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Die Karwoche. Heute: Kartoffel.

29. März 2010 - 04:33 Uhr

Dieses Jahr möchte ich das Karwochen-Special (Vorgängermodell im Antiquariat betrachtbar) wieder auflegen. Diesmal soll es hauptsächlich um gängige Nahrungsmittel gehen, wenn auch die Artikelschwerpunkte meist nicht hierauf liegen. Die Auswahl ist so gehalten, dass sie auch als Anregung für eine kulinarische Karwoche dienen kann, auch wenn auf tatsächliche Rezepte hierzu verzichtet wird. Die Veröffentlichungszeiten an den einzelnen Tagen sind selbstverständlich mit dem Sonnenaufgang in Jerusalem synchronisiert; ich denke das ist der Rhythmus, der in diesem Zusammenhang angemessen ist.

Kartoffel, Solanum tuberosum. Die Kartoffel ist ein sehr altes indianisches Kulturgewächs. In den Andenländern diente sie vornehmlich als Nahrungsmittel; sie wurde aber auch als Medizin geschätzt. Bei Kopfschmerzen werden rohe Kartoffelscheiben auf die Stirn und auf die Schläfen gelegt, in Peru legt man sie auf Verbrennungen und rheumatische Stellen. Kartoffelbereitungen, z.B. Kartoffelwasser (ein Dekokt aus den Knollen), sollen auch bei der Höhenkrankheit helfen, von der man in den Anden nur allzuleicht befallen werden kann. Die Indianer benutzen auch das giftige Kraut der Kartoffel. Eine Blätterabkochung soll bei chronischer Bronchitis und Rheuma getrunken werden. Die frischen Blätter werden auch auf Hämorrhoiden aufgelegt. Ein Blütentee gilt als Heilmittel bei Brustbeschwerden. Die Kunana-Indianer aus Nordvenezuela versetzen ihr Badewasser mit Kartoffelkraut, um Malariaanfälle zu behandeln.
Als die Kartoffel durch die spanischen Konquistadores, um 1550, nach Europa eingeführt wurde, galt sie zunächst als Heilpflanze und Zaubermittel. Als Nahrungsquelle wurde sie erst spät akzeptiert. In der europäischen Zauberkunde diente die Kartoffel als Heilmittel bei Impotenz oder Frigidität, die durch bösen Zauber oder Hexerei verursacht wurden. Dazu wurden frische, rohe Kartoffeln auf einem Holzkohlenfeuer im Freien gegart und mitsamt der Schale gegessen. In der deutschen Volksheilkunde werden rohe Kartoffelscheiben als Auflage bei Entzündungen im Kopf, in der Brust oder an den Gliedern gebraucht. Rohe zerquetschte Kartoffeln werden auf Geschwüre gelegt. Roher Kartoffelsaft gilt als mildes Mittel, um Sodbrennen zu vermeiden. Bei den verschiedensten Leiden wird eine Kartoffelkur über mehere Tage empfohlen: Morgens Bratkartoffeln mit Kaffee, mittags und abends Kartoffelbrei. Weiterhin verwendet die Volksmedizin rohe Kartoffeln äußerlich gegen Gicht, Rheuma, Hexenschuß, Ischias, Verrenkungen, Magen-Darmkrämpfe, Schwellungen, Blutergüsse, Beulen und Nebenhöhlenkatarrh.
Christian Rätsch: Indianische Heilkräuter.

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Tropischer Frühling

28. März 2010 - 18:07 Uhr

19.3.10 20:38 Der Frühling, der auf sich warten lässt, man selbst in ohnmächtiger Hilflosigkeit der Ungewißheit anheimgegeben, ob er jemals eintreten möge, wo man ihn selbst nur an einem Zeichen festzumachten gewillt ist. Dass das eine, das einzige Blümchen, das man gepflanzt hat, sprieße, wachse und erblühe. Doch das ist mehr als ungewiß.
20:56 Möglicherweise ist es ja grundsätzlich unmöglich, das Pflänzchen überhaupt zum Erblühen zu bringen, weil die atmosphärischen Rahmenbedingungen für selbiges lediglich eine letztendlich tödliche Tortur darstellen. Falsche Erde, zu häufig und zu selten gegossen, optimaler Saaztzeitpunkt sowieso unbekannt; es wäre gleichsam ein Wunder, sollte überhauupt ein zarter Sproß den Weg durch die letalen Wirren des Erdreichs hinauf ans Tageslicht finden.
20.3.0 21:51 Alles was notwendig zu Belebung ist, kann gleichzeitig den Tod bedeuten. So kann das frische Beet dem Samen auch das kühle Grab bedeuten.
Und ist es möglich den ersten Sproß schon zu erkennen, ist die Verlustgefahr bei weitem nicht vorbei. Denn labt man sich im Geiste schon an den wohlgeformten und verheißungsvollen Knospen einer stabil gewachsenen Pflanze, verkennt man nur zu leicht die u26.3.0 20:56 “die u”?!nscheinbaren Signale der leidenden Tropenbewohnerin, die man in der nördlichen Kälte in ein Dahinsiechen gezwungen hat und die einem nur Mißmutig die gefühlskalten Knospen entgegenstreckt, die sich aber nicht freiwillig zu öffnen gedenkt.
Oder hat man doch geschafft, was man sich erhofft hatte und das faszinierende Wesen hat tatsächlich die Vorzüge des gemäßigten Klimas erkannt und sucht nun für sich Mittel und Wege, sich mit den Bedingungen zu arrangieren.
Jedenfalls musste es versucht werden, denn gelingt es, kann sie sich eines neuen Lebensraumes erfreuen, im Bewußtsein, gewissenhaft gehegt und gepflegt zu werden; man selbst darf sich dann an den allerschönsten Blüten erfreuen und dara, etwas unmögliches geschafft zu haben.

