Schreiben Ohne Promille

27. November 2009 - 18:11 Uhr

29.10.9 24:30 Das ist nun auch das erste Mal: ich schreibe an gegen die Nüchternheit. How come?
Ganz einfach: ich habe nichts zu trinken, obwohl ich mich auf einer Party befinde.
Zu viele Leute, zu wenig Zapfstellen.
Und heute bereue ich ausnahmsweise, nicht richtig vorgeglüht zu hab en. Diese Unsitte der abendländischen Jugendkultur wird vor dieser Szenerie lebensnotwendig.
Denn wer sich auf ein Besäufnis freut und nach Mitternacht immernoch ein klares Schriftbild produzieren kann, dessen Stimmung wird zwangsläufig kippen müssen. Und nur von seiner Persönlichkeit wird es wohl abhängen, wohinn [sic] er kippen wird.
Das klingt allerdings alles etwas düster. Zu düster vielleicht. Das Problem ist, ich bin zwar einerseits mit etwas Geduld ausgestattet, jedoch wurde diese vorhin auf eine harte Probe gestellt und reicht wohl momentan nicht mehr aus, mich durch eine Bierschlange zu warten, lediglich genügen würde sie wohl, abzuwarten, bis der Ansturm ein wenig versiegt. Aber das wird nie geschehen.
26:00 Sowohl hatte ich 5 min. später meine 2 – der Mensch denkt ja voraus – Bier, als auch der Satz vorhin Sinn ergeben hatte – aus demselben Grund. Vielleicht beweist sie ganze Chose (schreibt man das so?), dass die Entspannungstaktik, nein, die unaufgeregte Vorgehensweise die hilfreichste ist. Bzw. die erfolgversprechendste, das stimmt allerdings auch nicht. Die preis-leistungs-beste?
26:36 Ich trinke mich zur Selbstzufriedenheit. Interessanterweise ist das auch besser zu lesen. …und plötzlich ist alles sehr viel einfacher.

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Tierische Gedanken

26. November 2009 - 19:00 Uhr

Mit dem Titel bin ich nicht glücklich. Macht aber nix. Denn ist die Spinne an der Straßenlaterne glücklich? Keine Ahnung. Sie ist vielleicht genauso glücklich wie sonst einer möglicherweise nicht glücklich ist. Die pervertierte Dauerbeleuchtung beschert ihr einerseits einen guten Nitzplatz (das könnte eventuell sogar stimmen), andererseits eine garantiert kontinuierliche Nahrungszufuhr.
Einerseits gut, aber auch die arme Spinne wird so an einigen Wohlstandsgebrechen leiden. Fettsucht beispielsweise. Warum sollen denn Spinnen besser mit einem überausreichenden Nahrungsangebot klarkommen als wir? Auch sie wird sich wohl aus Langeweile vollfressen bis das Exoskelett spannt. Gelenkschmerzen und ein leidendes Immunsystem inklusive Zuckerkrankheit gehören folglich wohl zum guten Ton.
Zu allem Überfluss werden die in selbigem vorhandenen Augen des Tiers auch ihre liebe Not haben. Denn Iris- und Deckelfrei dürfen sie 24 Stunden am Tag ins Licht starren, das kann nicht gut für die Rezeptoren sein. Wir machen Spinnen also fett, ungesund und blind. Und sie freuen sich darüber. Manchmal ist die Welt schon merkwürdig.
Bemerkt habe ich auch vor Jahren, als ich im Flensburger Dom mit dem Chor unter anderem eine Bach-Motette sang, die Fledermäuse, die entzückt ihre Kreise in der Höhe der Gewölbe zogen. Entzückt stammt natürlich von mir, möglicherweise hat sie das ganz schön angekotzt, dass wir dort so einen Lärm machen, wo sie normalerweise in Ruhe wohnen können, dann und wann beweihräuchert, zur Feier des Tages.
Aber die Vorstellung gefiel mir. Der Raum war gefüllt mit wohlklingenden Harmonien, die ständig ein neues Klangbild eröffnete. Aktives Echolot war mutmaßlich überflüssig. Aber noch mehr. Könnte ein in seiner Wahrnehmung stark auf Geräusche und deren Echos zentriertes Wesen nicht Gefallen an einer so außergewöhnlichen Klang- und Echosituation finden? Ermöglicht die Fülle des Klangs den Tieren, den Raum in seiner Gesamtheit wahrzunehmen? Stellen harmonische Verbindungen das Sonar von schwarz-weiß auf psychedelisch? Ich fänds echt cool. Und wäre dann gern mal für ein Stündchen Fledermaus.

