, das stimmt so) in einem befreundeten Land Daten, die unter dessen Rechtssystem geheim bleiben sollten und der deutsche Staat kauft sie, um mit den Informationen Unrechtmäßigkeiten bezüglich seines Rechtssystems aufzudecken und zu verfolgen. Mist, ich verstehe schon wieder was nicht. Keine Ahnung, wie es überhaupt dazu kommen kann, dass immer solche Mengen an Geld, die einer garnicht haben darf ohne im Inland Spuren zu hinterlassen (ich glaube, bei berechtigtem Verdacht auf Steuerhinterziehung in Deutschland, leistet die Schweiz sogar amtshilfe), ins Ausland gelangen. Läuft das alles mit dem ominösen Geldkoffer ab, den man auf Geschäftsreise in Zürich kurz mal in der Bank vorbeibringt?
Das ist aber nicht die Frage, insofern unwichtig, ob ich das verstehe oder nicht. Und ganz zu Anfang, ja, ich bin grundsätzlich mit dem Ergebnis schon einverstanden: der Fiskus besorgt sich Daten auf dessen Grundlage er viele Millionen ihm rechtmäßig zustehende Steuern einfordern kann und nötigen-/hoffenswertenfalls die Hinterzieher strafrechtlich belangen. Soweit sogut.
Aber er tut das irgendwie schon unter Störung des Rechtssystems eines anderen Staates. Für sowas muss man bilaterale Verträge aushandeln, Amtshilfeabkommen und so weiter. Zumindest muss das, was man dort tut auch im Inland erlaubt sein, auch da bin ich mir gerade nicht sicher, wobei das ja, wenn ich richtig informiert bin, nur bei der Strafsache wirklich wichtig ist, nicht bei dem Verwaltungsakt der Steuerforderung. Trotzdem gefährlich.
Am einfachsten wäre es natürlich, wenn es sich um einen Schurkenstaat handelte, in dem man sich die Daten beschaffen musste. Dort darf man relativ legitim geheim und illegal agieren – das ist quasi Grundannahme internationaler Diplomatiekultur – und müsste sich nur offiziell davon distanzieren, falls es zu einem Mißerfolg geriete, aber so war es nunmal nicht.
Ich bleibe in meiner Zwickmühle, glaube aber, wir könnten noch einige Probleme bei uns intelligenter lösen, bevor wir der Schweiz in zu vielen Punkten sagen, dass sie “unfair” ist.

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