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Zitat des Zeitpunkts “Prüfung”

19. März 2010 - 11:34 Uhr

Wer die Fragen nicht beantwortet, hat die Prüfung bestanden.
Franz Kafka

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Presseschau

8. März 2010 - 02:36 Uhr

Es ist mal wieder Zeit, den Äther mit meiner Existenz zu belästigen, diesmal in Form eines Echos. Mir ist es nämlich in der verganenen Zeit über eine längere Phase nicht gelungen, meine Nachrichten zu lesen, weswegen auf ein Mal viele viele auf mich einprasseln mussten, wodurch auch die Zahl der interessanten steigt (leider natürlich auch die der uninteressanten). Jedenfalls denkt man sich dann an einem Tag zehnmal, dass man dazu auch was zu sagen hat. Dieser Tag war zwar nicht heute, trotzdem möchte ich das jetzt erledigen.

Fangen wir ganz leicht an: Die Vorratsdatenspeicherung ist weg. Juhuu! Das schlimme ist nur, es läuft wieder im inzwischen Üblichen Modus ab. Einst sagte man nach einem Verfassungsgerichtsurteil meist “sorry, das is wohl ein bisschen schief gelaufen”, inzwischen heißt es aber nur immer “oh mann, scheiße, wir werden alle sterben, was soll denn der scheiß, spinnt ihr, oder was” und man sucht (immerhin denkt man da das erste mal drüber nach, allerdings nicht substantiell) sofort nach einer umgehenden Lösung, die das gleiche kann, aber nicht verboten wird. Als einzige Hoffnung bleibt mir dabei, dass sie, weil sie nicht verboten wird vielleicht doch nicht das gleiche kann. Ok, das war jetzt vielleicht doch nicht so leicht.

Nächster Versuch: Konservative haben einen geringeren IQ. Ja, das kann ich bestätigen. Naja, nicht wissenschaftlich, aber ich habs halt schon immer gewusst. Sie sind deswegen konservativ und/oder religiös, weil sie nicht die Intelligenz haben, sich auf einer umstrittenen Position und in ungeklärtem Terrain sicher bewegen zu können und halten sich an altbewährtes. In diesem Zusammenhang muss ich nur noch rausfinden, wie ich meinen konservativen Kern so ummünzen kann, dass er nicht meine Intelligenz bedroht. Oder möchte ich das etwa doch? Denn die dummen, religiösen Konservativen haben nunmal laut der Studie auch mehr Geld und sind zufriedener. Da tut man sich also doch am leichtesten, wenn man dumm ist und sich dann der altbewährten Einbildung intelligent zu sein hingibt. So hat man Intelligenz und Sicherheit. Man muss nur schlau genug sein, sich nicht testen zu lassen. Aber wäre das nicht wieder ein Zeichen eines hohen IQ und würde einen wieder unglücklich machen, weil er ja niedrig sein muss, oder ist man dann doch froh, als intelligent zu gelten…

Ich versuchs nochmal: Surfverbot für Raubkopierer. Schon wieder so ein Grundrechts-, Kommunikations- und Internetdings. Und schon wieder merkwürdig. Das Copyright is ja sowieso etwas, wos schon lange Reformbedarf gibt, weils vielleicht noch nie ganz gepasst hat und man auch sieht, dass es nicht funktioniert, wenn die Technik mehr kann. Aber darum gehts garnicht. Verstörend ist für mich, dass die EU meint, man müsse darüber (also jetzt wieder über dieses Surfverbot) unter Ausschluß der Öffentlichkeit beraten, merkwürdigerweise dürfen aber Firmenkonsortien mithören, wenn sie Verschwiegenheit versprechen. Kann man eine Vorgehensweise konstruieren, die noch mehr nach Mauschelei aussehen würde? Verstörend aber auch noch was anderes. Nämlich der Inhalt selbst. Vielleicht habe ich ja doch falsche Vorstellungen darüber, was das Internet geworden ist, welche Bedeutung es in vielen Gesellschaftsbereichen hat und so weiter, aber irgendwie klingt mir “Surfverbot für Raubkopierer” nach “Beinamputation für Ladendiebe”, nur nicht so effektiv. Man möchte also Leute von einem Ort fernhalten, an dem sich inzwischen fast mehr gesellschaftliches Leben abspielt, als auf dem Bürgersteig, damit sie etwas nicht machen können, wofür sie diesen Bürgersteig zufällig benutzen müssen. Das klingt erstmal merkwürdig. Aber so schlimm ist es ja nicht, denn so hart es sein mag, was diese großen Experten sich da ausgedacht haben, es wird wahrscheinlich toll klappen. Ich erklärs mal mit einem Gleichnis: Da waren einmal drei Männer, denen der König verboten hatte zu telefonieren, weil sie für fremde Leute Pizzen bestellt hatten, die diese doch überhaupt nicht wollten. Der erste bat seine Schwester, ihm ihr Handy zu leihen, der zweite fragte seine Freundin, ob sie vielleicht das Telefon für die gemeinsame Wohnung anmelden wolle, der dritte ging in eine Telefonzelle. Und wenn sie nicht gestorben sind, ist die Pizza in 10 Minuten da.