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Kleinigkeiten

26. November 2009 - 12:23 Uhr

11.9.9 23:37 Es sind schon wieder so ein paar Kleinigkeiten angefallen, von denen man entweder berichten oder über die man zu meditieren hat.
Mein Fahrrad beispielsweise hatte nun drei gebrochene Speichen, als ich es heute zum richten gab. Das ist erstmal eine Meldung.
Interessant wird dann die Frage, ob man das Rad (Bauteil) notdürftig nachspeichen und zentrieren lassen sollte, für etwa 30, 40 Euro, frisch auch befelgen, für etwa 100 mehr oder dem – wirklich ernstzunehmendden – Rat des Fachmannes “Verabschieden Sie sich von Ihrem Rad” folgen sollte. Denn er hat recht, der Schritt zu einem Neurad, das sich mittels der noch vorhandenen Spezialteile aufwerten ließe, wäre tatsächlich nicht mehr weit; und jede weitere konservatorische Investition somit möglicherweise fehl.
Eine wichtigere Kleinigkeit scheint mir aber aktuell, mal wieder eine Grenze auszuloten. Und zwar die zwischen anarchisch-satirisch harmlosem Unfug und verwerflich-verbrecherischen Gesetzesübertretungen. Wobei die zweite Hälfte nicht wirklich treffend formuliert ist.
12.9.9 21:32 Beispielsweise, darf man sich, während man etwas tut, was offensichtlich nicht den Normen entspricht oder vielleicht sogar irgendwie verboten ist, darauf berufen, man betreibe eine Art zivilen Ungehorsam, vielleicht nicht bezüglich eines zugrunde liegenden ausgezeichneten Ideals, sondern eher einer kategorischen Nichtigkeit. Darf man etwas tun, was man tun sollen fürfte, nicht darf, aber will.
25:55 Ist es ein gerechtfertigter Hinweis auf die Nachlässigkeit eines anderen, ihn durch ein harmloses Eigentumsdelikt mäßig schmerzlich auf selbige aufmerksam zu machen?
Nehmen wir als Beispiel doch einfach den Bierkasten im unabgeschlossenen Kofferraum. Und um das ganze zu verschärfen könnte dieser noch dazu offenstehen.
Diesen mitzunehmen richtet sicherlich keinen ernsten Schaden an. Es zu tun ist allerdings für den Täter ein deutlicher Schritt. Ein Bekenntnis (wie schreibt man das denn?) zu prinzipienfeinlichem Verhalten. Es ist definitiv eine Übertretung.
Darf er sich nun für seine Übertretung einen neuen prinzipiösen Überbau mittels messianisch-erzieherischer Umdeutung schaffen?

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Warum ich fast in der Tinte saß