Ich finde, das war jetzt doch recht einfach. Nur soll ich jetzt mit plumper Politik mit oder ohne Internetbezug weitermachen? Mit. Die United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) zensiert sich selbst. Aber es is ja auch echt doof, wenn man sich mal in deren Lage versetzt. Ständig versuchen offizielle Stellen wie diese mit immer neuen Studien zu untermauern, dass erstens alles Drogen sind, was man darunter verstehen will und zweitens genau diese die schlimmsten der Welt sind. Und immer wieder passiert es, dass diese Studien seltsamerweise was anderes aussagen, vielleicht sogar das Gegenteil. Na gut, manchmal passt die Aussage der Studie schon, aber dann schaffts wieder einer nachzuweisen, dass die Studie getürkt oder unwissenschaftlich war. Aber zurück zum aktuellen Fall. Der Mitarbeiter, der das Ergebnis der Studie geschickt bekommen hat, war wohl so ein Naivling, der denkt, wenn ein Ergebnis da ist, muss man es der Öffentlichkeit mitteilen. Also hat er es auf die Institutionsseite gestellt. Gottseidank hat sich irgendwann noch ein politisch versierterer Kollege die Sache angesehen und sofort dafür gesorgt, dass die Sache etwas bereinigt wurde, insbesondere die Passage entfernt, in der die Studie fälschlicherweise zu dem Ergebnis kommt, die strafrechtliche Verfolgung des Gebrauchs einer Rauschgiftsubstanz aus einer obskuren Faserpflanze habe keine verringernden Effekte auf die Zahl der Konsumenten, dafür vergrößernde auf die kriminellen Folgehandlungen der Delinquenten, bewirke dafür aber eine vollkommene Ausschaltung des Jugendschutzes und sorge, so gesundheitliche Schäden ausbleiben, wenigstens für gesellschaftliche Ausgrenzung durch die Bestrafung selbst. Lustigerweise – unsere Internetspezialisten von oben werden das ja wissen – gibt es diverse Server, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Seiten zu Archivieren, um sie auch dann noch betrachtbar zu halten, wenn sie im Original geändert wurden. Nun, beide Links, zur neuen und zur alten Seite finden sich auf der Seite des wunderbaren TAZ-Blogs zu solchen themen, den ich oben zitiere.

Und jetzt ohne Internetbezug: Ich verstehe nicht, dass Leute keine Bezüge herstellen können. Ich habe schon nicht verstanden, warum man sich über das lesen von fremden Emails in Grundsatzdiskussionen verstricken muss, wenn es ein Briefgeheimnis gibt. Kann einem tatsächlich diese Parallele entgehen? Und wie kann man etwas Online-Durchsuchung nennen und dann trotzdem übersehen, dass es schon etwas wie eine Hausdurchsuchung gibt, wobei der Unterschied nur ist, dass man durch ein Portal statt durch ein Port kommt und die Ordner schwerer zu tragen und aufwendiger zu kopieren sind? Und jetzt ratet mal, wer eine Online-Durchsuchung erlauben muss (Hinweis: die Hausdurchsuchung genehmigt ein Richter)? Diesmal ist den Leuten total entgangen, dass es eine Ähnlichkeit zwischen Parteispenden und Parteisponsoring geben könnte. Kann man ja auch mal übersehen. Um transparent zu machen, ob jemand versucht, eine Partei zu bestechen, müssen Spenden größer 10’000 Euro oder so spendernamentlich veröffentlicht werden. Das Gesetz hat man leichtfertig in einer Zeit gemacht, in der die Sache mit der Schweiz und Luxemburg noch einfacher war. Nur muss mans jetzt halt anders machen: man lässt sich nichts spenden, aber lässt sich halt was sponsern. “Du darfst mir zwar kein Geld geben, dass ich mir eins kaufen kann, dann gib mir halt einfach ein Bier AUS.” Das ist durchaus clever, schade aber, dass nie einer auf die Idee kommt, öfter als einmal zu behaupten, dass er der Meinung ist, dass das eine bösartige und keine blödartige Umgehung von Kontrollmechanismen war. Die scheinens auch nicht mehr nötig zu haben, denn nun hört man wieder, dass die Spender einer (wechselhaft) großen liberalen Partei erstaunlich oft die Entourage eines gewissen Außenministers, der Hotels voll cool findet, stellten.

Und jetzt was wirklich einfaches, da muss ich garnicht viel selber dazuerfinden, ich wollts nur erwähnen, weils mich fasziniert: Das Erdbeben in Chile verschob die Erdachse. Kurz und schmerzlos: beim Rütteln verschieben sich Massen richtung unten/innen, dadurch wird die Erde grundsätzlich mal schneller (man erinnere sich an den Eiskunstläufer, der sich auf dem Bürostuhl im Kreis dreht und, weil er die Möbel nicht mit den Kufen verkratzen will und die Ming-Vase nicht vom Beistelltisch schmeißen, Arme und Beine anzieht und dadurch so schnell wird, dass ihm dann schlecht wird und er blöderweise den Perserteppich vollkotzt. Ich glaub, dafür gabs ne Bronze-Medaille.) Und je nach Lage zum Äquator kann sich dadurch eben auch die Schieflage ändern. Toll.

Zum Schluß wirds nochmal kompliziert: Mir ist eine weitere Parallele aufgefallen, die allerdings – wie ich zugebe – diesmal nicht nötigerweise bemerkt hätte werden müssen/sollen. Diese Parallele betrifft “Sexualassistent” und “sexuelle Dienstleister”. Letzteres ist eine mit dem Tafeldienst vergleichbare Aufgabe, zu der man bisweilen im Odenwald-Internat eingeteilt werden kann, insbesondere wenn wichtige Gäste die Modellschule besuchen kommen. Seien wir froh, dass die Zeit offenbar reif war, das Thema (das erstaunlich weit verbreitet ist) endlich debattiert wird. Leider muss man bei solchen Themen immer auch hoffen, erstens, dass man überhaupt sinnvolle Schlüsse daraus zieht und ebensolche Maßnahmen ergreift (vor allem Bildungspolitiker zeichnen sich durch bemerkenswerte Idiotie aus, wenn es darum geht, geeignete Schritte für oder gegen etwas einzuleiten), zweitens, dass es nicht zu viele Unschuldige trifft. Nicht falsch verstehen, man sollte jeden dieser fiesen Wichser zur Rechenschaft ziehen, vor allem auch die, die gewußt und gedeckt haben, aber in solchen Zeiten ist es leicht mal möglich, gesteinigt zu werden, nur weil man als Sportlehrer dem Jungen mit dem gebrochenen Bein geholfen hat.
Die Sexualassistentin in dem anderern Artikel hingegen mass(turb)iert [schade, dass es nicht ganz hinhaut] auch Menschen, deren Zustimmung zum teil nicht ganz gesichert erscheint. Diese Menschen sind nämlich dement. Mit den aussetzenden Kontrollmechanismen verschwinden die Hemmungen und die Triebe schlagen teilweise ungefiltert durch, was Probleme verursacht, weil Opa zum Beispiel anfängt, ständig rumzugrapschen. Die Sexualassistentin lässt den Trieb sich abreagieren und er flammt weniger auf. Der Gedanke fühlt sich merkwürdig an, klingt aber ehrlich betrachtet doch logisch. Es gibt einfach immer wieder überraschende Berufsbilder.

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Großartig?

18. Februar 2010 - 14:53 Uhr

Lese ich heute, eine Studie habe ergeben, dass die Größenbezeichnungen auf Kondomverpackungen mutmaßlich Konsumenten zu falschen Käufen brächten. Das Problem bestehe darin, dass verstärkt zu große Überzüge erworben würden, was neben mangelndem Kopulationsgenuss (zusätzlich zu dem durch das von vornherein – möglicherweise keine glückliche Wortwahl – zu kleine Genital) auch Sicherheitsrisiken hinsichtlich der Funktionstüchtigkeit der Saftsperre beinhaltet. Irgendsoein Sachverständiger äußerte daraufhin, es könnte sinnvoll sein, die kleinste Größe als Large zu bezeichnen und die weitere Produktpallette mit Steigerungsformen zu bedenken.
Das liegt sicher auch im Sinne der Hersteller, da zuletzt die Umsätze in den Größen “mickrig”, “lächerliches Würstchen”, “bist du überhaupt ein Mann” und “früher hatten Grundschüler noch keinen Sex” stark eingebrochen waren. Um herauszufinden, ob die gekaufte Größe die richtige ist rät die BZgA: “Sollten sie sich nicht sicher sein, ob es so gedacht ist, das nach dem Abrollen übrige Material entweder um die Hüfte herum zu verknoten oder zur Sicherheitssteigerung über die Hoden durch die Poritze und den Rücken gespannt von hinten über den Kopf zu ziehen: es ist nicht so gedacht.”
Ich bin mir nicht sicher, ob die Umskalierung erfolgreich sein wird, oder ob sich der Penisneidige (möglicherweise unter vorgestellter Beobachtung) trotz durch Kauf verbriefbarer “Large”-Eigenschaft nicht – vor das Regal und damit die Wahl gestellt – doch wieder für “Giant” entscheiden würde. So wäre nach einer kurzen Übergangsphase wieder alles beim alten, außer dass ich mich unnötigerweise umgewöhnen musste, wo ich doch momentan höchstzufrieden bin, nachdem ich für mich die angenehm straff sitzende “Obelisk”-Größe entdeckt habe.

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Geheimnummernspiritualität ohne Dartzusammenhang