23. Oktober 2009 - 00:54 Uhr

…ist ja eigentlich klar: weil sie kurz davor war, von meinem Schreibtisch auf meinen Stuhl zu laufen, den ich zu diesem Zeitpunkt – übrigens auch jetzt – besaß/itze.
Nun, wie kam es dazu? Ich wollte etwas ausdrucken. Leider kommt jetzt keine Geschichte über eine spektakuläre Explosion aufgrund einer gigantischen Spannungsspitze, die mein selbstgebauter Frohsinnsstromgenerator entzückt durch die Steckdose blies, als ich gerade den glücklichsten Moment meines bisherigen Lebens durchlebte, in dem die tobenden Massen meine Weisheit preisen, weil meine Gedanken die Welt gerettet (nicht so ein popliges ich sprenge einen Asteroiden, sondern ein geniales ich habe alle Menschheitsprobleme gelöst) und in ein völlig idealanarchistisches Utopia überführt habe, in der ich der unangefochtene Alleinherrscher bin, und gebannt meinen neuesten Verkündungen lauschen, während mir aus umfassendster Selbstverständlichkeit die schönsten Frauen dieser Welt sexuelle Gefälligkeiten erweisen, während ich meinen Geist in Diskussionen mit den klügsten Köpfen der Welt angenehm stimuliere. Außerdem ich ständig aufs feinste mit unterschiedlichsten Genußmitteln versorgt werde, mit derer virtuosen Kombination ich ausdauernd jeden möglichen Gemütszustand herzustellen und zu intensivieren verstehe.
Sondern eine Erzählung, die mich in unvorteilhaftester Weise mehrmals Fehler begehen lässt, die mein durchdringender Intellekt gepaart mit der sexy naturwissenschaftlichen Bildung, hätte kommen sehen müssen.
Meine schwarze Tinte war leer. Der kluge Mensch baut vor und hat noch eine Wechselpatrone im Regal hinter sich. Dort ist sie immernoch, das ist aber eine andere Geschichte, außerdem wurde mir das erst Stunden später durch Zufall klar. Ich griff sie mir also, packte sie aus. Richtig geübte Handgriffe, eine echte Augenweide, mir zuzusehen, selbst von meiner Position aus. Drucker auf, Leere raus. Neue rein. Nein.
Merkwürdigerweise passt sie nicht. Also fast. Sie ist genauso breit, lang und tief. Nur ein wenig anders geformt an der Stelle, wo meine diese coole blinkende LED haben, die irgendwas mit dem Füllstand macht; ich denke mangelnden anzeigen. Die einzig gute Wendung in dieser Geschichte: dafür kann ich jetzt nichts. Es war kein Fehlkauf, sondern eine übrige Patrone eines inzwischen ausgemusterten Druckers, der ein Vorgängermodell meines Druckers ist, weswegen ich sie damals an mich genommen hatte, um bei Gelegenheit zu überprüfen, ob sie passt.
Offenbar war die Gelegenheit günstig, denn sie war gerade eingetreten, allerdings mit negativem Ergebnis. Ich hätte sie ja sowieso ungern weggeschmissen, aber die Tatsache, dass ich über die unpassende Patrone der Meinung war, sie sei es gewesen, die mich in der Vergangenheit glauben machte, ich hätte noch eine passende Ersatzpatrone, ließ mich meinen Intellekt befragen, was denn nun zu tun sei.
Der meinte irgendwas wie, wenn man eine Patrone nachfüllen kann, dann kann man eine Patrone auch entleeren und wenn man das kann, dann kann man eine auch nachfüllen, außerdem, schau mal, das sieht sogar so aus, als wären da zwei Stutzen dran, die dafür gedacht sind.
Ich nahm also sowohl mein Fahrad als auch meinen Weg zur Apotheke. Dort kaufte ich mir eine Einwegspritze und eine dünne Kanüle und da ich weder meine Arme eingebunden, noch über das übliche Maß hinausgehend dunkle Augenringe hatte und zusätzlich vor lauter Peinlichkeit irgendwelche Dinge über meinen Drucker faselte, bekam ich diese auch ohne besonderes Aufsehen für 30 Cent. Ich nahm also die Spritze und die Kanüle und mein Rad und meinen Weg… Nur eines nahm ich nicht; das freundliche Angebot an, mir einen Kassenzettel zu geben. Das sollte mir aber auch bis jetzt noch nicht zum Nachteil gereichen.