18. Januar 2010 - 22:56 Uhr

6.1.9 10 24:00 Heute gilt es, eine Rechenaufgabe zu lösen. Wir haben zwei Ziele vor Augen. Eines hat die größere Treffenswahrscheinlichkeit, das andere im Gegenzug eine potentiell größere Erfüllungsverheißung.
Ich bin im Dart nicht so bewandert, aber ich glaube, es läuft darauf hinaus, dass man sich zu entscheiden hat, eher auf das Bulleye (50) oder die Tripelzwanzig (60) zu zielen. Der Erfolg bei der Tripelzwanzig ist deutlich höher – vielleicht ist er bei diesem Spiel nicht ausgeprägt genug – als beim Bulleye, allerdings liegen die Versagenszenarien bei 25 zu 20 und 10. Und das stimmt schon nicht mehr.
7.1.10 19:41 Drauf geschissen, das hat doch alles keinen tieferen Sinn.
Nicht so tief wie die beseelte Welt da draußen, wo man einen Brief bekommt, der so unheimlich offensiv unscheinbar aussieht, dass man sich gleich denken muss “Da sind doch mit Sicherheit keine sensiblen Bankunterlagen drin”.
Und tatsächlich, man bekommt dann das kleine Briefchen mit der Geheimnummer für die neue Lreditkarte, die wegen der ganzen Feiertage doch am selben Tag ankommt, obwohl sie ja aus Sicherheitsgründen extra getrennt verschickt worden war. 8.1.10 20:50 Diese Geheimnummer ist ja eine Zufallszahl, wie immer behauptet wird; mal abgesehen davon, dass dem Zufall eine kleine Reihe von Ereignissen genommen werden wie 0000, 1234 und so.
Jedenfalls bekomme ich diese Zahl und denke mir, schon wieder sone Zahl, ich bring doch eh schon alle durcheinander (tatsächlich wundere ich mich immer wieder, wie ich es jedes mal schaffe, mein Handy zum Laufen zu bringen), als ich mich jäh unterbrechen muss, weil ich festgestellt habe, dass sie ein einziges Symbol ist. Für was, muss ich verständlicherweise verschweigen.
15.1.10 9:25 Jedenfalls ist mir plötzlich klar, dass genau diese Nummer meine Geheimnummer sein muss. Von Merkschwäche kann garnicht mehr die Rede sein, vielmehr ist es verwunderlich, dass diese Zahlenfolge in dieser kurzen Zeit in mein Gedächtnis brennen konnte.
Viel wichtiger ist allerdings die Frage, was mir die Welt damit sagen will. Mal wieder schreit sie mir entgegen, dass sie tatsächlich beseelt ist und steckt mir schmunzelnd einen Zettel mit Zahlen zu, von denen ich schon lange wollte, dass sie mir gehören.
16:05 Da könnte man natürlich drüber schwadronieren, dass es doch einfach purer Zufall sein muss, dass ich gerade diese Zahlen bekommen habe, ja noch viel mehr es nichtmal “gerade diese Zahlen” sind, sondern ich mir sicherlich in so manche Kombination alles mögliche hineininterprätiert hätte, um hinterher behaupten zu können, das es “gerade diese” sind.
Und das ist AUCH richtig. Möglicherweise ist Spiritualität nur eine Folge von Langeweile. Aber es ist halt einfach schön!
24:54 1. Nachtbus Und trotzdem mehr als das. Man muss an dieser Stelle tatsächlich keine theologischen Diskussionen führen, es reizt mich nur zu bemerken, dass jemand der sich entscheidet, nach – gerne auch willkürlichen – Symbolitäten zu suchen, durch diese Tätigkeit immer wieder mal Meine erste Nachtbusschlägerei, also subpassiv; ich bin Zuschauer im umfriedeten Vehikel. Es fuhr darum erst um 25:09 vom Kö ab. sich durch die Welt positiv überraschen zu lassen vermag. Nein, momentan entdecke ich keinen Grund dafür.
Meine Welt bleibt foglich beseelt, wobei vollkommen unerheblich ist, ob ich sie beseele oder diese Aufgabe ein übernatürliches Prinzip übernimmt.

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Arme, Vögel

7. Januar 2010 - 23:33 Uhr

Ich musste letztens mal feststellen, als ich recht lustlos aus dem Fenster blickte, dass es mich wahrscheinlich schon nerven würde, wenn ich ein Vogel wäre, und zwar aus dem Grund, dass ich keine Arme hätte.
Nunja, ich wäre gerne mal Vogel auf Zeit, weil fliegen is sicher total cool, aber als dieser Vogel da so auf dem Boden rumhüpfte dachte ich mir schon, wär doch schon cool, wenn er da jetzt auch ein bisschen rumwurschteln könnte mit zwei Armen, vielleicht ne Nuß schälen, egal.
Als ich dann meinem Umfeld sagte, wie es sich mit meinem Geflügelincarnationsenthusiasmus und der Armproblematik verhält, wurde ich nur darauf hingewiesen, dass ich ja als Vogel nicht wüsste, dass ich keine Arme habe, bzw. besser, welche haben könnte.
Aber das geht doch total am eigentlichen Ziel vorbei! Was bringt es mir denn, ein Vogel zu sein, wenn ich das nicht als ich sein kann. Dann könnte ich doch gleich ein Vogel sein. Und ich weiß nicht, ob Vögel es so cool finden, Vögel zu sein. Jedenfalls will ich das ja aus der Neugierde heraus, wie es ist, fliegen zu können…
Und da ist es mir auch klar geworden. Nicht sofort, aber als ich Wochen später ein anderes Problem geträumt habe, und auch nicht dann, sondern jetzt. Das Problem ist mir nicht ganz klar, weil ich auch nur geträumt habe, aber es geht darum: wenn sich ein Gott zum Mensch macht, kann er sich ja danach nichtmehr zum Gott machen, denn Menschen können das ja nicht, also müsste er entweder aufgeben Gott zu sein oder er würde bei seiner Aufgabe total versagen, aber Gott kann ja schließlich alles.
Das Problem ist nur, da ja die ganze Schöpfung in Gott zusammenläuft, müsste sie sich auflösen, sobald Gott sich zu einem Teil davon macht. Er müsste also so eine Art Eieruhr aufstellen, die er an den Nagel seiner Göttlichkeit hängt (den Spruch muss ich mir wirlich für eine grandiose Anmache merken) und die innerhalb ihrer Laufzeit seine Göttlichkeit parkt, während er Menschlichkeit praktiziert und die ihn hinterher wieder rauszieht.
Aber ich glaube eine Eieruhr, die sowas kann, ist eine ganzschön komplizierte Maschine. Genau da kommt dann auch der Teufel ins Spiel, weil der steckt bekanntlich im Detail.

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Eine Weihnachtsgeschichte

6. Januar 2010 - 10:33 Uhr

25.12.9 27:15 Ich glaube, mir wurde gerade eine Schachtel Kippen geklaut. Warum nur? Ich weiß es nicht.
Es wäre zwar immernoch möglich, dass sie mir nur entzogen wurde, doch glaube ich das ehrlich gesagt nicht. Ich habe nämlich jemanden in Verdacht gebracht, der nicht berechtigt und wohl nicht befähigt wäre, mir sie nur zu entziehen.
Mein Schuh hatte mich auf ein Niveau gezwungen, von dem mir nicht möglich war, zu beobachten, was mit ihnen geschah. Auf diesem Niveau war mir gleichzeitig – nennen wir es Crux, um weitschweifendere Konstruktionen zweier Gedankenstriche zum Dank – nicht bewußt, daß ich die nämliche beobachtende Vorsticht hatte walten lassen müssen.
Denn in Abhängigkeit von der Bälde des Verschwindens meines Freundes war das aktive Verschwindenlassen meiner Kippen durchaus einer relativ hohen Dreistigkeit geschuldet, ohne hier jetzt eine entlastende [?] Kausalitätskette schmieden zu wollen.

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Der Knopf

25. Dezember 2009 - 22:11 Uhr

Er saß wie immer auf seinem Stuhl vor dem Schaltpult. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann er hierhergekommen war, noch viel weniger, warum.
Eigentlich war er schon immer hier und saß vor seinem Schaltpult. Außer wenn seine Schicht vorbei war und er durch den kleinen Gang in das kleine Zimmer ging, wo sein Bett steht, der kleine Tisch, auf dem sich immer wieder aufs neue eine Mahlzeit befand, in diesen kantinenmäßigen Tellern, die aus so kleinen Näpfchen bestehen. Darauf befand sich auch immer so eine Plastikglocke, die wahrscheinlich das Essen warm halten soll, das hat auch immer geklappt eigentlich. Es ist immer angenehm appetitlich, allerdings in seiner Eintönigkeit. Die Plastikglocke war auch am nächsten Tag wieder ganz, als er sie am Vortag wütend zerbrochen hatte.
Dann war da eigentlich nur noch sein Regalbrett mit den Büchern und und dem vergilbten Foto von der jungen Frau. Er hatte inzwischen vergessen, wer genau es war, aber sie war mit ihm verwandt, das wusste er noch. Sie war also entweder seine Frau, seine Tochter oder seine Mutter in Jugendjahren, denn wäre sie entfernter verwandt, wüsste er das sicherlich.
Seine Bücher hatte er noch nie ernsthaft gelesen, vielmehr nur immer wieder mal in einem geblättert, meistens in dem Pilzbestimmungsbuch, weil da einige Abbildungen drin sind. Das ist etwas schöner, als in den anderen Büchern zu lesen, wo nur Text drin ist und die allesamt nicht wirklich sein Geschmack sind. Sie sind nunmal da. Etwa 5 Bücher sind es. Irgendwas von Kafka, die Bibel, ein Krimi und eine Märchensammlung. Vielleicht noch etwas, aber daran kann er sich momentan nicht erinnern. Seine Aufgabe ist ja schließlich nicht, irgendwelche Buchrücken auswendig zu lernen, sondern vor seinem Schaltpult zu sitzen und Wache zu halten. Zumindest war und ist er davon immer überzeugt.
Das ist kein einfacher Job. Genauergesagt hatte er ihn vielleicht bis jetzt noch nicht verstanden. Zumindest grübelte er immernoch über die Instruktionen nach.
Damals waren irgendwelche wichtigen Leute dabei gewesen, als er hierher gebracht wurde.
Er war anfangs etwas schockiert über die Schmucklosigkeit des Raumes. Die charakterlos eierschalig getünchten Betonwände ohne Fenster gaben dem irrwitzig großen Schaltpult zwar genug Raum, allerdings übte die Konturlosigkeit im gleichförmigen Neonlicht sofort eine beklemmende Unbehaglichkeit aus.
Über den ganzen geschäftig-zeremoniellen Ablauf seines Amtsantritts hinweg kam er auch nicht dazu, sich darüber Gedanken zu machen, warum es so eines ausnehmend großen Schaltpultes bedurfte, um darauf lediglich einen einzigen Knopf anzubringen.
Auch dessen Funktion wurde ihm nicht klar; sie ist es bis heute nicht. Er weiß sehr wohl, dass ihm bedeutungsschwer erklärt wurde, es könnte eines Tages – was Gott verhüten möge – nötig sein, dass er den Knopf betätige, um “großes Unheil von der Menschheit abzuwenden”, doch fehlte ihm, zumindest rückblickend, die Information, woran er das dann erkennen solle.
Trotzdem würde er wohl einen riesen Ärger kriegen, falls er einen Fehler machen würde. Was bewirkt denn eigentlich dieser dumme Knopf? Darüber hat keiner auch nur ein Sterbenswörtchen verloren. “Wendet großes Unheil von der Menschheit ab”!
Um ehrlich zu sein wirkt dieser merkwürdige Bunker mit dem Knopf manchmal wie ein Raketenkontrollraum. Also hat er vielleicht den Finger am Abzug. Aber wie sollte das denn bloß Unheil von der Menschheit abwenden?
Außerdem ist es überhaupt total unlogisch und auch unverantwortlich, jemanden völlig ohne Informationen am Abschußknopf sitzen zu lassen. Woher sollte er denn wissen, wann es nötig wäre zu feuern?
Keine Anzeige, kein Telefon, nichteinmal eine Kontrollleuchte, nichts. Das kann ja fast garnicht sein. Aber es ist so, die Zeiten, in denen er täglich stundenlang jeden Quadratzentmeter des Schaltpultes, des Bodens, schließlich sogar die Decke untersucht hatte, ob sich nicht doch irgendwo ein versteckter Schalter, eine Klappe oder wenigstens irgendwas befand, was irgendeinen Aufschluss bringen könnte, waren schon längst vorbei.
Da war definitiv nichts. Also konnte es wohl keine Abschusskontrolle sein. Das wäre blanker Irrsinn. Es muss was anderes sein. Nur, was konnte es denn sein. Seine Suchaktionen förderten ja auch keine Anhaltspunkte zutage, dass er in irgendeiner Form überwacht wurde. Dass es ihm trotzdem nie gelungen war, eine der Personen zu treffen, die offenbar hier Ordnung machten bzw. eine frische Mahlzeit hinstellten, wenn er sich im anderen Raum befand, hatte ihn schier wahnsinnig gemacht.