Auch wenn es langsam ermüdend wird, nahm ich außerdem noch ein Blatt Küchenrolle aus der Küche mit zum Ort des Geschehens, denn noch dachte ich, die Angelegenheit durchaus unter Kontrolle zu haben.
Wir bereiten also erstmal die volle Patrone vor, wie kommt man da rein? Hm dieser Stutzel im Reservoir scheint nicht so gemachte zu sein, als kriegte man den je wieder auf, der im Wattebauschteil bringt eigentlich nix. Is ja eh egal, wir punktieren einfach das Reservoir durch das Plastik mit einem Nagel und haben einen wunderschönen Kanülenkanal. Das ging auch wirklich gut. Durch den Druck auf den Tank kam auch nur ein ganz kleiner Tropfen aus dem ja vorhin schon geöffneten Flansch, der üblicherweise den Drucker mit Tinte versorgt. Nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste. Bin ja auch schon durch.
Jetzt die leere Patrone wieder aus dem Drucker und das Etikett abgepopelt, weil sich darunter ja wieder dieser merkwürdige unstutzelige Stutzel befindet. Naja, sieht nicht so aus, als würde es sich darüber machen lassen, also im Befüllfall wohl doch eher durch das Wattezeug durch.
Den Blick zum Tintenspender zurückgewandt, musste ich feststellen, dass der kleine Tropfentintenfleck inzwischen Majestätische Ausmaße angenommen hatte. Der Intellekt meinte dazu, mist, hats jetzt doch eine Tintenbrücke über das Alufetzelchen geschafft, auf dem der Stutzel aufliegt, und die Saugwirkung der Küchenrolle battelt jetzt gegen die der Watte und gewann wohl etwas an Boden. Kein Grund zur Panik.
Nunja, der Intellekt revidierte seine Meinung, als unser Blick auf den Füllstand im Reservoir fiel: halb voll, sinkend. Achja, Unterdruck hält Flüssigkeiten in unten offenen Gefäßen. Löcher oben sind natürliche Feinde dieses Unterdruckes. Wir sollten zumindest doch ein wenig in Panik geraten und das Gefäß in eine Lage bringen, in der beide Öffnungen über dem Flüssigkeitsspiegel liegen.
Etwa fünf Mililiter ließen sich noch retten, der Rest – ich hätte nicht geglaubt, was das in Form einer hartneckig färbenden Flüssigkeit auf einer ebenen Fläche, deren Farbe eigentlich keiner Änderung bedurfte, in Verbindung mit einem kapillar überforderten Zellstoffprodukt für eine Menge ist – wurde in seiner Fortbewegung von mir ständig mißtrauisch beäugt, während allerdings meine Reaktionsmöglichkeiten stark eingeschränkt waren, da meine Hände auch eher als epidemische Verbreiter der Verschmutzung dienen würden und außerdem vollauf damit beschäftigt waren, die Tintenpatronen in brauchbare Positionen zu balancieren und auf mehrere Etappen den Inhalt aus dem Reservoir der einen (was übrigens mit einer engen Kanüle auch erstaunlich lange dauert) in die andere zu transferieren. Das diese sich etwas sträubte, weil sie kein so komfortables Luftloch erhalten hatte, überraschte mich nicht (immerhin!), trotzdem bedurfte es einiger Versuche, bis es gelang, alle beteiligten Gegenstände und Gliedmaßen in befüllgeeignete Koordination zu versetzen.
Überflüssig zu erwähnen, dass trotz großzügigen Einsatzes von Waschbenzin (auch hier kein Nebenplot mit Knalleffekt) der genaue Ort des Geschehens auch von einem Laien (egal auf welchem Gebiet) ohne Probleme gefunden werden kann, ohne danach gesucht zu haben.
Immerhin, meine fünf Seiten sind jetzt gedruckt.

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Schreib mal wieder

21. Oktober 2009 - 22:03 Uhr

Ich glaube, heute nacht hat mich ein Traum dazu aufgefordert, mich mal wieder mit meiner Internetseite zu befassen. Ich weiß es nicht mehr genau wie es war und habe natürlich auch den Fehler gemacht, bis heute Abend zu warten, bis ich wieder drüber nachdachte:
Ich habe eine gute schon länger nicht mehr gesehene Freundin getroffen, zufällig. Dann kam der Wink mit dem Zaunpfahl, sie hat mir von ihrer Internetseite erzählt, die irgendwie etwas oldschool geraten sei (naja, wie sie das auch immer hingekriegt hat, dass ich die während des Gesprächs ohne Hilfsmittel sehen konnte, immerhin war sie schöner als meine, o Wunder!), und sie müsste irgendwie noch etwas nachbessern aber soweit so gut. Ich bin dann auch gleich weitergegangen, denn ich musste aufs Klo (warum sie mit ihrem Freund an dieser schrecklichen Bar saß, die direkt am Gang zum Klo ist und da so Baustellenzäune oder sowas in der Art in der Nähe standen, weiß ich auch nicht). Jedenfalls solle ich doch mein Büchlein aus der Arschtasche nehmen, da das selbigem nicht gerade schmeichelt oder so. Das wars dann auch schon.
Dass es irgendwie um das hier geht, wurde mir schon klar mit “Internetseite” und “Büchlein”. Aber cool wäre schon gewesen, wenn mir noch gesagt worden wäre, was ich schreiben soll. Da fällt mir ein, ich sollte in mein Büchlein schaun, ob da noch was zum abtippen ist, vielleicht war da also doch noch ein Hinweis mehr als ich dachte. Also doch nicht das Büchlein entfernen, sondern nur aus der Tasche herausnehmen… Wir werden sehen. Morgen oder übermorgen, oder zumindest irgendwann.

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St. Perlachin

29. September 2009 - 17:09 Uhr

Heute hab ichs doch mal wieder geschafft, zur Feier meines Namenspatronen an den wunderschönen Rathausplatz zu gehen und der dortigen Zeremonie beizuwohnen. Glücklicherweise waren diese geschwürverursachenden selbsternannten Zeremonienmeister eines lokalen Radiosenders mit den angeblich besten Hits aus so manchem Jahrzehnt und einer subjektiven Gegenwart nicht anwesend, was wiederum versprach, dass die Veranstaltung in unaufgeblasener Beschaulichkeit und Tradition ablaufen könnte.
Einen Schock verlebte ich erst, als ich dann zum Turm hinaufblickte und – von seitlich kommend – keinen Blumenkranz um das bewußte Fenster vorfand. Haben diese Idioten tatsächlich den eigentlichen Feiertag zugunsten einer (nichtmal ernsthaft als kommerziell zu bezeichnenden) Wochenendbedeppung wegrationalisiert?
Nein, pflichtschuldig führen sie auch am 29.9. um 12:00 h das Prozedere aus. Aber eben nur pflichtschuldig!
Mir dieser inflationären Pseudo-Event-Wochenendfüll-Spaß-Bedeppung bedient man nur die Geltungssucht dieses oben genannten Hörfunkunternehmens und so eines regionalen, täglich erscheinenden Printmediums. Zugegeben, das schadet noch keinem und ist noch kein Grund sich ernsthaft drüber aufzuregen, zumal so vielleicht auch mal noch ein schulpflichtiges Kind in den Genuß einer 12 Uhr-Vorstellung zu kommmen die Möglichkeit hat. Vor allem der Kinder wegen, ist dieses Schauspiel ja so schön. Und wenn einer meint, um so eine kurzszenische Nichtigkeit ein tagelanges Event entspinnen zu müssen, bitteschön!
Aber dann dem eigentlichen Feiertag noch mit der ihm zugedachten Blumenbekränzung die letzte Würde zu nehmen (die großspurig am Wochenende vorhandene “Sicherheitsabsperrung”, die die Kinder vor der Straßenbahn schützt oder umgekehrt, war trotz Vorstellung auch nicht mehr da, genausowenig – leider – wie ein Heliumballonverkäufer), zeugt von einer unsäglichen und völlig maßbefreiten Kulturignoranz aller Beteiligten, denn allein diese Kleinigkeit hätte über den Irrsinn am Wochenende hinwegtrösten können, ihre Abwesenheit potenziert die verheerende Wirkung.