Nachdem er wochenlang rastlos nach immer neuen Mustern und in so unregelmäßigen Abständen wie möglich die Zimmer in Unordnung brachte und vom einen ins andere ging, kehrte er irgendwann deprimiert wieder zu seinem Schichtdienst zurück, von dem er sich oft nichtmal sicher war, ob er ihn sich nicht doch selbst auferlegt hatte, es gab ja keine Uhr und kein Signal, nichts, das einen Anfang oder ein Ende einer Schicht kennzeichnen hätte können. Und wenn er in seinen Raum ging, war dieser aufgeräumt und es befand sich eine neue Mahlzeit darin. Wenn er nur antäuschte und bald in den Raum zurückkehrte, fand er ihn unverändert vor. Aber niemals war es ihm gelungen, jemandem zu begegnen, und sei es auch nur indirekt durch Anzeichen einer eilig unterbrochenen Aufräumaktion.
Wie dem auch sei, er saß nun wieder regelmäßig an seinem Pult, das war seine Aufgabe, was war denn auch zu tun? Trotzdem, in all der Zeit, die er nun schon hier war, war ihm kein sinnvolles Szenario eingefallen, das erforderte, dass einer quasi Wache hält, während er keinerlei Informationen über das zu bewachende Objekt erhält.
Unheil von der Menschheit abwenden. Klingt ganz schön großkotzig. Wie war er eigentlich dazu gekommen? Schon wieder so ein unbefriedigendes “Keine Ahnung”. Erinnerungen an sein Leben vor seiner Zeit hier waren in seinem Gedächtnis so gut wie nicht vorhanden.
Und von dem was er wußte, konnte er sich auch nicht sicher sein, ob er sich nur irgendwelche Klischees eingebildet hatte, Häuschen in der Vorstadt, spielende Kinder im Garten, jeden Morgen mit Aktenkoffer aus dem Haus, abends nach Hause, das Essen steht auf dem Tisch, Sonntag Nachmittag Kaffee und Kuchen.
Es konnte wirklich nichts Wichtiges sein, was er hier tat, dafür war es offensichtlich zu merkwürdig hier beziehungsweise er zu uninformiert oder unqualifiziert.
Dass er trotzdem seit Jahren unter Freiheitsentzug stand, konnte auch genau das bedeuten: er stand unter Freiheitsentzug, war ein Gefangener.
Aber was war sein Vergehen. Da war beim besten Willen nichts. Woran sollte er sich auch erinnern, wenn er sich nicht erinnern konnte. Hatte man ihn unter Drogen gesetzt, hypnotisiert? Aber wozu dann diese Amtseinführung mit der Ansprache vom Unheilabwenden? Oder hatte er sich das nur eingebildet?
Unsinn! Das war genauso real wie die momentane Realität. Und die ist ja das eigentliche Problem.
Denn wenn das hier Strafvollzug ist, dann ist das eindeutig eine der aufwendigsten Formen, die er sich vorstellen konnte. Sowas zieht man doch nicht für einen einfachen Gefangenen auf, dieses Theater mit der absoluten Isolation.
Politischer Gefangener! Das wäre natürlich ne Nummer! Geheimdienst! Oder vielleicht war er dieser Typ, der weiß, wie man Wasser in Benzin verwandeln kann und die Ölmultis krallen sich ihn und stecken ihn – in einen Bunker? Purer Nonsens!
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum er sich an nichts von früher erinnern kann. Er hat bereits jede mögliche Geschichte seiner selbst unzählige Male durchgedacht, so dass er schlichtweg nicht mehr herausfinden kann, welche nun eigentlich die echte ist.
Fest steht wohl nur eines: entweder man will ihm die Freiheit rauben, indem man sie ihm aufs Ausgefeilteste entzieht, während man ihm mittels des Knopfes eine Restfreiheit suggeriert oder man hat ihn verantwortungsvoll mit umfassendem Vertrauen ausgestattet an einen höchst wichtigen Posten gesetzt, dessen Erfüllung notwendigerweise aller dieser Entbehrungen bedarf, möglicherweise bis hin zu seiner absoluten Unkenntnis seiner Aufgabe.
Nun, wie hatte er sich in diesen beiden Fällen zu verhalten? Als Grundsatz für beide Fälle entschied er, sich ausdrücklich und erkennbar nach freiem Willen handelnd verhalten und dadurch seiner charakterlichen Stärke Ausdruck verleihen zu wollen.
Wenn er hier gefangen war, musste er davon ausgehen, zu Unrecht eingesperrt zu sein, da er sich keiner sträflichen Handlung bewußt war, noch sich vorstellen konnte, zu so einer fähig zu sein. Schon garnicht konnte er sich an einen Process erinnern und nur durch das Urteil eines solchen konnte er sich ja rechtmäßig hier befinden.
Als Retter der Menschheit oblag es ihm – diesen Anspruch stellte er an sich selbst – seine Aufgabe verlässlich und gewissenhaft auszufüllen. Das musste in diesem Falle bedeuten zu handeln, wenn Handeln geboten war. Und offenbar hatte er die Entscheidung darüber selbst und unabhängig von äußeren Einflüssen zu treffen.
Scheiß drauf! Unter allen Szenarien war die einzige Möglichkeit, die Freiheit seines Handelns auszudrücken, eben zu handeln, auch wenn dieses Handeln möglicherweise determinierter sei als Nicht-Handeln, zumal seine einzige Handlungsmöglichkeit darin besteht, diesen Knopf zu drücken.
Er war jetzt überzeugt, er würde diesen Knopf drücken, egal ob es nun zur Konsequenz haben sollte, der Menschheit einen Dienst zu erweisen oder sie auszulöschen oder nur sich selbst in Ausführung perfider psychologischer Selbstmordhinrichtungsmethoden perverser Beamter eines totalitären Statsapparates.
Er wird drücken, definitiv, und damit dieser unerträglichen Situation ein Ende machen, in der er inzwischen nurnoch mit Mühe unterscheiden konnte, ob er träumte oder wachte, da er in beiden Zuständen mittlerweile ausschließlich damit beschäftigt war, wie ein Tiger im Zoo vom einen in den anderen Käfig zu schleichen und sich darüber das Hirn zu zermartern, wie es dazu gekommen war oder warum.
Einmal ging er noch in seinen Schlafraum. Eine Mahlzeit, eine – erstaunlich tiefe – Nachtruhe wollte er sich noch genehmigen.
Er stand auf, zog sich in Ruhe mit größter Sorgfalt an, machte sein Bett und widmete jedem Detail seiner kargen Behausung noch einen Moment seiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Er ging hinüber, nahm auf seinem Drehstuhl Platz und wischte, wie immer, mit dem Staublappen über das Pult, rückte den dort befindlichen Block und Bleistift zurecht. Nun war es so weit.
Er drückte den Knopf und wendete damit großes Unheil von der Menschheit ab.