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Der Becher

15. September 2009 - 15:03 Uhr

Ich war letztens auf einer Party. Und zu Beginn habe ich einen oder mehrere Becher Wasser getrunken. Handelsüblicher Plastikbecher. Während des Trinkens musste ich feststellen, dass sich mein Becher komisch verhielt, jedenfalls nicht so wie ich es erwartet hatte. Er erfüllte – um das vorwegzunehmen – seine Aufgabe als Becher voll und ganz.
Aber er bounzte, er federte in sich, wenn man ihn in der Vertikale bewegte, genauergesagt der Boden federte, und das über ein sehr breites Füllstandsspektrum. Das war mir vorher noch nie aufgefallen bei solchen Bechern. Ich überprüfte gleich noch den Becher eines Mitbecherers und stellte fest, dass nur mein Becher diese Eigenschaft besaß.
Ich stieg dann auf Bier um. Dann stieg ich auf Wein um und fand meinen Becher glücklicherweise noch an dem Ort vor, an dem ich ihn zurückgelassen hatte. Somit konnte ich die Versuchsreihe gleich fortführen und Vergleiche mit allen anderen Bechern, die so in Benutzung waren, anstellen. Es war nur meiner der Bounz-Becher.
Etwas später ereignete es sich, dass mein zu diesem Zeitpunkt unbeaufsichtigter Becher bei einer Ordnungsaktion entsorgt wurde. Das war natürlich traurig, trotzdem benutzte ich einfach einen neuen. Einen normalen.
Ich hatte mich schon damit abgefunden, als das Schicksal nochmal eine elegante Wendung vollführte. Mir war jedenfalls danach, vor dem nächsten Becher Wein noch einen Becher Wasser zu trinken. Nichts besonderes an sich, auch nicht anspruchsvoll, man muss sich schließlich nur etwas anderes einschenken (ich befand mich im Ein-Becher-System).
Fortuna allerdings sorgte dafür, dass mir nochmal Wein nachgeschenkt wurde, bevor ich das verhindern konnte. Naja, ehrlich gesagt bin ich mir nicht mehr sicher, ob sie wirklich Fortuna hieß.
Auch das nahm ich einmütig hin, wie den Verlust des Bechers vorhin. Wie die Entscheidung für den neuen Becher, deuchte mir unter diesen Voraussetzungen am sinnvollsten der Umstieg aufs Zwei-Becher-System, das bis dahin nicht nötig war. Ich ging also los, mir fürs Wasser einen neuen Becher vom Stapel zu nehmen. Es war ein Bounz-Becher.

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Unkommunikativ

14. September 2009 - 15:22 Uhr

29.8. 18:37 Rathausplatz Einfachheit. Kommunikation. Schwer in Einklang zu bringen. Sagen wir so, ich weiß es nicht, ob es einfach ist. Ich habe offenbar manchmal Probleme damit. Ich weiß allerdings leider auch nicht genau warum.
Nicht, dass ich jetzt behaupten würde, dass ich Probleme damit hätte, zu kommunitieren. Das fällt mir meist garnicht schwer. Und es geht auch nicht darum, dass mir manchmal bestimmte Worte fehlen, auf die ich einen Satz anfangs ausgelegt hatte, denn oft finde ich wenigstens noch rechtzeitig eine Umwegskonstruktion, die das ganze noch retten kann; noch dazu kann man im schriftlichen Fall meistens lange genug warten, dass es einem doch noch einfällt – oder man manchmal feststellt, dass es das gesuchte Wort so nicht gibt und man mehr der Idee eines Wortes oder Wortfeldes verfallen war.
Das bringt mich nun schon näher ans eigentliche Problem: Ist präzise einfach, ist einfach präzise und ist überhaupt präzise präzise? Und was, wenn man nicht wirklich präzise sein will, wie exakt kann man einzelne Bedeutungen ausschließen, andere aber zulassen, ohne dass die Einfachheit leidet? Und wie viel Bedeutungsvielfalt darf man umgekehrt in fremde Sätze hineininterprätieren, wie stark ist das Vordergründige zu bewerten?
~19:03 sonnenbedingt Rathausportal Das alles ist in laufenden Unterhaltungen seltener ein Problem, denn einerseits schrumpft in Echtzeit meist die Hintergründigkeit auf ein leicht verständliches Maß, zumal man auch noch zusätzliche Parameter fürs Verständnis dazugeliefert bekommt.
Doch je wichtiger für mich die Inhalte werden, umso größer werden für mich die Probleme, besonders dann, wenn ich an einer freien Kommunikation gehindert werde. Hinderungsgründe sind beispielsweise der Mangel an Zeit oder Gelegenheit fürs Thema, schlimmer noch, keine Möglichkeit, es offen zu behandeln oder – bei nicht-mündlicher Kommunikation – lange Zwischenzeiten im Dialog.
8.9.9 20:39 Weil dann fange ich irgendwann an, die Zwischenzeiten mit einer möglichen Funktion zu versehen.
11.9.9 20:44 Jaja, und denke drüber nach, ob der andere vielleicht garnicht mit mir reden will und fange an, Beweise dafür zu suchen. Vornehmlich in den letzten Unterhaltungen. Da wird dann jedes Wort mit einer Zweit- und Drittbedeutung aufgeladen. Da wird aus einer belanglosen Bemerkung meinerseits prötzlich eine fiese Beleidigung – eine ungewollte dieses Mal. Und in genauso unschuldigen Sätzen tut auch mein Gegenüber seinen Unmut kund über meine ganze Art und alles, was in unserer gemeinsamen Zeit so war und kündigt mir regelrecht die Freundschaft.
Dass mir das während des Gesprächs nicht aufgefallen ist! Das hätt ich doch merken müssen und außerdem waren die Zeichen die ganze letzte Zeit doch überdeutlich!
Naja, um das zu Ende zu führen, habe ich mir wohl einen von der Gesellschaft unaghängigen Gesprächs- und Kommunikationscodex gebastelt, nach dem sich zu verhalten ich offenbar auch von anderen ungerechtfertigterweise erwarte. Insbesondere haben Paussen eine starke Bedeutung, die andere nicht zu teilen scheinen (ich glaub manchmal auch nicht) und deren Auftreten mich immernoch regelmäßig in Verwirrung und Verzweiflung stürzt.
Von wegen lernfähig!

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kleines Protokoll

13. September 2009 - 14:38 Uhr

24.8.9 19:37 Ich muss jetzt mal was aufschreiben. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaub, ich mag sie nicht. Drei Pärchen im Biergarten plus 3-4 Kinder und ein hässlicher Hund mit soner verschrumpelten Boxnase- Nicht zu vergessen das Au-pair-Mädchen aus dem Osten, das immer großspurig auf Englisch herumgescheucht wird. Wobei herumbescheucht schon etwas hart ist. Es ist ja normal, dass das Mödchen die Kinder am Spielplatz beaufsichtigt, während die anderen beim Bier sitzen. Das sieht nur von außen immer ein bisschen doof aus.
Naja, das ist ja auch nicht das, was mich stört, es ist das ganze Gehabe, das Gelaber, die Optik.
Jetzt stell ich fest, es ist ein Mann zuviel da. Ich hab in diesem Einheitslook zwei Männer für einen gezählt. Was daran noch lustiger ist, ist die Tatsache, dass das Au-Pair eigentlich die Freundin von dem Überzähligen ist. Ein Küsschen auf die Glatze dieses glücklich klugscheißenden Vaters hats verraten. Lustig genug ist eine Liaison, in der man die Geliebte für ein Au-Pair halten kann. Allerliebst. Er hat ihr auch keinen Platz gemacht, als sie sich hinsetzen wollte, das mussten die Freunde auf der [Bank] gegenüber machen. Und als der kleine Windelscheißer wieder losrannte: kein Zucken. Sie muss hinterher.

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Positive Umdeutung

12. September 2009 - 14:38 Uhr

Mir wurde letztens nahegelegt, als ich mich mal wieder über den traurigen Verlust der einzigen Baseball-Cap, die ich jemals mochte, der sich auf der Fähre im Mittelmeer zu Zeiten der Abifahrt ereignete, mir vorzustellen, dass da dieser arme afrikanische Junge am der Küste sitzt und sich auch tierisch über die Rockport-Cap freut, weil sie so wunderschön ist, und das Schicksal sie ihm gebracht hat.
Das will ich versuchen.

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