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Schreiben Ohne Promille

27. November 2009 - 18:11 Uhr

29.10.9 24:30 Das ist nun auch das erste Mal: ich schreibe an gegen die Nüchternheit. How come?
Ganz einfach: ich habe nichts zu trinken, obwohl ich mich auf einer Party befinde.
Zu viele Leute, zu wenig Zapfstellen.
Und heute bereue ich ausnahmsweise, nicht richtig vorgeglüht zu hab en. Diese Unsitte der abendländischen Jugendkultur wird vor dieser Szenerie lebensnotwendig.
Denn wer sich auf ein Besäufnis freut und nach Mitternacht immernoch ein klares Schriftbild produzieren kann, dessen Stimmung wird zwangsläufig kippen müssen. Und nur von seiner Persönlichkeit wird es wohl abhängen, wohinn [sic] er kippen wird.
Das klingt allerdings alles etwas düster. Zu düster vielleicht. Das Problem ist, ich bin zwar einerseits mit etwas Geduld ausgestattet, jedoch wurde diese vorhin auf eine harte Probe gestellt und reicht wohl momentan nicht mehr aus, mich durch eine Bierschlange zu warten, lediglich genügen würde sie wohl, abzuwarten, bis der Ansturm ein wenig versiegt. Aber das wird nie geschehen.
26:00 Sowohl hatte ich 5 min. später meine 2 – der Mensch denkt ja voraus – Bier, als auch der Satz vorhin Sinn ergeben hatte – aus demselben Grund. Vielleicht beweist sie ganze Chose (schreibt man das so?), dass die Entspannungstaktik, nein, die unaufgeregte Vorgehensweise die hilfreichste ist. Bzw. die erfolgversprechendste, das stimmt allerdings auch nicht. Die preis-leistungs-beste?
26:36 Ich trinke mich zur Selbstzufriedenheit. Interessanterweise ist das auch besser zu lesen. …und plötzlich ist alles sehr viel einfacher.

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